Weil der Mensch ja nicht immer wie bescheuert Pisten runterrasen kann, (mit Erstaunen habe ich in diesem Jahr festgestellt, dass der Reiz, irgendwo mit eigener Kraft hinaufzusteigen, um runterzurasen für mich deutlich an Attraktivität gewonnen hat und dieser Tiefschnee erst, aaah), habe ich eines Tages den gelben Postbus genommen und bin gleichfalls sehr rasant und kurvenreich hingereist, wovon unser heimisches Käsblatt mit Begeisterung berichtet hatte: Zur Kunstausstellung (Superwort) im Hospiz in St. Christoph.
Das Hospiz, im 14. Jahrhundert erbaut, war ehemals, wie Wikipedia weiss, eine Einrichtung zum Schutz der Reisenden vor Wetterkapriolen. St. Christoph liegt direkt unterhalb der Arlberpasshöhe (1793 M.), an einer Route, die mindestens ab dem 14. Jahrhundert als fahrbarar Handelsweg zwischen der Bodensee-Region und Italien genutzt wurde. Heute beherbergt es ein gediegenes 5-Sterne-Hotel, an dessen Rezeption meinem Ansinnen, die Kunst zu besichtigen mit nur einem winzigen Augenbrauenzucken freundlichst entsprochen wurde.
Ich führe Sie gleich herum, in fünf Minuten zwitscherte das zuständige reizende Wesen. Ich habe dann, anstatt zu warten, lieber einen Kaffee und ein sehr gutes Stück Käsekuchen eingenommen. Um die Führung konnte ich mich auch drücken, ganz alleine dürfte ich durch die Katakomben wandern, nun war es Zeit für meine Augenbraue, denn: Naja.* Bis auf die Plakate, die kennen Sie ja schon. Allerdings, egal wie man maulen möchte, das Konzept finde ich sehr toll, es gibt hier nämlich den Artist in Residence: Der Kunstsammelnde und Hotelbesitzende Florian Werner stellt Künstlerinnen und Künstlern während des Winters ein Atelier zur Verfügung. Und zeigt anschliessend ihre Arbeiten. Und als ich immer weiter wanderte, fand ich auch das ein oder andere, an dem ich mich erfreuen konnte, so dass meine Brauen sich wieder beruhigten.
Und ich bedauerte ein bisschen, dass ich ganz und gar nicht nach 1980 geboren bin, denn ein Winter hier oben könnte mir schon gefallen. Ich würde dafür sogar so Kunst machen. Oder Fotos von Kunst.
Ach ja, auch sonst waren alle da. Ich habe die Wall of Fame nicht so genau studiert, aber der Typ in weiss kam mir bekannt vor. Ich bin trotzdem schnell wieder heim auf meinen eigenen Berg. Gerade noch so, denn es schneite Hunde und Katzen. Oder noch grösser. Junge Giraffen.
* Genießen Sie heute auf’s Neue die legendären Montezschen Kunstkritiken, die Sie aufgrund erheblicher Nachfrage bestimmt bald als Abo erhalten können.