Archiv für den Monat: November 2012

Was ich gerne nicht mehr lesen hören sehen würde

aus aktuellem Anlass
Stilikone
Vollpfosten
Drei Liter Wasser am Tag
blank ziehen
Swarovskikristalle
befüllen
Jakobsweg
Emotionen
superlecker munden
It-…
Geschmacksexplosion
Pippa
mokieren (statt monieren)
eine Dusche nehmen
nicht wirklich
Das geht ja gaaar nicht
Sexsucht
Markus Lanz
ich muss ganz ehrlich gestehen …
Schmusesänger
Hipster
wie die/der tickt
Hochnebel
am Ende des Tages
zeitnah

tbc

Und das würde ich gerne zu Weihnachten verschenken. Nicht bekommen.
Ne, also erst bekommen und dann verschenken. Jetze.

Nachts

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Es ist Krieg und wir wissen, dass sie heute nacht kommen werden. Es gibt nur eine Möglichkeit: In die Schweiz (mir fällt da in der Nacht ein, dass ich die Tollwutimpfung für den Trotzki vertrödelt habe). Es ist alles sehr bedrohlich, gefährlich und undurchsichtig.

Ab jetzt albern: Das mit der Flucht klappt, die Mutter muss allerdings erst noch irgendwohin und will nachkommen. Wir bekommen Asyl bei Freundin K. (echte Ostschluse, wie sie selbst sagt) die mit Mann und Kindern dort lebt (in der Schweiz?). Allerdings unter freiem Himmel. Und wenn es regnet? Wenn es regnet, kuscheln wir uns halt alle eng zusammen. Es sei so schön, immer die Sterne zu sehen. Alle Familienmitglieder haben wie eigene Zimmer, jeweils eine Art Lichtung, auf der ein Feldbett steht. Ich bin befremdet (nicht mal ein Zelt?) und mache mir Gedanken, wie die Mutter auf einer solchen Pritsche schlafen soll.

K. muss dann weg und ihr Mann und ich beginnen sofort eine Affaire. Ich habe ein schlechtes Gewissen, er nicht. Er hat schöne braune Augen.

Später gehe ich in ein altmodisches Atelier, wo ich zusammen mit vielen anderen von Herrn Gerhard Richter in Malerei unterrichtet werde. Alle sitzen verstreut vor beschmierten Staffeleien und lauschen ehrfürchtig den Worten des Meisters. Ich finde ihn bisschen langatmig. Auf der Fensterbank liegen in einer Reihe, von Richter mit grauer Acrylfarbe bemalte Steine. Ich stecke zwei in die Tasche, sind sicher was wert, wer weiss, wofür die noch gut sind.

Als ich zurückkomme ist die Mutter angereist, stinkwütend, weil sie mich nicht gleich gefunden hat. Ist doch gar kein Haus unter dieser Adresse. Dann wache ich auf.

Beides mit B.

Bei meinem Morgenspaziergang durch die Schmuddelecken des Internets Universums, haben zwei dufte Bienen mein Herz erwärmt:

Brauchen wir wirklich noch eine Modelshow?
Bar Refaeli (Fotomodell usw.): Ja! Es ist für 99,9 Prozent der Mädchen der ultimative Traumjob, weil sie glauben, dann wie eine Prinzessin behandelt und bewundert zu werden! Egal, ob in der Architektur, der Kunst oder bei Menschen – wir gucken uns lieber schöne als hässliche Dinge an.

Carla Bruni (Ex-Fotomodell usw.) mehr so allgemein: In meiner Generation müssen wir keine Feministinnen mehr sein. Ich bin überhaupt keine militante Feministin. Im Gegenteil, ich bin bürgerlich. Ich liebe das Familienleben, ich liebe es, jeden Tag das Gleiche zu tun.

Wie schön, dass die jungen Mädchen auf so weise Damen als Vorbild zurückgreifen können. Die sich richtig auskennen. Und ich wusste es schon immer: Feminismus ist das Gegegenteil von Bürgerlichkeit. Na logisch.

Trautheim

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Ist schon eine Weile her, dass ich in der Süddeutschen diesen Artikel über die Toskanisierung Bayerns las, und damit meinem Unbehagen über die mich umgebenden Neubaugebiete einen Namen geben konnte. Hier das Gleiche, in meiner Kindheit der Renner: Alpine Landhäuser mit Dallaseinfluss, trutzig hölzerne Balkongeländer und weiße Gartenlampen, großzügig über riesige Rasenflächen verteilt. Jetzt das Toskanahaus, terracottafarben, in Schwammtechnik getüncht die Fassade, im Garten die Venus von Milo und mehr Skulpturales aus dem Baumarkt. Nur im besten Falle nüchterner Minimalismus angereichert mit Fransensonnenschirm, Loungemöbeln und flouriszierenden Scheiben im Vorgarten.

Das wär’ mir ja egal. Wenn nicht die alten Häuser nach und nach weichen müssten, oder bis zur Unkenntlichkeit renoviert würden. Weg mit den Fensterläden, den schiefen Mauern, dem bröckelnden Putz. Ach, am besten ganz weg, wenn es nicht gerade Fachwerk ist. Das darf bleiben. Ist schließlich historisch.

Wie es der Zufall will, mache ich gerade ein Magazin, in dem es um den Mythos Dorf geht, besungen und weichgezeichnet in Zeitschriften wie Landlust, Landidee usw. Und unsere Gemeinde stellt am Sonntag feierlich ein Buch mit historischen Bilddokumenten (oh, schau mal, unser Haus …) zur Demonstration der großartigen Entwicklung unseres schönen Dorfes vor. Die Entwicklung zum Grauen. Scheint nur mir so zu gehen. Ich werde nicht müde, mich zu fragen warum die Abscheu gegen alles, dem man seine Vergangenheit ansieht hier kaum weniger geworden ist. Dass man nach dem Krieg die Erinnerungen an Zeiten loswerden wollte, mit denen man lieber nicht in Zusammenhang gebracht werden wollte, meinetwegen. Aber die jungen Leute? Neu, modern, toskanisch. Weg mit dem alten Schamott.

Als Kind habe ich geheult, wenn es wieder eines der schiefen alten Bauernhäuser erwischt hat, inzwischen bin ich nur noch kurz davor. Zu allem Unglück wurde ich dann noch eine Restauratorin, die ehrfürchtig vor jeder schäbigen, liederlich verputzten Wand steht, die aus dem Mittelalter stammt, aber wirklich sehr schmuddelig aussieht. Aber ein Glück, hier bei uns findet sich immer ein munterer Handwerker, der das geschwind neu in Ordnung bringt.

Nicht nur, dass ich (ja, doch auch) Tränen vergieße über Verlust von Gewohntem, ich werfe mich dem auch dergestalt entgegen, dass ich kein Abbruchhaus verlasse ohne allerhand Brauchbares. Zuletzt so geschehen im Trautheim, einer zauberhaften schlichten Villa aus den 20er Jahren, die, als ich die Schrecklichkeit bemerkte, schon ihrer (tadellosen) Sprossenfenster, Zimmertüren mit alten Beschlägen, Klinken und Möbel beraubt worden war. Lag alles im Garten auf einem großen Haufen. Ich natürlich gleich rein und fündig: Ein kleiner roter Holzstuhl, perfekt für das Patenkind, ein stabiler Hocker, auf dem ich morgens hocke, wenn ich das Küchenfeuer entfache und am schönsten die Haustür. Eine wunderbare solide alte Haustür mit Briefschlitz und schnörkeligem Gitter vor dem kleinen Fensterchen. Was mit der Tür sei, will ich wissen, kannst Du mitnehmen, höre ich von den Bauarbeitern. Sehr gut. Heim, Lieblingsnachbar mit VW-Bus kann erst morgen, nicht so schlimm, ist ja Sonntag. Am Sonntag hatte jemand zwar die Tür da gelassen, aber das Gitterchen so gewaltsam rausgerissen, dass sie unbrauchbar war. Aber so schnell gebe ich mich nicht geschlagen.

Im Keller liegen sind die Regale umgeworfen, Eingemachtes der letzten Dekaden bedeckt großflächig den Estrich, dennoch trag‘ ich mindestens 30 riesige Einmachgläser (leer) zum Bus (wofür?). Zwei alte Werkstattlampen und ein kleines Kuhschild aus Email, Kremdosen, in denen der Hausherr seine Schrauben aufbewahrt hat (werde ich auch tun). Und bin nachhaltig bedrückt, was mit den Dingen passiert, die jemand einst mit Sorgfalt hergestellt, sortiert und gepflegt hat. Der traurigste Anblick: Die ehemals prächtigen Oleanderbüsche, die in diesem Jahr nicht aus ihrem Winterlager befreit wurden. Vertrocknet. Der Rest dieser Existenz auf einem Haufen im Garten.

Demnächst hier: zwei riesige Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage.

Wetter

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Aus Gründen, über die ich geheissen wurde zu schweigen, grabe ich mich derzeit wieder durch Altmaterial. Und wundere mich unermüdlich. Über mich. Über andere. Darüber, wie das Leben so spielt.

In der Gegenwart tut sich gar nichts. Vor dem Fenster findet mal ein Blick statt, dann wieder nicht, gestern musste ich ARSCHLOCHHUND brüllen, dann haben wir uns wieder vertragen, die Wiener Schnitzel sind mir besonders gut geraten usw.

Gut, dass ich verreise am Freitag.

Am Anfang

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Die untere sehr missglückte Zeichnung mit dem Begleittext Von trauigen Tierchen, die in beschmierten Hausfluren vögeln entstand auf dem berüchtigtenTreffen der 13 in Rendsburg, an dem ich einmal teilnahm.

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Sehr, also wirklich sehr sehr kurz wurde ich mal als heisses literarisches Nachwuchstalent gehandelt, weswegen man mich hierher einlud. Die Krabbe und ich hatten uns (zusammen mit vielen anderen) ein paar Jahre im Gästebuch eines mondänen Internetschreibprojektes verkünstelt, und als die Hauptseite dazu verendete, wurden ein paar Schäfchen zu den (damals) grossen 13 rübergeholt. Ich auch. Das hat mir natürlich geschmeichelt, stellte sich aber schnell als Irrtum raus. Zudem war ich gezwungen, meinen wahren Namen zu offenbaren, da war dann eh gleich die Luft raus. Auf besagtem Treffen kam ich mir vor wie in der Schule und vertrieb mir die langsame Zeit auch wie dort, lustlos mit halbem Ohr den Ausführungen lauschend und derweil in mein Buch kritzelnd. So steht auch jener Satz von oben vermutlich in einem Bestseller, leider weiss ich nicht in welchem. Ausserdem noch: Der Tag hängt in Fetzen über der Bucht. Auch nicht schlecht, oder? Nur von wem?

Die Gästebuchschreiberei begann während des Studiums, in dem ich den gefühlten ganzen Tag Pixel von links nach rechts schob: Ein bisschen denken und schreiben, zur Entspannung. Und natürlich musste ich irgendwann auch den Kommunisten verarbeiten. Die Damen und Herren im Forum waren jedenfalls ernsthaftere Dichterinnen und Schriftsteller und konnten mit einer solchen Faxenmacherin wie mir nichts anfangen. Vice Versa. Selten habe ich mich so deplaziert gefühlt.

Ein paar sehr nette Menschen habe ich da trotzdem kennengelernt. Einige schöne Korrespondenzen und interressanten Sex gehabt. Fast mal einen Job klargemacht (ein eindrucksvoller Bildband über die Münchner Anatomie, gibt’s den inzwischen?). Mal in Kiel gewesen. In Hamburg. In Leipzig, München, Köln und sogar in Hannover.

Anti-November-Programm

Ich habe gar keinen Schwung klage ich an die Mutter und bekomme die Antwort Na, dann hol halt welchen und da Baden bekanntlich nicht direkt neben Preussen liegt *, führe ich diese karge Antwort auf die innere Haltung einer Müttergeneration zurück, die sich eben einfach nicht erlaubt hat oder erlauben konnte, keinen Schwung zu haben. Jedenfalls nahm ich sie (wie sehr oft) beim Wort.

Als erste Maßnahme entschied ich, mal was anderes anzuziehen. Wie hier erwähnt und absolut ernsthaft trage ich in der Öffentlichkeit seit geraumer Zeit immer die selbe Uniform in minimaler Variation. Na gut die neue Kombination strotzt auch nicht vor Farbenfreude, aber immerhin: Nicht schwarz (sondern grau und braun).

Dann bin ich gestartet, um mir den orangenen Anzug zuzulegen, den ich in der Butike meines Vertrauens meinte erspäht zu haben. Für die Hochzeit nächstes Wochenende. Seit ungefähr meinem 10. Lebensjahr trage ich nur in alleräussertsten Notfällen (Erstkommunion) Keid oder gar Rock. Der Anzug war dann leider eine optische Täuschung und ich entschied mich, auf den prall gefüllten Kleiderschrank zurückzugreifen. Hilft ja nicht. Vielleicht den grauen Anzug?

Wärend ich noch bei der Post anstand, ergab ein maschinengewehrschussartiger SMS-Wechsel eine sofortige Kaffeeinladung bei der L., mit der ich dann den selben köstlichen trinkend und ZWEI Zigaretten rauchend (es lebe die Masslosigkeit!), ein erbauliches halbes Stündchen auf deren zauberhafter Terrasse verbrachte: Sozialkontakte. Auch nicht mein Schönstes gerade.

Beim Betrachten des Sonnenuntergangs besprach ich fernmündlich den Schneeurlaub im Hübschigkeitshotel in den Voralberger Alpen mit bester Freundin und Patenkind, und alles war noch etwas besser. Na also.

Nachdem sich die Beschaffung von dicken Bohnen in der Dosen (ja) als unmöglich erwies, ich dann auf getrocknete ausweichen musste, um die Zuppa Volterrana vom Zappenduster zu kochen, musste ich wegen Einweichen umdisponieren. Heilbutt Grenobler Art. Kochen. Auch gut. Habe der Mutter erklärt, was Butt auf englisch heisst, als sie sich fragte, was der wohl heilt.

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Am späteren Abend erreichte mich mehrere Post aus Berlin. Eine ehemals gemeinsame Freundin sass in des F.s neuer Küche und fragte, ob meine dort hängende Frühstücksinstallation von Fischli und Weiss sei. Na aber das ist doch was. Gut, dass ich die Rechte nicht mit verschenkt habe.

Die Portugiesin ist zwei Monate weg und empfiehlt ihre Freund als Zwischenmieter: Pedro hat schon 7 Büche geschrieben. Wenn das kein Qualitätsmerkmal ist.

* aber immerhin neben Hohenzollern.