Archiv für den Monat: November 2014

Hilf

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Der Trotzki und ich haben heute eine Wallfahrt gemacht. So ein Schmarrn findet der Trotzki (naturgemäss) . Papperlapapp, es bleibt nix unversucht, ich bin schliesslich die Bestimmerin finde ich. Und hab natürlich vom Wunderwasser getrunken.

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Der Hinweg war gar nicht so übel, auf dem Rückweg hat mich glücklicherweise sonst keiner gesehen. Das ist schon zum Heulen und Zähneklappern. Ganz bang wird mir, wenn ich an all die Reisen denke, die ich noch machen muss. Überhaupt. Was alles.

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Und, ja klar, es ginge schlechter. Nur, wenn man so darüber nachdenkt, eigentlich geht es ja immer schlechter, oder? Aber ich bin demütig. Eine echte Herausforderung allerdings sind mir die gutgemeinte Ratschläge: Angefangen mit der Greisin (apropos Wallfahrt) Du weisst doch, diese Frau in Lourdes, die da im eiskalten Wasser gebadet hat, die war dann geheilt. Eiskaltes Wasser. Ansonsten: Hometrainer. Heileurytmie. Makrobiotisch. Oder Bestimmt nur das Alter, ich fühle mich auch manchmal ganz erschöpft. Und ich zähle dann bis zehn. Und manchmal lächle ich. Milde. Und weisst Du, der Dings, der hat Krebs, AIDS, einen Schlaganfall gehabt. Ja. Der Arme. Ganz wirklich. Ich wünsche ihm alles Gute. Mir auch.

Am anderen Ende

Ok. Ist ja bekannt: Das Einzige, das meines Erachtens helfen kann, ist Schönheit und Freude. Also das Notwenige mit dem Angenehmen verbunden und zum Lieblingsrestaurant gereist. Schönheit und Freude heisst ja in meinem Fall nicht unerheblich: Essen. Und Wasser. Super.
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Das Letzte

1. Tag

Früh morgens. Komme runter in die kalte Küche, nachdem ich ab 6 Uhr Korrekturen in der Mikrofinanzierungsbroschüre gemacht habe. Die Greisin sitzt käsig am Tisch. Kein Feuer? Schwindlig sei ihr, sagt sie, und sie sehe alles doppelt. Noch vor dem Frühstück über den Hausarztumweg in die Klinik. Ihr ist bald besser.

Da war Qualm in der Küche, hab versucht noch schnell ein Feuer zu machen, Tür aufgelassen, sind ja gleich zurück. Von wegen.

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Als ich heimkomme: Bombeneinschlag. Die fette weisse Heimsuchung hat den Tisch abgeräumt. Tomaten. Brot. Rote Betehummus. Zum Schluss noch das rosa Maul sorgfältig an der Tischdecke abgewischt. Auf dem Rausweg: Hundetrockenfutter, Katzentrockenfutter, Vogelfutter, Linsen. Bitte keine Kolik, das fehlt noch …

Ausser einer kaputten leeren Bierflasche nur Chaosschäden. Ich muss trotz allem sehr lachen.

Abends Pizza und Rotwein mit den Guten. Sehr erschöpft. Racletteverabredung für den nächsten Abend.

2. Tag

Die Greisin hängt noch immer an summenden Maschinen, ist aber ganz fidel. Ich hab den Hund im Auto, will noch ein paar Schritte gehen, schöne Gegend hier. Komisch, seit wann ist hier ein Berg? Gut, dass da ne Bank steht.

Absage Essensverabredung wegen Erschöpfung.

3. Tag

Greisin auf Normalstation verlegt, ist fröhlich. Ich wacklig.

Abends bequatscht von der ganzen Mannschaft Sternerestaurant in KN, hänge an Bubis Arm. Essen schmeckt.

4. Tag

Greisin darf heim. Ich schwanke. Viel Bett.

5. Tag

Viel Bett.

6. Tag

Mit der Greisin zum Arzt. Icke direkte Einweisung.

7. Tag

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Statt nach Thüringen und Berlin reise ich nach Allensbach. Am selben Tag noch 1000 mg Cortison intravenös.

8. Tag

1000 mg Cortison intravenös. Decke anglotzen. Reicht.

9.Tag

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1000 mg Cortison intravenös. Kann einigermassen geradeauslaufen. Finde, ein Ausflg ins Dorf sei angebracht, wegen Sahnetorte. Auf dem Weg Blümchen gepflückt, was ins Auge bekommen, grosse Aufregung ausgelöst. Mit dem Taxi zurück. Ja, eigentlich weiss das die Chefbotanikerin, dass Wolfsmilch giftig ist. War wohl mit den Gedanken woanders …

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10. Tag

1000 mg Cortison intravenös. Schlapp. Besuch. Schön.

11. Tag

Heim. Wie sehr ich meinen Lebensplan ohne diese beschissenen Krankheit gemacht habe. Die Trotzkirunde geht mit Ach und Krach. Hey, das ist doch was.

12. Tag.

Heute. Jaja. Geht schon. Das muss wieder werden, bitteschön! Ja?