Archiv für den Monat: Mai 2014

Blätter, Früchte, Knollen, Stängel, Wurzeln

Kohlrabi
Tomaten (verschiedenste)
Lollo Rosso
Radieschen
Eiszapfen
Eichblattsalat
Vespergurken
Blumenkohl
Mangold
Morrüben
Kopfsalat
Spinat
Zuckerschoten
Rosenkohl
Gelbe Zucchini
Butternut Kürbis
Runde Zucchini
Erbsen
Gelbe Buschbohnen
Rote Bete
Porree
Chilli (verschiedenste)
Wirsing
Schlangengurken
Grüne Bohnen
Zwiebeln
Rotkohl
Kartoffeln
Ruccola
Spinat
Hokaido
Romanesco

Dass ich immer übertreiben muss. Wenn alles wächst, werde ich durchdrehen. Aber grad bin ich sehr euphorisch. Was man da alles kochen kann! Ha!

Kein Wunder, dass das Internet ohne mich auskommen muss.
Ach ja, Beerensträucher hab ich auch gepflanzt.

Oho!

Sehr geehrter Stellenbewerber
Hiermit möchten wir Sie informieren, dass eine neue Niederlassung von unserer Lieferungsdienstfirma in Ihrer Nähe sehr bald geöffnet wird, sodass zwei Stellenangebote für Manager jetzt zugänglich sind. Um ein Bewerbungsformular zu und mehr Information zu bekommen, bitte besuchen Sie […]

Wir freuen uns auf Ihre Antwort,

Direktor für Humankapital
Vicente Porter

Direktor für Humankapital. Ob ich das auch werden kann?
Bei einer Lieferungsdienstfirma.

Tag und Nacht

Nächtens sorgenvoll aufwachen aus forstwirtschaftlichen Träumen, nicht mehr schlafen können und über das Eschensterben nachlesen. Vom Eschensterben zum Erlensterben geraten, zum Ulmensterben sowieso. In der Frühstückszeitung erfahren, der Kuckuckbestand sei in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent zurückgegangen. Dann Schreibtischarbeit, zwei Banner über hilflos ambitionierte Massnahmen gegen den Klimawandel, zudem gestern und heute die Veranstaltungen über die Bemühungen zum nachhaltigen Anbau von Kakao und Palmöl. Gegen Ausbeutung und Hunger. Die hässlichen im Streit gesprochenen Worte dazu als Echo im Ohr. Alles für den Arsch. Da ist eh nix mehr zu machen.

Den Gedanken wagen, die Welt sei nicht mehr zu retten. Dem großen Ganzen nichts entgegensetzen können. Keine Demo. Keine Wahl. Keine empörten Postkarten ins Umweltministerium. Oder Spenden an Ärzte ohne Grenzen.

Nur alles mein Privatvergnügen. Die Freude über das Salomonssiegel, das Zweiblatt, das Tausendgüldenkraut. Das Landkärtchen, den Schillerfalter und den Russenbär. Nur für mich. Irgendwann bin ich tot, dann kommt einer und sprüht überall Roundup wegen Unkraut oder baut eine Schweinemastanlage. Scheiss drauf.

Also die Greisin vor Unbill beschützen, den Hummeln essen anpflanzen, mit den Möhren sprechen, sich um die Kirgiesen kümmern, alles weiter. Aber. Ohne Welt retten. Hab ich heut geschluckt. Gut gemacht sag ich zu dem Vogelkind, das auf dem Dach notgelandet ist, da kommt der Mörderkater selten vorbei, kannst ausruhen. Als ich wieder schaue, ist es fort. Ungegessen.

Ich zupf noch ein bisschen Unkraut in meinem biologisch-dynamischen Gemüsegarten. Nur für mich. Bald gibt es Radieschen.

Und übrigens, Blumfeld hat sich wiedervereinigt. Das passt ja.

yksinkertaistaminen

Defender_110_Pickup

Ob sie sich was wünsche zum Muttertag, frage ich die Greisin, ein Steak zum Abendessen und einen dunkelblauen Flieder will sie, sagt sie. Kriegt sie.

Dann in der Baumschule hatte ich eine Vision. Wenn also ich mir was wünschen dürfte, möchte ich gerne so eine zeknitterte Alte werden, mit schlohweissem Haar, die einen löchrigen Strohut trägt und ein dunkelgrünes englisches Auto mit Ladefläche fährt. Auf dem Beifahrersitz sitze ein verrupfter Hund (ach, vielleicht ein Enkel vom Trotzki) und wenn ich runter ins Dorf komme, stupsen sich die Kinder so heimlich, starren und kichern und fragen dann doch, ob sie ein bisschen mit dem Hund spielen dürfen. Dürfen sie. Daheim lebe ich in einer wohlwollenden Wohngemeinschaft mit dem Baummann und/oder der schönen Neukölnnerin und meine Kräutertinkturen sind weltberühmt verkaufen sich ordentlich, auch wegen der hübschen preisgekrönten Etiketten.

Meine international reüssierenden steinreichen und berühmten Freunde (das klappt schon) kommen mich für übersichtliche Zeiträume besuchen, um hier ihre innere Mitte zu finden. Dabei unterstütze ich sie mit schlichten Gedanken, praktischen Ratschlägen, raffinierten Speisen und erheblichen Mengen verschiedenster köstlicher Getränke. Geheimisvoller Elexiere und Mixturen. Lauter sowas.

Ginge das?
An ein paar Punkten arbeite ich bereits intensiv.

Und das alles fiel mir nur ein, weil der Flieder nicht richtig in den Kofferraum gepasst hat. Und die Wolken so schön waren.

+

Das Internet hat mir ein Hundespielzeug geschickt, mit dem ich den T. in zehn Minuten kleinkriege. Sage nochmal eine was gegen das Internet.

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Patagonisches Eisenkraut.

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Den Riesenkrach am Donnerstag langsam überstanden (ganzer Freitag Mördermigräne). Oder kommt da noch was? Mehr Migräne? Ich dürfte endlich mal wieder sagen: Ich glaube, eine Pause würde uns gut tun.
Bin sehr erleichtert. 10 Jahre zusammenreissen. Ui.

Gut so.

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Bauchmuskelkater. Erstaunen, dass da überhaupt noch Muskeln sind.

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Morgen Vernissage mit Motorsägenskulpturen. Nein, nicht Baselitz. Schlimmer.

Lost Boyz

Er hiess Frau Müller. Also, vielleicht nannten ihn eigentlich nur der Kommunist und ich so, hatte sicher mit einem unserer kompliziert gedachten Sprachspiele zu tun, die ausser uns keiner verstand oder lustig fand. Der Vater von Frau Müller war nach der Wende ein hohes Tier bei den Evangelen geworden. So ähnlich wie Papst. Er ging selten heim, war ihm nix da.

Ein alter Freund des Kommunisten, aus dem Dunstkreis, den ich so gut leiden konnte, die gerade rausgewachsenen DDR-Kinder mit den bunten und rasierten Haaren, Kirche von unten oder Junge Gemeinde, und den ernsthaften Gedanken, die alle schon so viel erlebt hatten. Keine FDJ, kein Abitur, kein Studium, alles hatte seinen Preis, und den waren diese Teenager nicht bereit zu zahlen. Mit der Wende zumeist der NVA gerade noch von der Schippe gehüpft, oder schon die verkrachte DDR-Existenz ais Bausoldat eingeleitet.

Frau Müller war weniger ensthaft. Hatte einen entzückenden kleinen Sprachfehler und große braune Kulleraugen. Ein bisschen wie ein junger Bernhardiner oder so. Machte was mit Film. Im Sommer waren wir paddeln. Um Berlin rum, manchmal bis durch die Müritz, mit blauen Faltbooten aus elterlichen Ostkellern und in wechselnden Besetzungen, meist Paare, die sich unermüdlich über die richtige Technik belehrten. Einmal war Frau Müller dabei, alleinstehend. Und wurde von den mitreisenden Damen trotz anwesender Kerls so unverholen angebaggert, dass ich mich schämte. Und großen Abstand hielt. So kam es, dass Frau Müller und ich nächtens in schweigender Einigkeit spät allein am Feuer sassen, beide aus verschiedenen Gründen froh, dass die anderen in ihren Zelten schnarchten.

Nach der Tour verbrachte ich manche Nacht bis zu Morgengrauem da, wo Frau Müller den Tresen machte. Am Tage rief er an. Ich war freundlich. Er besuchte mich. Ich war freundlich. Dann ging er in die Schweiz und schrieb Briefe. Ich schrieb freundlich zurück. Irgendwann hörte ich nichts mehr.

Ich hab Frau Müller jetz mal gegugelt. Macht was mit Film. So Sachen zusammenbauen. Er sieht immer noch hübsch aus. Und fiel mir ein, weil der Kommunist mir wortspielerisch schreibt grad. Und ich zurück.