Archiv für den Monat: Oktober 2014

Saligia

Es scheint, es ist wieder Zeit für eine Predigt. Also nehmen Sie sich in acht.

Immer wieder taucht die auf: Die Frage nach dem Sinn des Lebens. Das wurde hier ja schon mehrfach erwähnt, ich stelle die nicht. Vielmehr halte ich die Menschheit für eine unheilbringende, völlig verunglückte aber sehr durchsetzungsfähige Mutation, die sich trotzdem über kurz oder lang (vermutlich eher kurz) selbst ausrotten wird, nachdem sie erhebliche Teile der wundervollen Schöpfung bereits in den Abgrund gestürzt hat. Nun jeh. Zufall, Glück und gute Anpassung. Die Frage nach dem übergeordneten Sinn ist mir ein Rätsel. Und eine Spezies, die sich Vernichtungslager, chemische, biologische, atomare, überhaupt Kriegsführung, Silikontitten und Kaffee zum Mitnehmen ausgedacht hat, hat es nicht besser verdient. Geh unter, menschliches Leben. Ohne Sinn, wie Du auch gekommen bist.

Tatsächlich bin ich, wie hier unschwer zu erkennen ist, gänzlich ungetrübt von jeglicher philosphischer Kenntnis ausser es gildet, dass ich zwei extrem gut benotete Abiturprüfungen über Existenzialismus geschrieben hab. Was man halt mit 19 davon versteht. Dennoch lehne ich mich aus dem Fenster und behaupte nochmal, des vermeintlichen individuellen Sinnrätsels Lösung ist ganz einfach. Geben. Denen die weniger haben. Das sind einige. Lieben. Am besten viele. Verzeihen. Möglichst. Sehr schwer, wer weiss das besser als ich. Seiner Umgebung und sich selbst das Leben so angenehm wie möglich gestalten. Jaja, da waren wir schon mal: Die Spielräume sind unterschiedlich (um so mehr lohnt es sich, sie auszuloten). Und dabei möglichst wenig Schaden anrichten. Sich Zeit nehmen für Schönheit. Freude. So gut es geht.*

Und im ganz Profanen: Es treibe Sport, wer Sport mag, es ernähre sich gesund, wem gesunde Ernährung wichtig ist, es nehme Drogen, wer das Leben im Rausch besser ertragen kann. Und keiner behellige bitte die andere damit, was er für richtig hält. Jetzt. Ist das Leben. Und hier ist Westen. Und Frieden. Ach, noch ganz wichtig: Kein Neid, keine Missgunst. Völlig überflüssig: Nichts ist, wie es von aussen erscheint. Kein Gold. Nur Botox und Zirkonia.

Und ich geh jetzt ein bisschen heulen, weil ich seit gestern weiss, wie es in einer staatlichen Flüchtlingsunterkunft aussieht. Das in vielen Fällen noch so viel besser ist, als was man im fernen Zuhause zurück liess. Alles verloren.

Und vor Berührung.

Und weil ich so über alles priviligiert bin. Nach drei Stunden einfach heim gehe, doll zu Abend esse, ein Glas Wein trinke, ein bisschen Zeitung lese und dann in mein riesiges frisch bezogenen Bett schlüpfe. In einem meiner riesigen Zimmer. Und Sie?

Meine Fresse.

(Wie in der Fl*w jetze hier. Müssen wir durch).

* Und, klar. Ich spreche hier nicht von den armen, unterpriviligierten, arbeitslosen, kranken, einsamen Menschen, von denen es auch hier so viele gibt. Sondern von zu uns mir.

Right now

Zum dritten Mal. Via die verehrte Kaltmamsell.
Hätte ich sonst vergessen. Schon wieder ein Jahr rum.

Ich lese … so wenig wie niemals zuvor. Nachdem ich viele Jahre lang ein zwei ordentliche Bücher in der Woche gelesen habe (wovon ich noch immer zehre), bin ich zu Krimis übergegangen, von denen ich ein bis vier die Woche gelesen habe, dann habe ich es kurz mit den ebooks versucht, das war dann aber schon nix mehr. Das Elend hat mit der Diagnose und dem Ifon angefangen: Beides schlägt sich immens auf meine Konzentration. Ja, also elektrische Zeitung und Befindlichkeiten im Internet lese ich noch immer. Viel.

Ich trage … eine alte kaputte Jeans und einen (sehr löchrigen sehr dreckigen) schwarzen Wollpulover. Es gibt ihn immer noch. Vor einem halben Jahr wollte ich ihn wegschmeissen und habe festgestellt, dass man ihn noch identisch kaufen kann. Bei einer französischen Herrenmodefirma. Ihn im Internet bestellt. Was soll ich sagen. Es ist nicht das gleiche. Ich habe den alten behalten. Der neue kratzt und wird nur in Notfällen getragen.

Ich habe … mal wieder Kopfschmerzen. Seit dem plötzlichen Tod der Freundin im Juli trage ich mich mit dem Gedanken, doch mal zum Arzt zu gehen. Och ne.

Ich höre … die Festplatte meines Rechners. Sollte wohl mal einen neuen kaufen. Das wiederstrebt mir. Dieses System, dass alle Programme immer größer werden (nein, ich brauche die wenigsten von diesen Superfeatures) und einem alles dichtmachen, so dass man allein deshalb alle paar Jahre einen neuen Computer anschaffen muss.

Ich trinke … Suser. Zu Zwiebelkuchen.

Ich esse … was mir Spass macht. Nur nach am Wochenende Fleisch. Dann aber mit großem Vergnügen.

Ich stehe … schlecht auf einem Bein. Wobei es besser geht, wenn ich übe. Ich übe aber nicht.

Ich gehe … nicht direkt wacklig, aber ich falle öfter mal hin. Neulich darüber nachgedacht, wie das erst mal im Alter werden soll. Wenn ich jetzt schon anfange. Apropos, die Greisin hat die Eitelkeit besiegt und sich sich für eine Rollator entschieden.

Ich lache … immer noch, wenn ich dran denke, wie das Patentkind sich gestern gar nicht mehr eingekriegt hat, als wir zusammen das TH geübt haben. Es lernt jetz Englisch. Mr. Kapoor lives over the thop. Äh. Shop.

Ich sehe … heute nachmittag wie die Flüchtlinge hier wohnen. Denn ich habe endlich einen Kontakt bekommen. Bin gespannt. Was ich tun kann.

Ich mag … meine Arbeit gerade wieder. Hoffentlich hält es noch ein bisschen.

Ich schreibe … das meiste nur im Kopf grad. Da jede Menge.

Ich weiß … sehr viel überflüssigen Kram. Den ich leider zu selten für mich behalten kann.

Ich möchte … beweglich bleiben. Klappt so mittel.

So das war jetzt für mich. Das hatte ich überhaupt unterschätzt, wie gut so ein Blog zum nachschlagen funktioniert.

Am Rand

IMG_5116
(Statt des langen unstrukturierten Elaborats, das ich schrieb) Gestern vermutlich das letzte Draussensitzabendessen mit Glotzspektakel für dieses Jahr. Mein See.

Und acht waren ja für Berge.

Gartenbilanz

DSC_00154

Kohlrabi: Waren gut. Als Suppe und roh.
Lollo Rosso: Supi.
Radieschen: Schön.
Eiszapfen: Auch gut.
Eichblattsalat: Prima.
Vespergurken: Ach, naja. Schon in Ordnung, hätte aber besser sein können
Blumenkohl: Musste ich mini ernten, weil die Kohlweisslinge schon ihre Eier drauf gelegt hatten. Ein paar Kleinraupen waren schon ausgeschlüpft.
Mangold: Oh, hör mir auf mit Mangold. Zu den Ohren raus.
Mohrrüben: Sind nicht viele gekommen, aber die sind gut und schön.
Kopfsalat: Fein.
Spinat: Eine Portion, dreimal gesät.
Broccoli: Ganz ok.
Zuckerschoten: Gut.
Rosenkohl: Hm. Der schiesst irgendwie (von den Löchern ganz abgesehen):
DSC_00074

Gelbe Zucchini: Opulent.
Butternut Kürbis: Haha. Nope.
Runde Zucchini: Ganz ok.
Erbsen: In Ordnung.
Gelbe Buschbohnen: Aaaaaahhhhh.
Rote Bete: Schön.
Porree: Auch gut
Chilli (verschiedenste): Jau. Reicht.
Wirsing: Doll.
Schlangengurken: Siehe Vespergurken.
Grüne Bohnen: Siehe Gelbe Bohnen.
Zwiebeln: Klein und fein und viele.
Rotkohl: Zuviel, aber gut.
Kartoffeln: Supi.
Ruccola: Auch gut.
Hokaido: Witzle. Einer!
Romanesco: Zwei kleine hübsche. Schmeckt.

DSC_00134
Ja, die Tomaten. Waren mir am Wichtigsten. Sind nicht so ganz schlimm gewesen, aber auch nicht so super wie es erst aussah. Dafür eine sensationelle Sorte entdeckt: Ruthje. Überirdisch. Haha.
DSC_00096
Ruthje beim reifen.

Also: Kürbis unbedingt auch ins Hochbeet nächstes Jahr. Überhaupt alles ausser Zwiebeln, Kartoffeln und Ackersalat. Kohl unbedingt mit Netz überspannen. Weniger Bohnen, Mangold und Zucchini. Mehr Mohrrüben. Spinat. Mehrmals Ruccola säen, wie sonst immer.

Kram

mauer
Jetz mal was ganz anderes. 25 Jahre Wende. War mir mal ein großes Thema, die vielen Jahre in Ostberlin hab ich im Lischke verwurstet (in der Blogroll, Vorsicht, ist mit Schmutz). Andere Zeiten. Ein Artikel, der mir dazu gut gefallen hat, steht da. Und die Bilder dazu hier (Wow!). Wird mir schon ein bisschen schwer ums Herz, war lange ein Zuhause. Verschwunden. Dunkle Strassen ohne Reklame. Alte Leute als Nachbarn. Kohleofen. Clubs, in denen Putz von der Decke fällt. Bars, in die man durch Kellerfenster eingestiegen ist. Leidenschaftlich kontroverse Diskussionen zur Wiedervereinigung. Freiräume. Initiativen. Brachen. Milieuschutz. Kennt noch einer das Wort?

***

Und noch was ganz andereres. Vorvorvorgestern war Internationaler Tag des Hundes. Dazu kann ich Ihnen unmöglich David Kemp vorenthalten. Kunst aus Müll, gesammelt an den Küsten von Cornwall. Nachdem nach Hunderten (er schreibt Tausende?) von Jahren die Minen dort stillgelegt wurden, hat er aus den noch knapp vor deren Vernichtung erbeuteten Stiefeln der Minenarbeiter die Tinner Hounds gemacht. Brauch ich gerade. Voll süss. Oder Dings jedenfalls.

Tränen

Wir arbeiten schon ewig zusammen, beileibe nicht reibungsfrei, letztes Jahr habe ich am Telefon brüllend nach Abstand verlangt. Aber irgendwie biegen wir es doch immer wieder hin. Sie ist ein Haudegen, harsch wird sie genannt, ist sie. Und nun am Telefon, ich merke, wie dünnhäutig sie ist und sage, Mensch, mach mal eine Pause, und sie: es ist nicht die Arbeit, es ist die Welt, die mir gerade so zusetzt und fängt an zu weinen. Ich bin immer noch, ja was denn? Berührt. Geschockt. Verblüfft.

Wir machen gerade eine Konferenz zur Verbesserung der Arbeitsbdingungen in Drittweltländern und eine zur Hungerbekämpfung, und natürlich geht es da um Aktuelles. Ebola, IS, Völkermord, Krieg, Vertreibung. Wenigstens, sagt sie, habe ich das Gefühl, ein bisschen was zu tun. Leider habe ich dieses Gefühl an dieser Stelle schon lange nicht mehr. Besser aber, natürlich, als Lippenstiftwerbung. Mein Rückzug ins Kleine. Im Kleinen ist es auch nicht so kuschlig grad. Es wird jung gestorben. Zurückbleibende verzweifeln und es gibt wenig Trost.

Das perfekte Leben dachte ich, damals war ich manchmal neidisch (bin ich heute eigentlich nie mehr). Schlau, lustig, schön, lebendig und voller Tatendrang. Und dann dieser nette Mann dazu. Tolle Arbeit. Tolle Wohnung. Nicht lange und ich hörte von der Schwangerschaft. Ins Grüne ziehn. Alles eben, weichgezeichnet wie bei der Rama. Ein zweites Kind, vor drei Monaten, perfekt. Letztes Woche hat sie sich vor einen Zug geworfen.

Und meine kleine Freundin. Ich vermisse Dich. Immer weiter.

Und mir wird etwas einfallen. Dazu. Bin nämlich wieder bei Kräften. Erstmal habe ich wieder ein paar Mails geschrieben.

Was ich gerne nicht mehr hören sehen lesen möchte

Venedig des Nordens Südens Ostens Westens
Manhatten Italiens, Mainhattan
Paris des Nordens Ostens
Florenz des Nordens Südens Ostens Westens, Elbflorenz
Riviera Deutschlands
Dänische Südsee
Helmut Kohl
Heribert Schwan
Sex-Symbol
Oktoberfest einschl. Trachten aller Art
Zeitgemäßheit
Glückskugel
Sie / er schwörte
Selfie
Fomo
Umfrage-Schock
Must have
Porn
München Berlin Hamburg unsicher machen

Andere Entgleisungen finden Sie hier.

Aber es braucht mich nicht mehr, denn es gibt inzwischen die Floskelwolke. Absolut alternativlos. Ein echter Paukenschlag und Quantensprung!