Archiv für den Monat: Juni 2014

Flache Häuser

Es regnet. Und ich glotze mich durchs Internet. Prefab ist das Zauberwort.
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Wenn ich nun so zurückdenke, habe ich diese Idee eigentlich schon vor 20 Jahren aus NZ mitgebracht. Ich hab da mal auf der Banks Penninsula in einem winzigen Holzhaus übernachtet, in das gerade mal so ein Bett gepasst hat. Das war sehr wundervoll und sehr billig. Ich habe noch oft daran gedacht, ich finde es aber nicht im Web. Wahrscheinlich eine Luxuslodge inzwischen.

Und ich habe meine theoretische Diplomarbeit über die hochgeschätzte Andrea Zittel und u.a. ihre Cellular Compartment Units geschrieben (jaja, schon erwähnt), die meine Vorliebe für ausgeklügelte Kleinraumeinteilungen, Module und Serien in ihren Arbeiten voll super auf den Punkt bringt. Also eigentlich alles ganz alte Hüte. Bin grad bisschen manisch. Ich hör‘ schon auf.

Viel später

Nachdem sich die Sache mit dem Leuchtturm ja leider zerschlagen hat, ist die Idee der Frühstückpension weiter gereift. Hier. Wenn ich in regelmäßigen Abständen die Greisin über meine Überlegungen informiere, die sich stets weiter ausformen, rollt sie mit den Augen und ich pflege sie mit den Worten zu beruhigen: Das mach‘ ich doch erst, wenn Du tot bist. Und dann ist sie ein bisschen beruhigt.

Also, angefangen hat alles damit, und so könnte ich, da ich vermutlich als Jungfer altern werde und es hasse, für eine Person zu kochen, meine Leidenschaften ausleben: local, seasonal, free range, organic, sustainable ingredients verkochen (ja, ich weiss, was Sie jetzt denken: Vergessen Sie’s. Völlig überbewertet. Wahrscheinlich reicht der Sex, den ich hatte für mein restliches Leben). Jedenfalls finde ich die Idee, auf Vorbestellung mein selbstangebautes Gemüse zuzubereiten (natürlich gibt’s auch Fleisch), und damit für Geld nette Leute zu füttern, sehr attraktiv. Zumal man sich ja aussuchen kann, wie oft man das macht. Geselligkeit nach Wunsch sozusagen.

Dann war ich ja noch zu Recherchezwecken da (runterscrollen!), wo es sehr viel schöner ist, als es auf dieser Webseite aussieht und ich hab mir so gedacht, eigentlich kenne ich ja genug Menschen, die Bedürfige in Dingen unterrichten könnten: Malen, Schreiben, Komponieren, Filme schneiden, Geistheilung und so weiter. Und für die kann ich dann abends auch kochen, so wie es in da in der Provence war. Bin ich mir aber noch nicht so sicher.

Vorallem bin ich mir nicht sicher, ob ich dauernd andere Menschen im Haus haben will, daher zeichnet sich diese Variation (Bilder unten ansehen!), noch besser in dieser Art (hab ich das aus einem Blog? Ich erinnere mich nicht, Tschuldigung Balkon & Garten). Ich denke, es wird wohl eher so so oder so. Vielleicht so? Eher unwahrscheinlich.

Falls Ihnen noch was einfällt. Sagen Sie bescheid, ja? Dann gibt’s Sonderkonditionen.

Streng geheime Technik

Hallo Montez,

ich weiß, wie schmerzlich es ist, verlassen zu werden. Du lernst jemanden kennen und vom ersten Moment in dem du sie sahst warst du total in sie verliebt. Wenn du die perfekte Frau entwerfen könntest, mit dem perfekten Gesicht, Aussehen, Haut, Haar und Persönlichkeit … Sie wäre genau so.

Ihr wart sehr glücklich miteinander und bis vor kurzem war dein Leben wunderbar, und dann plötzlich sagte sie die gefürchteten Worte „Ich brauche Zeit“ oder „Ich brauche Freiraum.“

Glaube mir, das ist mir in meinem Leben zu oft passiert und es ist das Schlimmste, was einem Mann passieren kann und deshalb schreibe ich dir hier. Denn ich habe ein unglaubliches eBook namens „Wie man seine Liebste in 30 Tagen oder weniger zurückerobert: Eine unfehlbare Anleitung um sie wieder in die Arme schließen zu können“ entdeckt.

Es wurde von John Alexander, einem international anerkannten Experten darüber, wie man Frauen anzieht, geschrieben. Hier einige Beispiele dessen, was du lernen wirst:

– Wie du mit einer unfehlbaren Taktik in weniger als 10 Minuten der Planung und Ausführung 100% ihres Vertrauens zurückgewinnen kannst.
– Die streng geheimen Techniken, die die Liebe deiner Ex für dich wieder entfachen werden.
– Die angeborene Schwäche, die Teil des Gehirns deiner Ex ist. Hier erkläre ich dir, welche das ist und wie du sie zu deinem eigenen Vorteil ausnutzen kannst. Später wird sie darauf zurückblicken, was du mit ihr gemacht hast seitdem du das „Wie man seine Liebste zurückerobert“-System anwendest und wird sagen, „Er hat mich verzaubert. Ich glaube, er hat sich wirklich weiterentwickelt und verändert und ich will ihm noch eine weitere Chance geben.“

„Wie man seine Liebste in 30 Tagen oder weniger zurückerobert“ wird dir all die Antworten geben, die du brauchst, um deine Ex zurückzubekommen. Alles wird schrittweise erklärt. Du wirst genau angeleitet, so dass alles ganz einfach wird. Verabschiede dich von deinem Unglück, mein Freund. Deshalb empfehle ich dir wärmstens, dir dieses Buch anzuschauen. Du findest es hier: […]

Mit besten Grüßen,
 Stefanie Baumgartner

P.S. Du wirst sicher nicht enttäuscht werden. Wenn du deine Ex zurück haben willst, dann erfährst du hier genau, wie das geht: […]

Liebe Stefanie,

vielen Dank für Deine einfühlsame Mail. Es ist schon fast erschreckend, wie präzise Du über alles im Bilde bist, als könntest Du direkt in mein Innerstes sehen: Genauso hat es sich zugetragen. Und wie gut Du mich kennst: Das perfekte Gesicht, Aussehen, Haut, Haar und Persönlichkeit. Ja, und exakt in dieser Reihenfolge. Perfektion ist mir überhaupt das Allerwichtigste. Diese ganze Schlamperei, dieser Unrat und diese ganzen Waschlappen auf der Welt stossen mich schrecklich ab. Selbstverständlich bin auch ich perfekt.

Die Sache mit Zeit und Freiraum: Meiner Ansicht nach völlig überbewertet, von da ist es ja auch nur noch ein winziger Schritt zu dieser albernen Selbstverwirklichungssache, von der die MILFS immer schwafeln. Was das alles jetzt mit Männern zu tun hat, ist mir nicht recht klar, auf diesem Gebiet kenne ich mich glücklicherweise bedauerlicherweise nicht so gut aus, es wird aber bestimmt so sein wie Du schreibst.

Von John Alexander habe ich natürlich auch schon gehört, er ist ja eine echte Korifäre auf dem Gebiet der Frauenanziehung. Und super, 10 Minuten, um ihr Vertrauen zurückzugewinnen, ich hab nämlich nicht so viel Zeit. Und geheim ist auch gut, stell Dir nur vor, diese ganzen hässlichen und dicken Leute wären auf einmal in der Lage, ihre Exfreundinnen zurückzuerobern. Und System und schrittweise ist super, ich hab nämlich sonst manchmal ein bisschen Schwierigkeiten mit Bedienungsanleitungen.

Die angeborenen Schwäche in ihrem Gehirn: Ganz ehrlich, ich hatte die auch schon bemerkt. Das hat mich schon sehr geekelt. Wenn ich so richtig darüber nachdenke, will ich sie eigentlich gar nicht zurück.

Ich freue mich aber trotzdem ganz doll über Deine liebe Mail und vielleicht überlege ich es mir noch mal, wenn ich ehrlich bin, ist mir eine Schwäche im Gehirn immer noch lieber als ganz alleine zu sein. Ich schau mir jetzt mal Deinen tollen Link an.

Vielen Dank nochmal für Deine superen Ratschläge,

Deine Montez

PS: Ich habe mir erlaubt, ein paar von Deinen Rechtschreib-, Grammatik- und Interpunktionsfehlern zu korrigieren. Das ist doch sicher ok? Sind auch noch welche da.

Ich frage mich …

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… warum manche Mädchen zum Baden mehr Kleidung tragen als sonst. Heute wieder mal beobachtet. Lange Shorts und T-Shirt im Wasser. Danach Hotpants und bauchfrei.

… wieso man als erfahrene Gemüsegärtnerin jeden Tag den Kohl anstarrt und überlegt, wann denn die Röschen mal endlich weiss werden. Ist schliesslich Blumenkohl. Nein. Es ist Broccoli, der wird nicht mehr weiss. Auch gut.

… warum niemand den Spaniern gegönnt hat, wenigstens beim Fussball ein bisschen Erfolg zu haben. Gibt da ja sonst wenig Erfreuliches.

… warum die Tage jetzt schon wieder kürzer werden.

—-

Schön: Hier ist Bio nicht blöde Muttis, die ihren Kindern gluten- und zuckerfreifreie Kekse verordnen sondern ein tätowierter Traktorfahrer, der in seinem Päuschen einen kleinen Joint raucht und, von mir Spaziergängerin angequatscht, verträumt mitteilt, dass sie sonst keinen Humus abgeben, er aber eine Ausnahme macht. Ich soll einfach mit einem Behälter vorbeikommen. Echter Demeterhumus. Mit Kuhhörnern. Montag. Ich mag das sehr.

Platt, demnächst

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Hier entstehen Stadt- und Seenahe Eigentumswohnungen. Der alte Krempel muss weichen. Ich hab heut da angerufen und gefragt, ob ich die Rosen und die Haustüre kriegen kann. Kann ich. Alles, was ich will. Immerhin bleibt so ein bisschen. Und wird in Ehren gehalten. Woanders halt.

Dampf

Gestern wäre der alte Montez 96 geworden. Zwar habe ich nicht sein begeistertes Verständnis für Mechanik und Elektrik geerbt, aber zumindest ästhetisch kann ich mich ebenfalls daran erfreuen. Anglotzen und Augenaufreissen. Verstehen muss ich das nicht dringend. Zu diesem feierlichen Anlass haben die Greisin und ich also einen Ausflug ganz in seinem Sinne gemacht: Eine Lunchfahrt auf der Hohentwiel, dem alten Schaufelraddampfer, zu der eine lustige kleine Schmalspurdampflockzugfahrt auf dem Rheindamm gehörte.
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Im 19. Jahrhundert war das untere Rheintal fast alle fünf Jahre meterhoch überschwemmt, die Rhein-Not. Neben den verlorenen Ernten waren Seuchen, insbesondere die Malaria, weit verbreitet und machten das Gebiet zwischen Alpenrand und Bodensee für die Menschen fast unbewohnbar. Österreich-Ungarn und die Schweiz beschlossen daher 1892 die Rheinregulierung: Dass … mit zwei Durchstichen der Flusslauf um rund zehn Kilometer verkürzt wurde, um das Gefälle und somit die Schubkraft des Wassers zu vergrößern und dadurch Geschiebeablagerungen zu vermeiden … [Wikipedia]. Für den Bau des Damms und den (Ab)Transport des Gesteins wurde die Bahnstrecke gebaut, heute werden auf ihr fröhliche Senioren bis an das Ende des Rheindamms befördert.
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Einige der damals durchgeführten Maßnahmen werden nun aufwendig rückgängig gemacht, zum Beispiel kleinere Zuläufe und Flussarme renaturiert, denn nach dem heutigen Kenntnisstand waren sie nur mässig sinnvoll. Überschwemmungen gibt es nach wie vor, auch wenn es längst nicht mehr so dramatisch wie vor 200 Jahren ist, als wegen der kleinen Eiszeit mitunter zwei gewaltige Schneeschmelzen zusammenfielen.

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Der Alte Rhein existiert noch immer. Ich habe wunderbare Kindheitserimnnerungen an dieses Gebiet. Man kann mit dem Segelbot ein Stück flussaufwärts fahren, das ist ein bisschen abenteuerlich wegen der Untiefen, und früher war das eine ganz verträumte Landschaft, die heute vermutlich durch dichte Besiedelung und Autobahn viel von ihrem Zauber verloren hat. Dennoch umgibt das Rheindelta immer noch ein großes Naturschutzgebiet.

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Aus dem regulierten Stück wird nach wie vor Kies und Sand gefördert.

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Anfang und Endpunkt ist das schön gestaltete kleine Museum Rhein-Schauen, wo ich fast all diese Dinge bei einer duften Führung gelernt habe.

Es hat uns voll super gefallen. Und das Essen hat auch geschmeckt. Ich hab ein Foto von uns mit dem Ifon gemacht und die alte Dame gefragt, ob sie weiss, was das jetz war. Na, ein Selfie sagste und schaut mich mitleidig an.

Birnen

Nach ungefähr sechs Stunden Kopfschütteln und leichtem Zähneknirschen das Android-Tablet für die Greisin zur Rücksendung fertig gemacht und direkt ein Produkt der Gangsterfirma bestellt. Ich fang doch auf die alten Tage nicht mehr mit so einem haarsträubenden Scheiss an. Und wenn ich die Wahl zwischen den einen und den anderen Gangstern habe, dann nehm‘ ich doch die altbewährten.

Lord Richard Fauntleroy

Zuerst sass er auf dem Rosenbogen, dann verschwand er wieder und man glaubte an eine Erscheinung. Beim Versuch den silbernen Rabauken zu fangen, der sich immer lautstarke Streitereien mit den unseren lieferte und offensichtlich zunehmend schwere Verletzungen davon trug (das ist eine andere, traurige Geschichte), wurde er versehentlich dingfest gemacht. Heute weiss, ich, dass das in voller Absicht geschah. Er spazierte aus der Katzenfalle und übernahm sofort die Weltherrschaft. Mit solcher Würde und Borniertheit, dass er, trotz des völlig verlumptem Äusseren sofort nur noch als seine Lordschaft angesprochen wurde.

Er liess sich nicht streicheln, nur ein bisschen am Kopf kraulen, wegen Rückenschmerzen,wenn ihm etwas nicht gefiel, biss er sofort und saftig zu, er provozierte und beleidigte die anderen Käter, wo er nur konnte, manchmal lag die Küche voller schwarzer Fellfetzen. Er markierte überall im Haus, am liebsten an Bücherregalen. Bestand dennoch auf ein Katzenklo, kackte meist daneben, und sogar wenn es vor der Tür stand, die Tür offen war, fand er es nicht zumutbar, in der Natur seine Geschäfte zu erledigen. Wenn er dennoch mal dazu gezwungen war, machte er direkt vors Haus in den Garten, so dass die weisse Holzbank nur noch eingeschränkt nutzbar war.

Als er hier in der Einöde vom Himmel fiel, war er schon alt. Schlechte Nieren und was mit der Schilddrüse, was man halt so hat als alte Katz. Tabletten ging nicht wegen Tobsucht. Zweimal hatte ich ihn schon abgeschrieben, einmal, während die Greisin im OP lag. Zweimal erhob er sich wie der Phönix aus der Asche. Morgens war er immer der erste. Er hatte eine sensationelle Stimme, so ein heiseres Scheppern, toll. Er hatte immer Hunger. Er nahm lange Sonnenbäder und war immer in unserer Nähe. Ging nie weit weg. Die letzte Woche ging es ihm sehr schlecht. Die Spritze hat nicht mehr geholfen, die Pfoten wurden immer dicker vom Wasser. Ab und zu ass er ein Hühnerherz, sogar gestern Abend noch. Heute Nacht hat er es geschafft.

Er war eine sehr sperrige Persönlichkeit. Hat unsere Tierliebe wahrhaft auf die Probe gestellt. Wirst mir fehlen, alter Kater.