Archiv für den Monat: September 2012

Ja oder Nein


Ich: Und dann habe ich es ausgemacht, weil ich dann besseres Netz habe, wenn ich es aus- und wieder anmache. Und dann ging es nicht mehr an. Kann das am Akku liegen?
Ifonmann: Aha, wie voll war er denn?
Schaut etwas angeekelt auf mein verbeultes verkratztes Telefon
[ist ja schon ZWEIEINHALB Jahre alt].

Ich: Na, so 80 %. Aber er ist insgesamt ein bisschen schwächlich.
Ifonmann: Ja, dann wechseln wir mal den Akku aus, unterschreiben Sie hier bitte.
Ich: Oh, wie lange dauert das? Ich brauch das zum Arbeiten [heisst, ich kann mich draussen rumtreiben, während ich auf Korrekturen warte]
Ifonmann: Ist bis 18 Uhr fertig.
Ich: Grossartig, also bis später. Unterschreibt

Geht ab.

Ich am Telefon: Hallo Ifonmann, ich schaffe das nicht heute um sechs, wann macht Ihr morgens auf?
Ifonmann: Um zehn.
Ich: Ach prima, dann komme ich direkt um zehn.
Ifonmann: Ok. Fein.

Nächster Morgen 9.59

Ich: klingelt. Keiner macht auf.

10.11 Ifonmann kommt gemächlich die Treppe rauf

Ich: Hallo!
Ifonmann: Hallo, Sie wollen bestimmt Ihr Telefon abholen
Ich: [zen]
Ifonmann: Das dauert aber noch 15 Minuten.
Ich: [zen] Aha. [Sollte es nicht eigentlich gestern Abend fertig sein?]

17 Minuten später

Ifonmann: Sehen Sie, hier ist fertig. [strahlt]
Ich: [strahlt] Ach toll.
Ifonmann: Übrigens der Vibrationsmotor ist locker, der kackt demnächst ab.
Ich: Oh, naja.
Ifonmann: Und der Ein- u. Ausmachknopf geht nicht mehr. Schauen Sie, hier geht alles auseinander. Macht 39,90.
Ich: bezahlt

Ich habe nun also einen neuen Akku in einem Telefon, das sich nicht mehr ein- und ausschalten lässt. Dessen Vibrationsmotor locker ist. Dessen zwei Hälften demnächst auseinanderfallen. Weswegen es auch neulich nicht mehr anging. Der Akku ist im Übrigen kaum besser als der alte.

Am Freitag fliege ich nach Neapel. Das wird interessant. Meine neue heitere Gelassenheit ist nicht sehr zielführend.

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Und diese Frage macht mich immer wieder auf’s Neue ratlos.

Nachtrag: Für so ein altes Telefon kann man beim ortsansässigen Stromhandel auch keine Schutzhülle (zum Zusammenbeppen) mehr kaufen. Langsam geh‘ ich in die Knie.

Ach Berlin

So.

Alter Kiez. Wenn ich das lese, wird mir schon das Herz schwer. Inzwischen kann ich sogar den Kommunisten verstehen, mit seinem Gejammer, zu einer Zeit, als Veränderungen vergleichsweise im Zeitlupentempo stattfanden. Und in kleinen Dosen.

Neuer Kiez. Die Feldlerchen im Frühling, die große Weite. Ein letztes bisschen von einfach mal was so lassen. Gibt’s ja sonst gar nicht mehr. Es bleibt spannend.

Mariannenplatz

Als ich des Nachts in rätselhaften Schleifen vom Wrangelziez nach Hause radle, muss ich wiedermal bemerken, dass Kreuzberg ein wahrhaft weisser Fleck auf meinem Berliner Stadtplan ist. Dass ich 36 fast nur aus Scherben-Liedern, dem (wie ich finde) superen Kippenberger-Buch und vom 1. Mai-Fernsehprogramm her kenne.

Nicht zu fassen, fast 20 Jahre habe ich in dieser Stadt gelebt und klar bin ich manchmal jemandem hierher hinterhergezockelt, aber von Orientierung kann in Kreuzberg wahrlich keine Rede sein. Während ich also durch die Herbstnacht irre, klingt es auf einmal so, wie Klein-Montez sich Berlin früher erträumt hat: Ein Soundtrack mit Bowie, Iggi Pop, Ideal und Rio Reiser. Häuserkampf und Pflasterstein. Gross, laut und gefährlich. (Naja, in Wirklichkeit waren am Kotti ein paar Erasmus-Studenten unterwegs).

Da muss ich hin! Fand Klein-Montez damals. Und als ich dann da war, war die Mauer grad gefallen und im Osten konnte man für kein Geld wohnen, einfach rein und los. Es gab Dienstags-, Mittwochs und Sonstwie-Bars, Clubs in öffentlichen Klos, in Kellern von Discountern, Tresoren und so weiter, ist ja hinlänglich bekannt. In den Fassaden waren Einschusslöcher und es roch nach Ofenheizung. Strassen hiessen heute so und morgen anders. Man konnte an der Wissenschaftsakademie studieren und nachts auf Dächern sitzen. Große Kunst betanzen. Keine Auberginen kaufen. Sachen auf der Strasse finden. Oder auf dem Polenmarkt. Ausschlafen.

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West-Berlin? Nä. Da war der Hund begraben. Fand ich. Und jetzt fahre ich ergriffen durch diese Strassen, deren Namen mir mal Versprechen waren. Löse ich nun 20 Jahre später ein. Hallo Kreuzberg! Ick freu mir.

Hier und dort

In Berlin essen ist seit der F. abgängg ist, eher so Bistro (was für ein Wort), was kleines Ausländisches zwischendurch. In meinem Freundeskreis gibt es nunmehr niemanden, der bereit und/oder in der Lage ist, viel Geld für Essen auszugeben. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Und da man, ich jedenfalls, nicht auf die Idee kommt, allein ein paar Gänge im Kater Holzig, im Grill Royal oder im Paris Moskau zu verzehren und auch keine Schwiegereltern mehr da sind, die im Notfall pekuniär einspringen, lebe ich nun also von der Hand in den Mund. So ungefähr. Ach (sie reibt sich die glasigen Augen).

Ausführlich essen gegangen wird am Bodensee. In Baden wird ohnehin am besten gekocht. Der Allezeitenfavorit bleibt der Seehof da stimmt alles: Essen, Ambiente (jedenfalls teilweise), Lage. Wunderbare Weine aus der Gegend und aus dem restlichen Baden.

Diese beiden Brüder hier strengen sich jedoch auch redlich an, einen die gruselige Einrichtung vergessen zu lassen, das Essen ist grossartig und die Aussicht ebenso. Der Fisch wird praktisch vor der Tür gefangen.

Will man es hübscher und uriger muss man sich wegbewegen vom See, und sollte dort speisen, will man gesehen werden, so als Teil der Hautevolee, eher dort. Das ist so für nach dem Golf.

Kommen Sie! Sehen Sie selbst!

Vielleicht sollte ich mich beim Fremdenverkehrsamt bewerben. Wenns schon sonst nicht so glatt läuft mit der Arbeit grad. Und Hunger hab ich jetz.

Update zum 10.9.

Geldbörse (tolles Wort!) ist noch immer nicht aufgetaucht, ich reise nun mit vorläufiger Bahncard und einer zufällig übrig gebliebenen EC-Karte

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Ifon heute mittag abgeschmiert. Ist aber wohl nur der Akku sagt der Ifonmann. Ich hänge an meinem antiken Modell. Morgen früh abholbereit.

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Die IXUS ist auch nicht mehr auffindbar.

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Horrorjob in beidseitigem Einverständnis eingestellt. Wenn das kein Euphemismus ist. Dazu später mehr, muss ich erst mal verdauen.

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Apropos verdauen:
Thailändisch √
Amerikanisch √
Türkisch √
Koreanisch √
Türkisch √
Vietnamesisch
Österreichisch
Chinesisch √

Japanisch hab‘ ich durch gerade

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J. is in town. Yeah!

d13: Die politische Intention der Erdbeere

Keine grosse Aufgewühltheit, keine Sensationen, keine Bestürzung, vielleicht ein bisschen zuwenig davon, fand die Krabbe, ich jedenfalls war froh, dass wir dieses Mal ohne viel Blut und Scheisse ausgekommen sind. Aber ich les natürlich auch nix. Vorher gar nix, hinterher ein wenig, und dieses Mal hatte ich nun das Gefühl, es rächt sich mal, weil trotzdem Kassel ja nicht gerade eine Metropole ist, die Wege ganz schön lang sind. Soll heissen, etwas Vorbereitung hätte sicher nicht geschadet.

So spazierten wir also fast planlos durch die Karlsaue und liessen uns überraschen: Jimmie Durham erklärte die Geschichte Europas in zwei kleinen Exponaten in einem ansonsten leeren Gewächshaus. Ein prähistorisches Steinwerkzeug und eine nicht abgeschossene Patrone aus dem zweiten Weltkrig. Dazwischen lagen Völkerwanderungen, Seuchen und Klimakatstrophen, die in einem kurzen Text erwähnt werden. Krabbes Favorit.

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Und meiner? Ach, ich durchstreifte mit verhaltenem Wohlgefallen ein ehemaliges Gärtnerhaus, gefüllt mit zwei Tonnen Tonwürsten (Anna Maria Maiolino: HERE AND THERE), erfreute mich an Springkraut, Bienen und Hunden bei Pierre Huyghe, beglotze den Tsunamitrümmerimbiss von Shinro Ohtake (der durch Klänge sogar ein kleines Unbehagen zu verursachen vermochte) und konnte auch den Doing Nothing Garden (entstanden auf einer Müllhalde) von Song Dong gut leiden, obwohl der Nieselregen in diesem Moment nicht gerade dazu einlud. Auch die Time Bank (Julieta Aranda & Anton Vidokle) war voll ok.

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Und dann war da ja noch Bartolinis Welle. Und dann taten ihnen die Füsse weh. Und dann assen sie ein Käsebrot bei AND AND AND.

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Die Sachen drinnen verschwimmen. Nach vier Stunden ist meine Aufmerksamkeitskapazität verbraucht. Aber schön anzusehen war die Arbeit von Yan Lei (wie sich rausstellte ein Hong Konger Bekannter meiner Begleitung), der 365 Bilder aus dem Internet auf Leinwand reproduziert hatte, die nach und nach von einer Kassler Autolackiererei übermalt werden. Und so verschwinden, wie die Bilder im Netz (natürlich nicht wie die, von denen man will, dass sie verschwinden).

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Der Wandteppich von Goshka Macuga im Fridericianum (nach einem Foto von einer Festgesellschaft vor dem Darulaman-Palast in Kabul) war toll.

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Kulturbahnhof mit Jalousien und Schrott wurde abschliesend rasch durcheilt. Ächz.

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Und damit was gemeckert ist, finde ich im Nachhinein, dass es kein Wunder ist, dass mir das fast alles prima gefallen hat, weil es ein bisschen so war wie ich: albern, öko, brav und harmlos. Und nur ein bisschen verkopft.

Aber vermutlich ist in echt ja alles ganz anders und wir haben nix verstanden, weil wir uns vorher nix durchgelesen haben. (z.B. die 100 Notizhefte, die zur d13 erschienen sind).

Und entschuldigen Sie die Bilder. Hab da grad keine Ambitionen. Trotzdem gibt es demnächst woanders noch mehr. Aber jetz muss ich arbeiten …

Reisefieber

Mittwoch also dort. Bin gespannt. Morgen noch kurz nach Hannover zu alter Internetfreundin. (Hallo Crabbie!)

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Aber jetz’ muss ich erst mal loskommen, Geldbeutel mit bahncard is wech. Und nu? Auch abkömmlich: Kredit-, EC- und Führerscheincard. Müssen aber hier irgendwo sein, fehlt kein Geld nicht, nirgends, sagt das Internet. Immerhin.  F.

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Eigentlich liebe ich ja meine Arbeit (und wenn wer jammert sage ich so einfühlsame und realistische Sachen wie: Dann such‘ Dir halt was anderes). Aber gerade saugt sie. Und zwar überall. Bitte, ich möchte mal wieder was Schönes machen, was dann auch gleich schön gefunden wird. Kann auch was Kleines sein. Ja?

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Kartoffeln, Kürbisse und Zucchini geerntet. Kürbis rausgerissen. Fällt mir immer schwer, musste deshalb auch einen stehen lassen. Der hatte noch mal so schön ausgeschlagen.

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Nehm’ ich die SLR oder die Kleine mit?

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Apropos berühmte Freunde (naja, Kommiltonen gilden auch):
Jakob hat mir mal einen Windhund aus Styropor geschenkt, der muss noch irgendwo sein. Freitagsprogramm.