Stubbenkammerstrasse

Hey Joe, sage ich und muss dabei kichern. Deshalb versuche ich es nochmal. Hey Joe, sage ich also, spielst Du mir mal was vor irgendwann? Joe ist nämlich Bassist und sein Kontrabass steht im Zimmer der Amerikanerin. Mehr so experimentell, soweit ich hören konnte. Vermutlich haben sie ein Verhältnis, oder hatten eins, seit die Amerikanerin bei mir wohnt, gehen die Experimentellen ein und aus. Lauter Verhältnisse.

Als Joe aufs Klo geht, versichern wir uns, dass es okay ist, wenn die andere ihn mitnimmt. Es ist schon hell draussen und reden können wir alle drei nicht mehr richtig. Ich gehe jetzt, sage ich, kann nicht leiden, bei den Letzten zu sein, um die herum aufgstuhlt wird. Immer Bassisten, hunderte von Bassisten habe ich getroffen, wer braucht die eigentlich alle?

schrieb ich auf am 20.07.2001. Bevor ALLES anders wurde. Die Amerikanerin hat inzwischen ein paar Jahre in Marseille gewohnt und ein Kind von einem nichtsnutzigen Franzosen bekommen. Jetz erzieht sie allein in Berlin. Kurz vor dem grossen Finale habe ich sie in unserem Hof (vom F. und mir) getroffen, sie kam von einem Kindergeburtstag. Ich war so perplex, dass ich kurz vergessen habe, dass wir nicht mehr miteinander sprechen und hab ihr meine Visitenkarte gegeben. Meine Visitenkarte. Ich war wohl völlig neben mir. War ich auch, mitten aus einer hässlichen Szene getürmt. Ts. Joe ist sicher wieder in Kanada. Kommt mir vor, als wäre das tausend Jahre her. Oder noch länger.

2 Gedanken zu „Stubbenkammerstrasse

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