Nicht zu fassen. Ich grabe mich ja noch immer durch Berge alter Texte erschreckenden Inhalts. Dabei fand ich auch das. Kommt ganz fast ohne Ethnien aus und zeigt, dass das Problem schon ein paar Tage alt ist. Von 2002. Und meinen Leserbrief an die TAZ. Auch von 2002 (wurde nicht veröffentlicht). Scheint, als war ich da schon sauer (bin ich jetzt nicht mehr, geht mich ja nix mehr an):
Geschätzte Ureinwohner,
jaja früher war alles noch so toll hier, alles hattet Ihr für Euch, ein ganzer Stadtteil voll schreibender Dissidenten oder saufender Dichter oder dichter dissidenter Schreiber und praktisch kaum Stasi.
Aber dann kamen wir, die verwöhnten Blagen aus dem imperialistischen Feindesland. Selbstverständlich wurde uns vom ersten Augenzwinkern der Puderzucker in den Arsch geblasen und so kauften unsere Eltern gleich Tausende und Abertausende Eurer Häusern, um für unsere standesgemässen Wohnverhältnisse zu sorgen.
Dabei blieb es nicht, nicht nur die Wohnungen nahmen wir Euch, nein auch die Frauen und die Arbeit, und nun saufen wir hier, natürlich kein Bier, nur die exotischsten Cocktails, für die wir mit grösstem Vergnügen mindestens acht Euro berappen, dralle Thüringer Mädchen auf dem Schoss, an deren Ohrläppchen wir lutschen und schreiben für die de:Bug und so.
Und ich sag Euch was, ich kann Euer Gejammer nicht mehr hören. Denn wir sind stolz auf jede einzelne Filiale unserer Feinkostketten, auf jede unserer Kaffeebars, unsere billigsanierten Mietshäuser, unsere Saabcabriolets, die wir auf dem Bürgersteig parken und unsere unbezahlbaren Maisonettewohnungen mit Dachterrasse.
Ihr solltet lieber dankbar sein. Für all das, was wir für Euch getan haben, denkt doch nur an all die Durchlauferhitzer, die knorken Badezimmerkacheln und nicht zuletzt auch die Errungenschaften der modernen Telekommunikation.
Ohne uns müsstet ihr doch immer noch zentnerweise Kohlen schleppen und zum kacken eine halbe Treppe rauf.
Mit freundlichen Grüssen
Eure Montez
tatsächlich nicht mehr hören, das olle Genörgel. Ich wünschte, die Welt wär‘ ohne Gier und Rechthaberei. Das isse aber nicht, also sei’s drum. Aufstieg und Fall, weiter geht’s.
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Das Thema ist m.W. Jahrzehnte alt. Schon in den 70ern war in Westberlin von der Schwäbischen Mafia die Rede.
Das mit den Ohrläppchen hat mich jetzt ein bißchen unruhig gemacht.
Mich auch.
Sieh an. Hier hat das Schwabengemotze ja auch sehr lange Tradition, ist ja aber eher ein Bruderzwist. Was mich an der ganzen Sache (offenbar schon jahrzehntelang) ärgert, ist diese Pauschalisiererei. Die ist ja sonst nie erlaubt (obwohl sie so schön ist).