Archiv für den Monat: März 2013

Ab jetzt Botox

Und weil heute Frauentag ist. Und weil ja allerorten über den körperlichen Verfall geklagt wird: Madame la Cosmetique, die ich seit sieben Jahren zweimal jährlich aufsuche, fand gestern, meine Hautalterung sei in Zeiten unserer Bekanntschaft nicht erwähnenswert fortgeschritten.* Ich nahm das mit zufriedener Indifferenz zur Kenntnis. Tatsächlich mag es nicht so scheinen, aber die Beschäftigung mit meiner Hülle ist dramatisch zugunsten anderer Überlegungen (jaja, manchmal denkt sie nach über ernste Dinge, heimlich) zurückgegangen. Vermutlich ist es mir manchmal sogar ein bisschen zu egal wie ich aussehe. Ausser bei diesem morgendlichen unangenehmen Knochenzurechtrücken kann ich das Wehklagen über körperlichen Verfall nicht nachfühlen. Ne, und tatsächlich, ob mir die Kerle hinterherglotzen oder nicht ist mir auch wurscht. Mag sein, dass sich das wieder mal ändert, aber im Moment komme ich so gut zurecht, das ist nicht maßgeblich für mein Selbstwertgefühl. Ach, wie lange habe ich dafür gebraucht. Dieses Hadern mit dem Körper und dessen Ausbuchtungen will ich bestimmt nicht mehr zurück. Zudem lebe ich mit einem Musterexemplar des heiteren Alterns zusammen, wenn ich die Greisin anschaue, wird mir darob nicht bang.

Was für eine Zeitverschwendung. Das Jammern. In allen Belangen.** Aber natürlich, früher war alles besser. Sogar das Fernsehen. Ach Magnum.

* Und diese Lady neulich mit ihrem Präparat gegen Pigmentflecken, die hatte sicher grauen Star oder sowas. Und selbst wenn, ein kurzer Schreck. Oder mehr ein Verblüfftsein.

** Nein, natürlich darf gejammert werden. Manchmal hilft es sogar.

Nix da

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Wegen der unkenden Nachfragen: Die Sonne scheint (!), die Schneeglöckchen klingeln und ich muss schrecklich viel arbeiten. Denn am Sonntag fahr‘ ich in Urlaub. In die Berge. Ein sattes Monatsgehalt verprassen.

Und der Ausschnitt stimmt heute nicht genau (jaja, so genau ist der sonst auch nicht), dafür sind wieder Adler mit drauf.

Jimmy Coopers Identitätskonflikt

Gestern Abend alte Freunde, Bier, Chips und Quadrophenia (Weihnachtsgeschenk). Merkwürdig, so einen mal wichtigen Coming of Age Film nach 25 Jahren wieder mal anzuschauen.

Immer noch toll: The Who. Und die Steilküste von Brighton (nächstes Mal).
Rätselhaft: Diese Wut auf die Großen und alles was mit ihnen zusammenhängt (die sind aber auch alle schrecklich und blöd da). Klar, die Großen sind wir jetzt selber und machen brav mit, mehr oder weniger. Das Gefühl des Fremdseins im Vertrauten und das Ausmaß an Verzweiflung darüber. Ich weiss nicht mehr, ob ich mich früher in diesem Film besonders verstanden gefühlt oder ob ich mich mehr für die korrekte Modausstattung interessiert habe. Auf jeden Fall fiel mir ein, wie unvorstellbar es einmal war, dass einem egal sein könnte, welche Musik, welche Uniform und welche Fahrzeuge man unbedingt braucht. Ja, die Fahrzeuge. Diese aufgemotzten Roller erinnern mich heute schon sehr an die Mantas meiner Dorfjugend. Bis hin zum Fuchsschwanz.

Aber für einen ganz kurzen Moment fühle ich diesen durch Musik und Drogen aufgestachelten Zorn auf alles, der mich auch noch manchmal leise streift, wenn der schwarze Block an mir vorbei marschiert (ich auf dem Weg zum Bioladen). Wummwummwumm. Utzutzutz.

Und auch vergessen: STING spielt da mit. Haha.

Woanders

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So, statt der andauernden Larmoyanz gibt es jetze mal eine kleine Reise. Gestern war ich bei der L., um ihr ein paar Tips für ihren Südwestenglandtrip zu geben und wir reisten digital davon, zu blauem Himmel und tosendem Meer. Ich behaupte, dass ich mindestens die Hälfte meiner Englandreisezeit klares Wetter hatte, natürlich oft nicht den ganzen Tag, aber ordentlich zwischendurch, zur Aufmunterung. Und als ich so schwadronierte von Ginster, Kamelien, Scones and Clotted Cream, kleidsamen Gummistiefeln und stürmischen Ritten durch die Hochmoore, dachte ich mir, nach all dem Gejammer passt das hier ganz gut hin, hab ja eh gerade alles für sie recherchiert.

Erstmal nach Devon: Wann immer von Lynton und Lynmouth die Rede ist, muss ich an Loriots Was geschah in North Cothlestone Hall? denken. Tatsächlich ist es da außerhalb der Saisons ganz zauberhaft, wenn man viel Geld hat, kann man im Rising Sun wohnen, wenn man nur ein bisschen hat, geht man da Abends zum Essen (und wohnt in einem der vielen B&Bs), auch wenn man dort nicht mehr, wie wir bei unserem ersten Aufenthalt zu schalem Ale in leidenschaftliches Gespräch vertieft, in Windeseile eine ganze Schachtel Zigaretten rauchen kann, die soviel gekostet hat, als beinhalte sie kubanische Zigarren.

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Nach Lynton kommt man von Lynmouth mit einer klapprigen herausgeputzten Wasserballastbahn Zahnradbahn, an deren Ende sich ein empfehlenswertes Teehaus mit Meerblick (und selbstgebackenen Scones natürlich) befindet. Dort oben, in einem kleinen Antiquitätengeschäft hörte ich von dessen Besitzer zum ersten Mal von Lorna Doone, der Protagonistin einer Art Romeo und Julia Novelle aus dem 19. Jahrhundert. Jeder Engländer, dem wir erzählten, davon hätten wir nie gehört, schüttelte ungläubig den Kopf. Von hinter Lynton geht man einen verwunschenen Weg am Badgworthy Water entlang, dort im geheimnisvollen Exmoor spielt diese Geschichte voller Liebe und Rache, und wenn ich mich recht entsinne, steht da irgendwo sogar ihr Grabsstein.

Von dort nach Somerset: Hat man noch nicht genug Moor, sollte man zum Beispiel zu den Tarr Steps reisen, und dort wieder den Fluss entlang spazieren, an dessen Ufer auch manch eine ihr Leben liess.

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Einen Tee bekommt man in der Tarr Farm, zum Wohnen bietet sich bei mäßigem Reichtum eher die Streamcombe Farm an, wo man auch ein sehr gutes, vom Hausherrn zubereitetes Abendessen bekommt. Die L. hat mich etwas erstaunt darauf hingewiesen, dass ich, aus der absoluten Einöde kommend, mir meist Unterkünfte in der absoluten Einöde suche. Stimmt. Seit Go*gle Maps achte ich drauf, dass die nächste menschliche Ansiedlung möglichst weit entfernt ist.

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Jetz sind wir noch nicht mal in Cornwall. Und schon soviel Text.

Die anderen Etappen der Reise sind woanders.