Archiv für den Monat: März 2013

Krähenvögel (Köpfe der Woche)

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Nebelkrähe Corvus corone cornix

So ein paar Dohlen wünsch ich mir auch für meinen Berg. Die könnten hier in Auf- und Abwinden kunstfliegen und neue Formationen ausarbeiten. Virtuose Vögel. Und unbestechlich. Machen vor den Berghütten Faxen für Touristen, solang sie lustig sind, wenn nicht mehr, hilft auch das beste Futter nix. In der Kleinstadt meiner Kindheit gab es einen Tierarzt mit einer zahmen Dohle (auf der Schulter), die kam auf unseren Schulhof, um an den Pausenbroten teilzuhaben. Den Tierarzt gibt es schon lang nicht mehr, auch die Dohle nicht, na klar.

Im P-Berg hab ich mal in einem Haus gewohnt, in dessen Hof die Elstern gebrütet haben, direkt vor meinem Fenster, in der Kastanie, das war ein Krach, eine ewige Streiterei, dass ich die Elstern seitdem nicht leiden kann (man kommt heim, die Nacht war lang und dann so eine Schreierei, auch Sonntags). Umso mehr, als sie Gerhild jedes Jahr (war es jedes Jahr die Gerhild?) die Eier aus dem Nest rausklauten, das diese unbelehrbar zwischen den struppigen Blumen auf dem Hinterhofbalkon gebaut hat. Tagelanges Wehklagen. Auch von ihrem Gatten, dem schwarzen Amselmann.

Die (Nebel-)Krähen mag ich sehr, waren schon mein Trost, wenn ich verzweifelt durch den Charlottenburger Schlosspark streifte, wegen der blöden Bilder. Später in der Uni hatte ich abends gegen fünf genau den Blick auf ihre Krähenbäume, wie schwarze Perlen aufgereiht auf blattlosen Zweigen, die Krähen von ganz Berlin hielten am Kleistpark rätselhafte Zusammenkünfte. Wer weiß, vielleicht berichtet man nur lauthals über seinen Tag. Bevor man ruht.

Hier haben sie letztes Jahr in der Douglasie vor meinem Schlafzimmerfenster gebrütet. Sie gehen sehr zärtlich miteinander um und gurren leise, wenn sie sich sehen, kein Vergleich zu den ordinären Elstern. Gerade fliegen sie unermüdlich hin und her, mit riesigen Zweigen in den schwarzen Schnäbeln, und bauen damit ihr unordentliches Nest. Wenn sie fertig damit sind, kommt der Rotmilan und will sie dort vertreiben, das gibt tagelang Gezanke, aber sie lassen sich nicht unterkriegen, manchmal verfolgen sie ihn zu zweit. Mit angelegten Ohren.

Am Schönsten sind die Flugübungen der Junioren, wenn sie verlegen auf den Ästen wippten und unbeholfen mit den Flügeln schlagen. Der Moment des Loslassens, wie schwer der ist, das weiß ja jeder. Und dann runtertrudeln, sich fangen, fast im letzten Moment um nach ein paar mehr ungelenken Versuchen festzustellen, dass man ja was kann, was man vorher nicht konnte. Von dem man gar nicht glauben kann, dass man das können kann. Und nach ein paar Tagen fliegen sie als hätten sie es immer schon gekonnt.

Und die Eichelhäher. Und einen echten Raben würde ich gerne mal sehen.
Ich hör jetzt mal auf.

Die Kinder der Anderen

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Fünf Kinder (wollte ich auch immer). Mein Lieblingstisch. Die Frau Mutter sieht aus, als wolle sie mit Sie angesprochen werden. Sie ist ungefähr 1,85 gross und alleine da mit ihren Sprößlingen. Trägt einen strengen blonden Bob und taubengroße Brillianten an den Ohren. Um die schlanken Handgelenke schlackert Goldenes, mit glitzernden Steinen. Kleidung: Schwarz. Vier Töchter, ein Sohn, kam mir erst vor, als seien sie gleichalt, inzwischen halte ich den Bub und eines der Mädchen für ältere Zwillinge und die anderen drei für die kleinen Schwestern. Die sehr langen Mädchen trägen hautenge Röhren und dazu fette Boots, die an den dünnen Beinen wie dicke bunte Klumpen aussehen. Des Buben Hosen hängen locker.

Die Kinder, alle so Mitte Ende Teenagerzeit sind sehr brav und wohlerzogen. Einzig der Sohn erlaubt sich manchmal morgens beim Gang zum Büffet, irgendeine Unzufriedenheit durch diesen schlacksig schleppenden Gang kombiniert mit dem Gesichtausdruck größtmöglicher Entnervtheit, Ausdruck zu verleihen. Die Mädchen sind freundlich und ruhig, sehen sich untereinander ähnlich, der Mutter nur ein bisschen, alle brünett und glatthaarig.

Ich grüße diese germanische Irmgard solange hartnäckig und lächle sie dabei an, bis sie mich zurückgrüßt (zwei Mal bis jetzt). Das löst größten Wiederwillen in ihr aus und ist ein Spass für mich. Vielleicht kann sie mich nicht sehen, weil sie so gross ist? Oder sie hat was mit den Ohren?

Sie ist die Geschiedene allein reisende Ehefrau eines weltweit operierenden Dübelfabrikanten aus dem Schwäbischen (schwäbisch ist sicher), die Kinder besuchen die Oberstufen verschiedener Internate.

Seinerzeit

Und wem das hier grad alles zu posh ist, für den hätte ich einen sehr langen und sehr alten Hut. Aber Vorsicht, da wird viel geflucht und es fliessen allerhand eklige Sekrete. Zumindest zu Anfang. Später wird es etwas ruhiger. Und machen Sie bloss das Fenster schmaler, sonst ist das ja unlesbar: Der Lischke. Trennungsschmerzverarbeitung in den späten 90ern.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind natürlich reiner Zufall.

An den Kommunisten denke ich oft gerade. Und hätte ich nur den Theaterwissenschaftler geheiratet. Das bisschen Borderline.

Es schneit. Wie verrückt.

Das Glück der Anderen

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Das Ehepaar am Nebentisch beschäftigt mich allabendlich. Seine Verlorenheit schwappt so fühlbar bis zu mir, dass sie mich regelmäßig vom meinem wunderbaren Essen abzulenken vermag.

Er trägt jeden Abend ein anderes buntes kurzärmliges Hemd, das mit mir unbekannten Schriftzügen bestickt oder bedruckt ist, dazu eine Jeans mit kunstvollen Löchern oder Applikationen, sie schlichte langärmlige Blusen und Pullunder zu unauffälligen Stoffhosen, alles uni. Ich frage mich, ob sie seine Kleidung kauft. Ob sie findet, ihr Mann sehe besonders sportlich darin aus. Sie sind sehr freundlich grüßen mich immer, und sprechen dann den ganzen Abend kein einziges Wort miteinander. Er trinkt Bier, zum Lamm, zum Winterkabeljau, zum Kalbsrückencarpaccio, zur Lachsforelle, zum Hummersüppchen, zu Palatschinken und sie immer den gleichen rosa Zweigelt. Ich rate, er ist Leiter der Lehrwerkstatt in einem metallverarbeitenden Betrieb, sie arbeitet Teilzeit in einer Bäckerei. Diesen Urlaub haben sie bei einem Preisausschreiben gewonnen und haben sich vorgestellt, wie aufregend das sein würde, und jetzt haben sie so offensichtlich kein Vergnügen daran, dass es mir das Herz zusammenklebt. Ich möchte was nettes Tröstliches sagen, aber eigentlich geht mich das ja gar nix an. Zerbrich Dir nicht immer anderer Leute Kopf, schimpft der F. in meinem.

Die Geräusche der Anderen

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Auf der anderen Seite flankiert mich eine Familie, deren unbestrittenes Oberhaupt wie frisch aus einem Haderercartoon entsprungen scheint. Wann immer er mir sein fragwürdiges Oberlippenbärtchen zuwendet, zucke ich wenig zusammen. Er führt grosse Reden am Tisch, kennt sich mit dem Wein aus und erklärt seiner glatten schlanken blonden Gattin unermüdlich die Welt. Sie lächelt verständnisvoll und nickt. Vorgestern reiste der Sohn an, Abbild des Vaters nur ohne Bart, mitsamt einer wunderschönen hochgewachsenen Freundin, die während des Essens ohne Unterlass verlegen plappert. Von den Reitpferden ihrer Schwester, von den Schweinen im Fluss in Singapur (sic), von den unterschiedlichen Temperaturen der Kühlschrankfächer (Unten das Gemüsefach ist ja das kälteste). Gestern morgen hat sie bei Markèta eine Eierspeise bestellt und diese in grosse Verlegenheit gebracht, denn auf der Karte stehen Omelette, Rühr- und Spiegelei, Eier im Glas und Pancakes. Ja, natürlich, welche hätten Sie denn gerne? Ungehalten: Na, eine EIERSPEISE! Gelernt also (wir beide), in Wien oder so (?) nennt man Rührei Eierspeise.

Vielleicht macht er was mit Autos? Versicherung? Sie gibt Bauch Beine Po. Zweimal die Woche, aus Langeweile. Der Sohn macht in BWL und die Schönheit ist ein Fotomodell.

Oben

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Am Montag war der Frosch ganz krank
jetzt raucht lacht er wieder, Gott sei Dank.
Rauchen tut er er heute Abend. Möglicherweise.

Gehaltvolle Pistenerkenntnisse:
Am Schönsten ist das metallische Geräusch der Bergdohlen
Grün ist das neue Schwarz
Ich fahre länger Ski als Fahrrad

Schauer

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Ländlich früh aufgewacht, fröhlich gefrühstückt und dann plötzlich einer überwältigenden Erschöpfung anheimgefallen. Was kommt da denn nun alles wieder raus (ja, ich habe manche Ahnung)? Edi auf morgen verschoben und wieder ins Bett gelegt. Ein Glück, es hat angefangen zu schneien, das macht es leichter. Darf sowas sowieso erst (Erlaubnis von mir selbst) seit der Krankheit, komme mir trotzdem schlecht vor. Der Mensch muss doch was leisten, und sei es Skipisten runterrasen.

Die haben hier ihr Wasser nach mir benannt. Und können auch keine Rechtschreibung.

Alle draussen

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Aus der Serie Auch wir können Frühling.

So, statt Minigolf fahr ich jetzt in den Schnee. Gleich geht’s los.
Vermutlich hören Sie von mir.