Hafennächte

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Jaja, das ist in B. Mit ohne Verkleidung. Und ohne uns. Und ohne Hafen. Aber mit Nacht.

Früher wurde auch bei uns nie ohne passende Kleidung gefeiert. Einmal, Mitte der 90er in Köln gab es die Hafennächte. Ich ging, wie immer nicht im Kleid, als Glücksfalschspieler mit Borsalino und Bärtchen (ich gehe immer als Mann, da kann ich meine maskuline Seite in Ruhe ausleben). Wie immer wurde viel getrunken, anderes Zeug konsumiert, getanzt und der eine oder die andere fiel ein bisschen aus der Rolle. Es gab eine Karaokebühne, von der ein paar Festbesucher gewaltsam entfernt werden mussten. Ich sang mit der Schauspielerin Stars shining bright above you, was leidlich zu meiner Stimmlage passt, vermutlich aber trotzdem nicht sonderlich hübsch anzuhören war. Seis drum.

Und dann. Dann, am späten Abend betrat eine so wunderschöne hinreißende Person den Raum, dass ich fast vom Barhocker fiel. In einem langen schlauchigen Kleid, mit exotischen Blumen bedruckt und einer Orchidee im Haar. Ich war erschüttert. Und angespornt. Und habe sie erobert und sie ist noch immer mein.

Gerade ist sie abgereist, mit den zwei wilden Blagen, das Töchterchen hat die selben besonderen grünen Augen mit einem schwarzen Ring um die Iris, der Sohn sieht seinem Vater ähnlich. Die Kindsmutter ist jetzt fünfzehn Jahre älter, ich auch übrigens, und das Leben hat uns beide ein bisschen gebeutelt, so im normalen Rahmen. Sie hat das gleiche Händchen für bescheuerte Männer wie ich. In vielen Dingen sind wir uns ähnlich, treffen Entscheidungen selten aus Vernunftgründen. Und landen dann in mehr oder weniger grossem Schlamassel. In dem wir viel zu lange verharren.

Ich schaue sie noch mit dem gleichen Vergnügen an. Die wunderschöne hinreißende silberblickende Neuköllner Freundin mit der Whiskystimme. Sie wollte eigentlich als Matrose gehn. Hat sie gestern erzählt. Ob das dann auch was geworden wäre mit uns?

15 Gedanken zu „Hafennächte

  1. books and more

    Suchst du noch immer draußen nach dem Ei?
    Wirst nimmer fündig sein!
    O Mensch, schau in dich selbst hinein,
    allwo dir GOttes Fund & Auferstehung sei.

    [nach der Weise des barocken Kanon ‚Was hupffest Du allwie ein Has herum?‘]

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  2. montez

    Das IST mein Karaokekostüm. Da sind so Löcher für Arme und Beine drin. Leider sieht man den Text schlecht (die für die Augen sind sehr klein), ein Glück kann ich den fast auswendig.

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  3. keinekrabbe

    einen Bloglesetag habe und mich von hierhin nach dorthin klicke und Fundstücke ansehe. Und weil ich weiß, dass Sie den Eidinger mögen und ich auch. Außerdem habe ich erstmalig Herrn Ulmens kritisierte Sendung gesehen. Man muss ja mitreden können. Ziemlich hochnotpeinlich, aber das soll ja auch.

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  4. montez


    Viel zu müde zum Hüpfen. Und zum Suchen.
    Tatsächlich hab ich heute morgen auf meiner Runde noch eins gefunden.

    In mich selbst hinein schau ich dann auch mal wieder, damit muss ich noch bisschen pausieren. Nach so vielen Jahren Selbstbeschauung. Jetz erstmal Auferstehung.

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