Nicht zu verstehen. Es heisst nicht, als ich das Haus verliess, morgens, an dem Tage, als der Alte starb, nach langer Krankheit, und ich von Dir verlassen wurde, diesmal für immer, an diesem verdammten Tag, dessen morgendliches Zwielicht an meiner Stirn kondensierte, als sei ich ein Küchenfenster. Hinausgejagt in die Frühstückshölle.
Nicht das Nachmittagsgeplänkel, Herr von Krassow, küss die Hand, Gnädigste, ein Freund des Hauses, ein Freund des Hausfreundes, um mich auf dem Rücksitz seines lächerlichen Sportwagens zu vernaschen. Nicht der dreiteilige Anzug, dessen Jackett an den Schultern spannte, die Sommersprossen, die Entscheidung zur stationären Behandlung im Grünen mit Seesicht, auch nicht die dicken gelben Kirschen, die abgelutschten Kirschkerne, mit denen wir uns bespuckten, die Beschimpfungen die folgten, bis hin zur Handgreiflichkeit. Und ernsteren Verletzungen.
Nicht zu verstehen. Es sei der Tag gewesen, sagst Du, an dem es anders roch im Treppenhaus. Als sonst.
Mal wieder was gesucht. Das gefunden. Passt für heut.
Das übrigens auch noch. Ts.
Ich schmeiss dann schnell eine Ladung Semtex rüber über die Mauer, über die herüberweht, dass Nicki nur zurück will zu mir. Na komm schon Nicki. Stattdessen trifft mich einer der Spazierstock-mit-Klingel-Trümmer an der Schläfe und ich verpasse den freien Blick auf das Ende der Welt wegen einer geschmeidigen Ohnmacht. Die Kastanien blühen schattig vor der Remise, immer noch, als ich wieder zu mir komme und die kleinen dicken weissen Männer versuchen die Tür einzutreten. Sie sind sehr laut, wie das ihre Art ist und ich nehme den Hinterausgang, weil das Eisentor bedenklich scheppert. Fliehe über die Bärenlauchstrasse, die Typen mit den Schnellfeuerwaffen immer dicht hinter mir, aber sie schiessen daneben, denn Zielen und Rennen, das geht echt schlecht zusammen. Glücklicherweise kommt dann aber der Bus und ich kann bis Treptower Park durchfahren.
Der Regen hat für Ordnung gesorgt, grün liegt der Wald, rauschend die alten Buchen, nur ab und an ein paar Menschen in enganliegenden Kunstfaserhosen und Plateauschuhen. Sie lächeln mir freundlich zu, die guten. Reiben sich ihre blanken Bäuche und kratzen sich zufrieden im Schritt. Ich nicke in ihre rosigen Gesichter und singe für sie. Der Applaus begleitet mich noch bis nach hause. Da riecht es nach frisch gebrühtem Kaffee und meine Frau begrüsst mich in einem Morgenmantel von Paloma Picasso.
Muscote sagt, der Wunsch klug zu erscheinen verhindere oft, es zu werden.
Nach Rochefoucauld.