Archiv für den Monat: September 2013

Ausser uns

Gewohnt haben wir malerisch, weit oben mit Blick auf Dächer, Kirche und ein funkelndes Kraftwerk, zusammen mit Susi und Walter. Die beiden waren ruhig und unkompliziert, nur wenn die Sonne rauskam, hatten sie nichts als an Sex im Kopp. Wäre uns egal gewesen, hätte es nicht immer so einen lauten dumpfen Schlag getan, wenn Walter Susi von hinten nahm (oder andersrum). Besonders laut kam es uns vor, wenn wir im selbst im Bett lagen, um uns ein bisschen von der aufreibenden Kreativität zu erholen. Sind übrigens Zwillingsbrüder. Hat sich später rausgestellt. Wir haben noch versucht, sie mit frischem Obst zu beruhigen. Mit bescheidenem Erfolg. Also ohne.

Ansonsten praktisch keine Geräusche. Die Gassen des Dorfes sind so eng, dass keine Autos fahren. Überall Treppenstufen. Nachts das Streiten der Käter, der Kauz sitzt in der schwarzen Zypresse und ruft Kiwitt in die klare Nacht. Die Kirchturmuhr schlägt jede halbe Stunde, die vollen zweimal, um drei wache ich auf. Immer. Aus wirren Träumen. Mit alten Bekannten.

Nachmittags scheppern Kinder auf Skateboards die steilen Gassen runter. Sonst nur das Geräusch des Zeigers der sich rasant auf der Sonnenuhr bewegt. Schatten: Der einzig harte Kontrast. Alles andere von milchigem Staub überzogen. Auch meine Füße. Auch Susi und Walter. Auch die Gedanken.

Es gibt eine Bäcker, der machmal von seiner Frau verlassen wird, dann brennen die Croissants an, einen Metzger, der winkt, wenn man vorbei geht, den TABAC, gut sortiert, und das Café de Commerce mit seinen vier Sorten Pastis. Dekoriert von Trophäen des Stierclubs. Ein Hotel mit Springbrunnen. Einen Friedhof. Die Bushaltestelle. Keinen Bus mehr seit zwei Wochen.

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Vive la France

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Trotz tiefstsitzender Abneigung gegen den Aniskümmelfenchelselleriekanon hab ich mich vor lauter Flair hinreißen lassen, des Abends dieses Zeug zu trinken. Übermorgen gibt es wieder was Ordentliches: Schneeregen und Lohnarbeit.

Letzter Abend in Marseille: Vor lauter Fußschmerz und Restkörpererschöpfung muss ich heute Abend im Internet rumhängen statt Treppen zu steigen. Wenn ich wieder gehen kann, gibt es Bildlein. Und Bildleinunterschriften.

Niemals,

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wirklich niemals würde ich auf die Idee kommen, am Bodensee Urlaub zu machen. Und in diesem Jahr will es kein Ende nehmen. Der Eiskaffee ist eine Zumutung. Der Rest auch. Sich fernhalten. Schnell wieder auf den Berg.

Also,

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ich werde jetz jeden Tag irgend ein fadenscheiniges Jubiläum ausrufen und Sie können mir dann schreiben, wie schön Sie mich es hier finden und wie lieb Sie mich haben, ja? Einverstanden?

Süperjübiläüm

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Ein Jahr. Ein Jahr heute! Wer hätte das gedacht. Ich nicht.

Weg aus der großen Stadt, rauf auf dem Berg. Und dann ohne den F. sein. Der F. und ich haben sehr viel miteinander gestritten gesprochen. Wenn wir weit auseinander waren, haben wir telefoniert. Stundenlang. Eines Tages wollte ich nicht mehr mit ihm sprechen, wie es dazu kam ist eine lange, komplizierte und hässliche Geschichte, die entweder andermal oder gar nicht erzählt werden wird. Ist eh nicht so interessant. Nicht mehr.*

Jedenfalls saß ich plötzlich fast allein hier oben im Wald, in der Nähe die Greisin, die eine sehr kurzweilige Gesprächspartnerin ist, aber eben auch noch meine Mutter (da gibt’s ja auch unpassende Themen), Hund, Pferd und Käter sind eher wortkarg, und die Lieblingsnachbarn, die ich keinesfalls missen möchte, sind dauernd nach Kirgistan verreist.

Kann man ja mal wieder ein bisschen in dieses Internet reinschreiben, vielleicht liest das wer. Und sagt was dazu. Hab ich mir so gedacht. Das waren dann so zwei, drei. Sehr viele mehr sind es noch immer nicht, das macht aber nix. Den ersten Kommentar hat Herr Kid geschrieben. Das war toll und hat mich besonders gefreut, denn den kannte ich ja schon lange. Den zweiten meine Freundin Annemarie Krabke, eine der wenigen Eingeweihten.

Und kurz danach hat Frau Faust das erste Mal kommentiert. Ich hab zwar Jahre viele Blogs verfolgt, aber ihres kannte ich nicht. Ich habe fasziniert Stunden dort gelesen. Viele Gemeinsamkeiten festgestellt. Liebe Eugenie, DU bist meine große Blogentdeckung. Du hast mir viel Mut gemacht, auf allen Ebenen. Ich vermisse Dich. Ich hoffe, Du bist gut aufgehoben.

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Für mich war es meist ein gutes Jahr, zumindest im ersten Drittel. Ich war viel unterwegs, zum Beispiel bei der Documenta und noch mehr daheim, trotzdem sind die Atelierfenster immer noch nicht geputzt. Aber am Samstag fahr‘ ich zum Kunsthandwerken, das wird sicher der Anfang einer großen Leidenschaft. Und/oder unermesslichen Reichtums. Vielleicht werd‘ ich aber auch Dichterin oder gar Sammlerin? Ist ja noch Zeit. Hoffentlich.

Gerade ist es etwas holzig, aber wir werden das schaffen. Jedenfalls freue ich mich, dass Sie da sind. Bleiben Sie mir gewogen.

* Das hier war also ein Liebeskummerbewältigungsblog. Ist es noch manchmal.
Vermutlich noch lange, wie Herr Kid einst unkte.
** Hier sehen Sie die beschriebenen Damen und Herren vereint.