Voll süß

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Bis auf einen waren alle unsere Hunde aus dem Tierheim. Es waren freundliche lockige dreifarbige Mischlinge, die nach einer unterschiedlich langen Zeit der Depression (olle Vergangenheit) fröhliche kooperative Haus- und Hofhunde wurden, bis sie sich im greisenhaften Alter verabschiedeten. So sollte es für immer sein sein, und nach dem Dahinscheiden von Pepino klapperte ich die Tierheime der Umgebung ab: Kein Hund. Oder jedenfalls kein passender, zu klein, zu hektisch, zu katzenfeindlich. (Für drei Tage hatten wir Balou, ein Sennenhund-Staffordmischling, der in seiner kurzen Anwesenheit viermal reinkackte, diverse wichtige Dinge zerstörte und den Miezen mehrere Herzkasper bescherte, dann hab ich ihn schweren Herzens zurückgebracht, wir haben schon zwei Katzen an einen wahnsinnigen Jagdhund verloren).

Eines Tages saß ich im Café meines Vertrauens und las friedlich die Zeitung, mit mir am Tisch ein Ehepaar, das Kuchen mampfte. Als sie aufstanden um zu gehen, erhob sich gleichfalls ein sittsamer dreifarbiger Hund, der dem vergangenen Mischling zu Verwechseln ähnlich sah: Oh, sag ich. Schöner Hund, Haben Sie vielleicht einen übrig? Kann ruhig nur drei Beine haben. Ne, aber ihre Freunde, da gäbe es bald junge Hunde, mit denen sei er irgendwie verwandt. Ich schrieb meine Nummer auf den Kassenbon und sie versprachen, sich zu melden. Wochen gingen ins Land. Kein Mucks. Blöd.

Irgendwann riefen sie doch noch an und gaben mir eine Telefonnummer. Ich schleppte die Greisin hin, die eigentlich keinen Hund mehr wollte, schon gar keinen jungen (Ach, so viel Arbeit). Mutter Bodercollie Deutscher Hirtenhund, Vater Australien Sheperd. Keine Ahnung. Voll süß jedenfalls. Besonders der da. Der ist schon vergeben. Egal. Kommen Sie in vier Wochen, dann können Sie sich von den anderen einen aussuchen. Sind halt alles Rüden.

Nach vier Wochen: Sie können doch den haben. Ha. Der Rest so: ZWEI Jahre Hundeschule und eine Lehrerin, die aus dem Kopfschütteln nicht rauskam. Schon als Pimpf das größte Maul, alle machen was er will. Absolut furchtlos. Gewitter? Lustig. Schiessen? Super. Und selbst ein Jäger. Am liebsten Krähen und am liebsten fünf Kilometer im Galopp. Und ich? Völlig überfordert. Dachte, ich hab Ahnung von Hundeerziehung. Haha. Fußgehen nur nach schlimmsten Drohungen. Stehlen wie ein Ratz. Alles besser wissen. Ja, wir haben ein Autoritätsproblem. Beide.

Neulich trafen wir zwei Feldhasen. Direkt auf dem Stoppelfeld neben dem Hundeparcours der Jäger. Die haben da so Slalomstangen. Toll, dachte ich mir, macht der bisschen Slalom, dann denkt er nicht mehr an die Hasen und konzentriert sich, das sei ja gut und erschöpfend. Ich erklär das. Er, nach zehn Sekunden: Schon kapiert und macht mit einem Gesichtsausdruck den Slalom, der sagt: Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich wegen solchem lächerlichen Scheiß die hübschen Häschen vergesse. Also Slalom mit Hasenblick. So liederlich hingerotzt eben.

Gestern hatte ich die Idee, ich könne ihm links und rechts beibringen beim Pfotegeben. Gut bei Schlammwetter zum Abtrocknen: Nach zwei Minuten: Jaaa. Und jetz, wenn ich was in der Hand hab, spult der das ganze Zirkusprgramm ab, anstatt zu hören was ich sage: Links, rechts, sitzen, liegen, umfallen, Rolle. Wird schon das richtige dabei sein. Seufz.

Gestern Abend sag ich sentimental: Das wär schon blöd ohne Dich. Als ich aus dem Bad komme, liegt er im Bett. Nackt. Hab ihn fast nicht rausbekommen. Das kommt nicht in Frage.

7 Gedanken zu „Voll süß

  1. keinekrabbe

    dass Beppo davon überzeugt ist, kein Hund zu sein. Ich habe ihn wie einen jungen, in der Liebe noch unerfahrenen Spund erfahren – äußerst charmant, aber schrecklich egozentrisch.

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  2. Friederike (Gast)

    Neuer Hund?? Naja, mit dem wirds offensichtlich nicht langweilig. Ansonsten empfehle ich zwecks Häschen-Ablenkung gerne das Buch „Trickschule für Hunde“….

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  3. montez

    Ne, wieso neu? Immer der gleiche.
    Ja, das mit den Tricks. In der Hinsicht passen wir leider nicht besonders gut zusammen. Ich kann sowas nicht leiden, ich hätte gerne einen Wachhund (dieser bellt nicht!), der friedlich leinenfrei mit mir spazieren geht und auch sonst keinerlei exotische Ansprüche stellt. Haha.

    Und nicht einen der niemals müde und dem dauernd langweilig ist. Hyperaktiv und hochbegabt nennt man das doch heutzutage. Aber der beste ist er na klar trotzdem. Und gestern waren wir der Renner mit unserer Linksrechtsvorführung.

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  4. rosmarin

    och das geht ja noch :-)
    mein möchtegernwindhundfräulein ist so hochbegabt, dass sie ablenkungsversuche sofort durchschaut und spielereien für komplett bescheuert hält (weil sie ja vom lebenszweck – der jagd – ablenken). soifz

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