Lustig. Ne, nicht lustig. Da regt man sich schrecklich auf, über die Vertreibung der Alteingesessenen im Kiez, über die Spekulanten, die alles wegkaufen. Ist ja richtig. Aber das ist eben nicht nur in unseren Großstädten so. Schon mal was von Bodenspekulanten gehört? Ja, genau, das sind die, denen unsere wunderbare Regierung Tür und Tor geöffnet hat, so dass für Ackerland in manchen Gegenden inzwischen Preise erzielt werden, die nur noch von sogenannten Investoren bezahlt werden können. Die Bauern, und das ist es wieder: kleine Höfe sind heute oft BIOLOGISCH bewirtschaftet, sind ausgebotet. Kleinbäuerliche Betriebe können da schon längst nicht mehr mithalten. Dem Spiegel zu Folge sind die Bodenpreise beispielsweise in Sachsen-Anhalt in vier Jahren um 85 Prozent gestiegen. In Brandenburg und bei den polnischen Nachbarn sieht es ähnlich aus.
Die Käufer sind meist Großbetriebe, die von der Bundesregierung mit großzügigen Subventionen unterstützt werden und mit Agrarkonzernen wie M*nsanto untrennbar verknüpft sind (über M*nsanto schreib ich dann auch mal, da gibt es tolle Geschichten). Sie benötigen weite Flächen zur Entsorgung von Gülle und Hühnerkot aus ihrer Massentierhaltung. Oder branchenfremde industrielle Kapitalanleger, die in Zeiten niedriger Zinsen in Grund und Boden investieren und denen dann was verpachten.
Aber das geht uns ja alle nix an. Ist ja weit weg. Und: Super, alles so schön billig bei unserem Discounter. Und die Currywurst! Und der Broiler! Nur einsfuffzich, toll! Die Bösen, das sind die BIOs, geh mir weg, mit diesem sebstgestrickten Scheiss. Das sind doch die, die uns die Wohnungen wegnehmen, die Frauen und die Arbeitsplätze. Genau. Das sind die. Mülltrenner. Und leider, es ist noch komplizierter: Das beim Li*l gekaufte BIO nützt den Kleinbäuerliche Betrieben nichts. Das geht wieder an die falsche Stelle. Strenggenommen ist das nämlich gar kein Bio. Aber gut für das Gewissen. Und die Gesundheit natürlich.
Dann ist da noch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG). Die Agro-Energie. Pflanzlicher Sprit (wir erinnern uns auch an die netten Nebeneffekte des ausufernden Maisanbaus: Endlich viele Wildschweine), auch so eine dufte Idee, die nach ihrem offensichtlichen Scheitern nicht zurückgenommen wird:
„… Von den Folgen betroffen sind in erster Linie die klein- und mittelständischen Landwirte, die durch die exorbitant steigenden Kauf- und Pachtpreise zusehends unter Druck geraten. Die Wertschöpfung der landwirtschaftlichen Tätigkeit bleibt nicht mehr in der Region, sondern fließt zu den Investoren ab. Angebaut wird, was am meisten Profit verspricht. Dabei gehe es den neuen Eigentümern in erster Linie nicht einmal darum, die Biogasförderung einzustreifen. Bodenkauf gilt als steuerschonende Investition, weil die für den Bodenerwerb aufgenommenen Schulden mit Gewinnen aus der Hauptgesellschaft gegengerechnet werden können.“ sagt Roman Herre von FIAN Deutschland in den deutschen Wirtschaftsnachrichten.
Na, dann wohl bekomm’s. Und so billig! Frohes Neues!
Die Hühnerspekulanten, die Bauernzwicker!
Machen Sie sich etwa lustig über mich? Das fehlt ja gerade noch.
Huch, wie kommt denn dieser Eindruck? Aber nein!
mit dem Kapitalismus! Wie durchtränkt wir damit sind. Vielleicht erleben wir ja noch in diesem Leben seinen Zusammenbruch.
Na toll. Da will man mal leichtfüßig aus dem alten Jahr, laden Sie einem wieder Gepäck auf. Diesen Ärger lege ich mir auf Termin, da muß ich mich 2014 drum kümmern.
Klar habe ich schon von den Bodenspekulanten gehört, das Deutschlandradio berichtet schon seit Jahren darüber. Nachfolgend ein paar Links zum Nachhören und Nachlesen:
Bauernopfer. Der Investitionsboom und seine Folgen (Brandenburg)
Aktien und Ackerland. Strukturveränderungen in Mecklenburg-Vorpommern
Kein Bauernland in Bonzenhand! Sachsen-Anhalt treibt Kauf großer Agrarflächen vom Bund voran
Renditeobjekt Ackerland. Die Auswirkungen von Bodenspekulationen auf die deutsche Landwirtschaft
Geraubtes Land. Warum seit der Finanzkrise ganze Landstriche zum Spekulationsgut wurden
Die globale Jagd nach Ackerland (2011)
Erlöse in Millionenhöhe. Die Jahresbilanz der Bodenverwertungs- und verwaltungsgesellschaft (der Beitrag stammt aus dem Jahr 2004 – heute würde man das sicherlich anders bewerten)
Begehrtes Land am Rande der Karpaten. Investoren aus aller Welt kaufen große Flächen in Rumänien
Ungarnland in Bauernhand? Viktor Orbáns agrarischer Neustart
Boden, Bauern und Barone. Das Ringen um Ungarns Agrarland
Vetternwirtschaft mit Boden: Streit über Ungarns Bodenreform (nur Audio)
Kolchosen, Farmer und Oligarchen. Russlands Landwirtschaft auf neuen Wegen (Beitrag aus dem Jahr 2006 – da geht heute sicherlich auch noch einiges an Landraub)
Land Grabbing. Gespräche mit Jann Lay, Axel Flemming, Joachim von Braun, Berichte von Hans-Michael Ehl, Antje Diekhans und Frank Hollmann
Wie unter den Roten Khmer. Landraub in Kambodscha (2011)
Ausverkauf in den Entwicklungsländern. Die weltweite Vermarktung von Ackerland am Beispiel von Kambodscha (2009)
Shoppingtour durch Afrika. Investoren kaufen im großen Stil Agrarflächen in Äthiopien (2010)
Allzeithoch bei Weizenpreisen. Landraub in Äthiopien (2011)
Ach ja, und was die EU mit all dem zu tun hat:
Wenig Macht, aber doch Einfluss. Die Rolle des Europäischen Parlaments in der Agrarpolitik (Beitrag aus dem Jahr 2004)
Sparen, managen, nutzen. Verbrauch von Agrarflächen
„Fläche ist ein knappes Gut“. Agrarexperte: Intensive Landnutzung führt zu Artenrückgang
Und zu Monsanto habe ich auch noch etwas:
Bauer gegen Riese. Paul François klagt gegen den US-Agrarkonzern Monsanto
Es geht nicht nur darum, wo und was man kauft, sondern auch, wo man sein eigenes Geld anlegt. Meines Wissens gehören die Allianz und die Deutsche Bank zu denen, die mit Nahrungsmitteln spekulieren, und zwar im ganz großen Stil, aber es sind beileibe nicht die einzigen. Und welche Folgen diese Spekulation hat, kann man ebenfalls beim Deutschlandradio nachhören und nachlesen:
Dicke Portemonnaies und leere Mägen. Harald Schumanns Buch: „Die Hungermacher“
Getreidepreise explodieren. Marita Wiggerthale erklärt, welche Folgen steigende Getreidepreise für Menschen in den ärmsten Regionen der Welt und uns hierzulande haben.
„Nach wie vor ein sehr lukratives Geschäft“. Oxfam-Sprecher sieht nur kleine Trendwende bei Spekulationen mit Nahrungsmitteln
Der Preis von Mais. Spekulation mit Agrarrohstoffen
Es gibt aber auch ein paar wenige Andere:
Spekulation mit Agrarrohstoffen: „Wir raten unseren Kunden davon ab“. Finanzdienstleister will durch die Initiative „Handle fair“ das Wettgeschäft mit Nahrungsmitteln bekämpfen
Hui, Frau Arboretum, da können wir uns ja ganz ohne Party ins neue Jahr lesen. Danke für Ihre großartige Recherche.
Ich hab mein Geld schon vor ein paar Jahren zu einer anderen Bank getragen. Nach einem Bericht über das Engagement der Deutschen Bank bei einem AKW-Bau in einem Erdbebengebiet in Brasilien. Die Postbank gehört der Deutschen Bank. Und die Commerzbank zur Allianz. Und die verstecken sich oft, zum Beispiel bei der Bahndcreditcard, da muss man schon das Kleingedruckte lesen.
Ach, mühsam.
Glück gehabt ;)
Ach.
Ätsch. Heut mach ich mal die Spielverderberin.
Auf Ihrem Bild ist weit und breit ja auch kein Kapitalismus zu sehen. Tut echt gut.
Es soll niemandem langweilig werden im kommenden Jahr, weil der eigene Lesestoff alle ist.
Ja, die verstecken sich gern. Post- und Commerzbank habe ich ohnehin gefressen, seit ich mitbekommen habe, wie die ältere Kunden durch ihre „Beratung“ über den Tisch ziehen.
Findichauch.
Seinse geherzt.
zurück.
Ja. Schlechte Laune. JAAA.
Schweinerei!
Was jetz genau?