Dampf

Gestern wäre der alte Montez 96 geworden. Zwar habe ich nicht sein begeistertes Verständnis für Mechanik und Elektrik geerbt, aber zumindest ästhetisch kann ich mich ebenfalls daran erfreuen. Anglotzen und Augenaufreissen. Verstehen muss ich das nicht dringend. Zu diesem feierlichen Anlass haben die Greisin und ich also einen Ausflug ganz in seinem Sinne gemacht: Eine Lunchfahrt auf der Hohentwiel, dem alten Schaufelraddampfer, zu der eine lustige kleine Schmalspurdampflockzugfahrt auf dem Rheindamm gehörte.
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Im 19. Jahrhundert war das untere Rheintal fast alle fünf Jahre meterhoch überschwemmt, die Rhein-Not. Neben den verlorenen Ernten waren Seuchen, insbesondere die Malaria, weit verbreitet und machten das Gebiet zwischen Alpenrand und Bodensee für die Menschen fast unbewohnbar. Österreich-Ungarn und die Schweiz beschlossen daher 1892 die Rheinregulierung: Dass … mit zwei Durchstichen der Flusslauf um rund zehn Kilometer verkürzt wurde, um das Gefälle und somit die Schubkraft des Wassers zu vergrößern und dadurch Geschiebeablagerungen zu vermeiden … [Wikipedia]. Für den Bau des Damms und den (Ab)Transport des Gesteins wurde die Bahnstrecke gebaut, heute werden auf ihr fröhliche Senioren bis an das Ende des Rheindamms befördert.
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Einige der damals durchgeführten Maßnahmen werden nun aufwendig rückgängig gemacht, zum Beispiel kleinere Zuläufe und Flussarme renaturiert, denn nach dem heutigen Kenntnisstand waren sie nur mässig sinnvoll. Überschwemmungen gibt es nach wie vor, auch wenn es längst nicht mehr so dramatisch wie vor 200 Jahren ist, als wegen der kleinen Eiszeit mitunter zwei gewaltige Schneeschmelzen zusammenfielen.

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Der Alte Rhein existiert noch immer. Ich habe wunderbare Kindheitserimnnerungen an dieses Gebiet. Man kann mit dem Segelbot ein Stück flussaufwärts fahren, das ist ein bisschen abenteuerlich wegen der Untiefen, und früher war das eine ganz verträumte Landschaft, die heute vermutlich durch dichte Besiedelung und Autobahn viel von ihrem Zauber verloren hat. Dennoch umgibt das Rheindelta immer noch ein großes Naturschutzgebiet.

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Aus dem regulierten Stück wird nach wie vor Kies und Sand gefördert.

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Anfang und Endpunkt ist das schön gestaltete kleine Museum Rhein-Schauen, wo ich fast all diese Dinge bei einer duften Führung gelernt habe.

Es hat uns voll super gefallen. Und das Essen hat auch geschmeckt. Ich hab ein Foto von uns mit dem Ifon gemacht und die alte Dame gefragt, ob sie weiss, was das jetz war. Na, ein Selfie sagste und schaut mich mitleidig an.

9 Gedanken zu „Dampf

  1. montez

    Herjeh. Ja. Ich leide auch.
    Fräulein Annemarie, diese Sorte saublöder Witz hakt sich leider für immer in meinem Gehirn fest. Danke auch.

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  2. diefrogg

    Als wir unseren amerikanischen Besuch zum obligatorischen Tippspiel verdonnern wollten, schaute dieser die lange Liste der Spiele an und sagte: „Himmel, wie lange dauert das denn? Bis September?“

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