Ich weiss nicht, wie lange ich schon versuche, mich dagegen abzuhärten. Kaum Fortschritte. Eher gar keine. Es bricht mir das Herz.
Beim anderen Haus angerufen. Noch drei Wochen. Ich glaub, ich nehme nur die Rosen. Und die Hortensien. Und den Lavendel. Ach, wenn nur jemand anderes.
Da hätte man ein schönes Bloggerwohnheim draus machen können.
Ja, das ist herzbrechend. Und man hat Sätze auf der Zunge wie „wer so etwas tut, der…“. Furchtbar.
Komme gerade vom Abendspaziergang zurück. Auch hier die Lücken. Vor zehn Jahren wollte die Stadt eine neue Straße bauen. Hat dafür mehr als 50 Häuser aus der Gründerzeit gekauft und abgerissen. Unsere Bürgerinitiative konnte das nicht verhindern. Wir haben in den leeren Häusern Fotos gemacht, „Hundert Jahre an einem Tag“ auf die Fassaden gesprüht, bevor die Bagger kamen. Die Straße wurde nie so gebaut, wie geplant. Das Viertel hat nun eine offene Wunde, durch die Drogenhandel und Kleinkriminalität eindringt.
:-(
Auch dabei muss ich leider an die Weissagungen der Cree denken.
Das ist doch frühe 30er, eher späte 20er? Und schmuck dazu! Und wo ist der Denkmalschutz? Wahrscheinlich ist der nicht da, weil er sonst und anderweitig immer so gemobbt wird. Da gibt es eine Schieflage im Verständnis und den Kommunikationen. Zum Heulen! (Anderes Haus: Nehmen Sie alles! Fensterläden, Treppensteine, Rolllädenkästen und auch Beschläge mitsamt Kleinigkeiten.)
Die meisten die ich kenne, sind lieber für sich. Da gibt es glaub ich einen Zusammenhang. Zum Bloggen.
Ja. Es geht da nur um’s Geld.
Oh! Das geht ja gar nicht!
Es ist Wochenende.
Ich hätt‘ Wagen, Werkzeug, Willen (und Wut genug, um über diese Schwelle mitzugehen), wenn Sie wollen.
Ja. Sowas von.
Eigentlich kann man gar nicht anfangen, ausführlicher darüber nachzudenken. Mir fallen sofort mengenweise Beispiele für diesen Irrsinn ein. Das, was Sie beschreiben, dass so ein Stadtgefüge auch sozial gestört wird. In jeder westddeutschen Grosstadt zu sehen. Hundert Jahre an einem Tag.
Und Z geht halt nicht.
Ach.
Der Denkmalschutz ist damit beschäftigt, den Nachbarn falsches Fachwerk für ihren Neubau vorzuschreiben. Zum Draufkleben.
Das zweite Problem scheint zu sein, dass es keine gescheiten Bebauungspläne gibt, und die Investoren alles durchkriegen.
Und alles: Ich hab kein Werkzeug, kein passendes Transportmittel und grad auch keine Kraft. Ich denke, ich mach einfach die Augen zu.
Wir gründen eine ‚Bloggerinitative Südwest zur Erhaltung gefährdeten Kulturguts e.V.‘ und erwerben gemeinsam einen alten LKW mit Ladekran. Erfolgreiche Kulturgutrettungsaktionen werden am Lagerfeuer begossen.
Telefon-/Kommentarparole, wer wo was entdeckt hat: „We’re needed!“
Ist erst in drei Wochen freigegeben. Und können Sie die Fensterläden und so brauchen? Ich ja nur die Tür. Und hab tatsächlich keinen Platz für mehr :(
Soifz.
Das Platzproblem teile ich, leider. Mir tut’s einfach leid um die alten Sachen und ich wollte Sie ermuntern, beim Retten nicht zu bescheiden zu sein.
Unweit von hier soll in absehbarer Zeit eine entzückend verhauene, alte, kleine, verwinkelte Villa abgerissen werden und etwas Neuem weichen. Groteskerweise wird sie von einem Verein genutzt, der sich auch Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben hat. Bei alter Bausubstanz hört’s wohl auf.
Das selbe hier. Ich brauche die nicht, und Rosen kann ich noch nicht mal besonders gut leiden. Ich möchte nur nicht, dass da einfach der Bagger drüberfährt. Am liebsten wäre es mir, es fände sich jemand, der das wirklich nutzt. Tatsächlich fühle ich mich aber gerade zu müde, um hier einen Antike-Baustoffe-Handel aufzuziehen.
Warum noch immer so viel abgerissen wird, obwohl das Bedauern über die länger zurückliegenden Verluste überall tönt, ist mir ein Rätsel. Hier ist es auf jeden Fall so, dass der Erhalt eines murkeligen Fachwerkhauses eher einsichtig ist (obwohl das auch nicht klappt) als der unseres oberlässigen 50er Kursaals, der zwar nicht abgerissen werden dürfte, aber seines kompletten authentischen Mobiliars beraubt und zur Unkenntlichkeit umgebaut wurde. Tatsächlich hab ich fast aufgegeben, mich aufzuregen. Ich verdrücke nur noch ein paar Tränchen.
Hab in letzter Zeit ein paar mal an Ihre geplante Rettungsaktion gedacht. Hoffe, Sie haben die Tür (und was Sie sonst noch retten konnten) und die Aktion unbeschadet überstanden.
Lena