Es scheint, es ist wieder Zeit für eine Predigt. Also nehmen Sie sich in acht.
Immer wieder taucht die auf: Die Frage nach dem Sinn des Lebens. Das wurde hier ja schon mehrfach erwähnt, ich stelle die nicht. Vielmehr halte ich die Menschheit für eine unheilbringende, völlig verunglückte aber sehr durchsetzungsfähige Mutation, die sich trotzdem über kurz oder lang (vermutlich eher kurz) selbst ausrotten wird, nachdem sie erhebliche Teile der wundervollen Schöpfung bereits in den Abgrund gestürzt hat. Nun jeh. Zufall, Glück und gute Anpassung. Die Frage nach dem übergeordneten Sinn ist mir ein Rätsel. Und eine Spezies, die sich Vernichtungslager, chemische, biologische, atomare, überhaupt Kriegsführung, Silikontitten und Kaffee zum Mitnehmen ausgedacht hat, hat es nicht besser verdient. Geh unter, menschliches Leben. Ohne Sinn, wie Du auch gekommen bist.
Tatsächlich bin ich, wie hier unschwer zu erkennen ist, gänzlich ungetrübt von jeglicher philosphischer Kenntnis ausser es gildet, dass ich zwei extrem gut benotete Abiturprüfungen über Existenzialismus geschrieben hab. Was man halt mit 19 davon versteht. Dennoch lehne ich mich aus dem Fenster und behaupte nochmal, des vermeintlichen individuellen Sinnrätsels Lösung ist ganz einfach. Geben. Denen die weniger haben. Das sind einige. Lieben. Am besten viele. Verzeihen. Möglichst. Sehr schwer, wer weiss das besser als ich. Seiner Umgebung und sich selbst das Leben so angenehm wie möglich gestalten. Jaja, da waren wir schon mal: Die Spielräume sind unterschiedlich (um so mehr lohnt es sich, sie auszuloten). Und dabei möglichst wenig Schaden anrichten. Sich Zeit nehmen für Schönheit. Freude. So gut es geht.*
Und im ganz Profanen: Es treibe Sport, wer Sport mag, es ernähre sich gesund, wem gesunde Ernährung wichtig ist, es nehme Drogen, wer das Leben im Rausch besser ertragen kann. Und keiner behellige bitte die andere damit, was er für richtig hält. Jetzt. Ist das Leben. Und hier ist Westen. Und Frieden. Ach, noch ganz wichtig: Kein Neid, keine Missgunst. Völlig überflüssig: Nichts ist, wie es von aussen erscheint. Kein Gold. Nur Botox und Zirkonia.
Und ich geh jetzt ein bisschen heulen, weil ich seit gestern weiss, wie es in einer staatlichen Flüchtlingsunterkunft aussieht. Das in vielen Fällen noch so viel besser ist, als was man im fernen Zuhause zurück liess. Alles verloren.
Und vor Berührung.
Und weil ich so über alles priviligiert bin. Nach drei Stunden einfach heim gehe, doll zu Abend esse, ein Glas Wein trinke, ein bisschen Zeitung lese und dann in mein riesiges frisch bezogenen Bett schlüpfe. In einem meiner riesigen Zimmer. Und Sie?
Meine Fresse.
(Wie in der Fl*w jetze hier. Müssen wir durch).
* Und, klar. Ich spreche hier nicht von den armen, unterpriviligierten, arbeitslosen, kranken, einsamen Menschen, von denen es auch hier so viele gibt. Sondern von zu uns mir.
Die Familie aus dem sehr fernen Land, die alles verloren hatte, nämlich den kleinen Sohn, der ist in Erinnerung geblieben: Die deutsche Polizei hat bei uns gesessen und hat mit uns geweint. Da war Heulen sehr viel.
Ja.
ja, alles richtig. Nur bringt leider Heulen alleine nicht viel. Also was tun (und selber entscheiden, ob hier jetzt ein Frage- oder ein Ausrufezeichen stehen soll.)
Donnerstags halb drei bis halb sechs. Ich nehm‘ Sie mit!
meine Fresse! wie kurz und knapp sie das wesentliche auf den punkt bringen.
:)