1. Tag
Früh morgens. Komme runter in die kalte Küche, nachdem ich ab 6 Uhr Korrekturen in der Mikrofinanzierungsbroschüre gemacht habe. Die Greisin sitzt käsig am Tisch. Kein Feuer? Schwindlig sei ihr, sagt sie, und sie sehe alles doppelt. Noch vor dem Frühstück über den Hausarztumweg in die Klinik. Ihr ist bald besser.
Da war Qualm in der Küche, hab versucht noch schnell ein Feuer zu machen, Tür aufgelassen, sind ja gleich zurück. Von wegen.
Als ich heimkomme: Bombeneinschlag. Die fette weisse Heimsuchung hat den Tisch abgeräumt. Tomaten. Brot. Rote Betehummus. Zum Schluss noch das rosa Maul sorgfältig an der Tischdecke abgewischt. Auf dem Rausweg: Hundetrockenfutter, Katzentrockenfutter, Vogelfutter, Linsen. Bitte keine Kolik, das fehlt noch …
Ausser einer kaputten leeren Bierflasche nur Chaosschäden. Ich muss trotz allem sehr lachen.
Abends Pizza und Rotwein mit den Guten. Sehr erschöpft. Racletteverabredung für den nächsten Abend.
2. Tag
Die Greisin hängt noch immer an summenden Maschinen, ist aber ganz fidel. Ich hab den Hund im Auto, will noch ein paar Schritte gehen, schöne Gegend hier. Komisch, seit wann ist hier ein Berg? Gut, dass da ne Bank steht.
Absage Essensverabredung wegen Erschöpfung.
3. Tag
Greisin auf Normalstation verlegt, ist fröhlich. Ich wacklig.
Abends bequatscht von der ganzen Mannschaft Sternerestaurant in KN, hänge an Bubis Arm. Essen schmeckt.
4. Tag
Greisin darf heim. Ich schwanke. Viel Bett.
5. Tag
Viel Bett.
6. Tag
Mit der Greisin zum Arzt. Icke direkte Einweisung.
7. Tag
Statt nach Thüringen und Berlin reise ich nach Allensbach. Am selben Tag noch 1000 mg Cortison intravenös.
8. Tag
1000 mg Cortison intravenös. Decke anglotzen. Reicht.
9.Tag
1000 mg Cortison intravenös. Kann einigermassen geradeauslaufen. Finde, ein Ausflg ins Dorf sei angebracht, wegen Sahnetorte. Auf dem Weg Blümchen gepflückt, was ins Auge bekommen, grosse Aufregung ausgelöst. Mit dem Taxi zurück. Ja, eigentlich weiss das die Chefbotanikerin, dass Wolfsmilch giftig ist. War wohl mit den Gedanken woanders …
10. Tag
1000 mg Cortison intravenös. Schlapp. Besuch. Schön.
11. Tag
Heim. Wie sehr ich meinen Lebensplan ohne diese beschissenen Krankheit gemacht habe. Die Trotzkirunde geht mit Ach und Krach. Hey, das ist doch was.
12. Tag.
Heute. Jaja. Geht schon. Das muss wieder werden, bitteschön! Ja?
Au wei, Frau Montez – blättere ich vor 10 Minuten noch im Bodensee-Merian und mache mir assoziationsweise Sorgen, weil man nichts mehr von Ihnen liest. Nun liest man was, aber ist das gut oder nicht so gut?
Jedenfalls sehr gute Besserung! Werden Sie mal wieder, bitteschön!
[Schön buntes Tischfoto. Dachte erst: Aha, Künstleratelier! Schöne Pigmente!]
Wer so schöne Tischdecken hat, dem passiert nix, also schon, aber alles gut am Ende, 14. Tag oder so. Wünsche ich jedenfalls, herzlichst.
Ihnen beiden schnelle, gute und vor allem dauerhafte Besserung! Ich hatte mir auch schon Gedanken gemacht wegen der langen Pause.
Dennoch habe ich mich auch über die „Heimsuchung der dicken weissen Person“ sehr amüsiert. Dieser leicht anarchistische Charakterzug der Dame in Verbindung mit guten Manieren gefällt mir sehr gut – allerdings musste ich auch nicht hinterher aufräumen.
Ich wünsche Ihnen beiden gute Besserung!
@ speedhiking: Genau das dachte ich auch. Wer weiß, vielleicht malt die fette weiße Heimsuchung ja heimlich.
Gute Besserung!
Machen Sie das mal nicht, Sie beide da. Lieber gesund bleiben! (Und übrigens: Schonung! Das Kortison wirkt wie ein Dopingmittel, und Sie meinen, gleich wieder Rumwandern zu können. Dabei ist dann wichtig, wie gesagt: Schonung!)
Gute Besserung!
Wär‘ ich schon da, tät ich mich jetzt sofort anbieten, mal mit dem T. um den Wald zu rennen, solang Sie liegen.
Oh, das sage ich ihm lieber nicht. Das wär’s.
Ja. Und wie.
Dieser See tut in jeder Gemütslage gut! Kommen Sie!
Und Dankesehr, ich freue mich.
Nehme Sie beim Wort, meine Dame. Danke!
Vielleicht sollte ich versuchen, mit der Dicken ein bisschen Geld zu machen. Sie kann ihre Zäune ruhig selbst bezahlen.
Danke!
Ich habe mich sehr amüsiert, wie vergleichsweise vorsichtig sie hier zugeschlagen hat. In jungen Jahren hätte sie einfach alles vom Tisch gefegt. Das Aufräumen war, wider Erwarten gar nicht so schlimm. Sah schlimmer aus. Ich war so geschockt, dass ich nicht mal ein Foto machen konnte.
Ich liege 90 % des Tages. Ganz brav. Ansonsten esse ich. Und dann gehe ich noch zweimal kurz an die Luft. Der T. leidet.
Danke, es ist einen Hauch besser, glaube ich.
Das wird.
Immer wieder aufsteht, immer wieder sagen : es geht doch!
Hier auch Klinik, und Cortison, sehr viel weniger, und Chemo und viel Antkotz.
Kann das Leben nicht einfach mal Ruhe halten und sich leise plätschernd von seiner schönen Seite zeigen? Ich sagt mir immer, und Ihnen auch: kommt wieder besser, bald!
Ach Frau Croco. Chemo. Das ist viel schlimmer. Ich wünsche das Allerbeste, viel Kraft und Langmut. Sehe sehr!
Ich will mich gar nicht beklagen, ich hatte viele gute ruhige Jahre. Für die bin ich absolut dankbar. War ja nicht absehbar, ehedem.
Ne. Nicht. Ich will auch den November nicht verpassen (da war es wieder will will will, angeblich ein Teil des Problems). Aber Du hast schon recht, im November schleichen geht vergleichsweise.
Und Danke. Ja, das wird. Ich hatte ja entschieden, mal an das Cortison zu glauben, scheint zu helfen.
weia. vielleicht verpasst du im nobember nicht so viel draussen, das ist doch der monat, den man am ehesten im bett verbringen möchte? ich wünsche alles gute und baldiges wohlergehen, 1 ganzes gramm, da hast du ja die artillerie an deiner seite, das wird!
mist…. wie so viele hier, hatte ich mich gewundert, das es so stille geworden hier in jwd ist.
und nun machen sie also eine cortisonschleife… oh weh… und die greisin… seufz. nur mal gut, dass t. und die dicke weisse (grinz) so vergnügt an ihnen beiden herumzubbeln.
ganz gute, fixe, gehorsame und geschmeidige besserung
wünsch ich
Cortison ist ein wunderbares Wundermittel.
Und Sie sind eine sehr willensstarke Frau.
Was sollte da noch schief gehen (außer vielleicht ein par Flecken auf der Tischdecke?)
Alles Gute auch der Greisin!
Was wär‘ ohne die. Sag ich ihnen täglich. Sie sind schon sehr eingebildet inzwischen. Danke Ihnen vielmals, Mme Ro.
Oh ja. Wir werden das hinbekommen. Ich übe mich auch in Geduld, heute will es nicht so recht. Kein Schaden.