Krakeelen

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Befremdet über die Einträge bei der Datenkrake, befremdet über manch ein Blog, das ich lange lese (und das hat gar nix mit Paris zu tun), jetzt neu befremdet über den Eifer, mit dem man Charlie oder eben NICHT Charlie ist (einnert mich an die Eiskübel). Befremdet über die Verwandschaft und ihre lauten und abwegigen Thesen. Mal wieder über die vielen Meinungen überhaupt. Und über das stetige Bedürfnis, lauthals und ohne Unterlass den anderen mitzuteilen, dass sie im Unrecht sind. Befremdet über mein dauerndes Befremdetsein. Ich fühle ich zu fast allem fremd, ich habe ständig eine ander Meinung (so wie alle anderen) und ich übe wieder mal Maul halten. Das befremdet mich, den ich hab einige Jahre Maul aufreissen geübt. Ob Charlie Hebdo vielleicht eine rassistische und sexistische Zeitschrift ist. Ob das Abendland bedroht ist. Die Meinungsfreiheit. Ich zucke mit den Schultern und murmle keine Ahnung. Die einen sagen so, die anderen sagen so. Ich fühle ein großes Unglück darüber, wie die Welt ist, aber es fällt mir wenig ein, was ich tun könnte. Das, was mir einfällt, versuche ich.

Hier: Gestrichen.

Ich stell das jetzt mal hier rein. Damit hier mal wieder was steht. Meine Meinung.

4 Gedanken zu „Krakeelen

  1. NeonWilderness

    Ihre Gedanken sind mir dafür gar nicht so fremd, Frau Montez. Auch mich befremdet dieser Massenbetroffenheitsreflex in Form medial platzierter, politisch korrekter, öffentlich dargebotener individueller Mitleidspräsentation. Charliesein per Banner-Image ist im Grunde auch nur ein Facebook-Like oder Eiskübel-übern-Kopf zum Wohle des behaglichen Gefühls, zu einem unbestimmten größeren Guten zu gehören, das immer auf der richtigen Seite steht. Einfach, mustergültig, unangreifbar, mainstream-hip — und genauso schnell vergessen.

    Ich erschauere jedesmal, wenn Betroffenheit so laut und auch so wirkungslos verpufft.

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  2. Clara_

    Ich bin über mich selbst erstaunt, in welchem Ausmass mich dieses Ereignis schockiert hat und immer noch schockiert auf vielen verschiedenen Ebenen.
    Ich komme langsam dahinter, was mich daran so besonders erschüttert im Vergleich zu anderen schlimmen/furchtbaren Nachrichten. Und ich habe das erste Mal den für mich neuen Wunsch, auch nach aussen hin meine Haltung zeigen und auch meinem Mitgefühl und meinem Gefühl von Hilflosigkeit Ausdruck verleihen zu wollen.

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  3. montez

    Das ist noch ein Aspekt. Dieses Geklicke zur Weltrettung geht mir schon lange auf die Nerven. Ist mir rätselhaft, wie man auf die Idee kommt, damit etwas zu bewirken.

    Was mich vor allem irritiert, ist die Auskennerei und die Lautstärke mit der gerade alles ausgefochten wird. Ich bin’s, ich bin’s nicht, es bedeutet das, oder dies, es ist so, oder ganz anders. Alle sind so schnell so schlau, ein Expertentum, dass über uns hereinbricht.

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