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Der Nachlass von Theodor Sebald

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Ich bin in der neuen Wohnung der schönen Neuköllnerin und nebenan schreit Gustav wieder sehr laut. Ich brülle rüber, die sollen mal besser auf ihr Kind achten und der blöde blonde Vater kommt sofort auf den Balkon geschossen und beginnt mich zu beschimpfen. Als er wieder weg ist, hat die schöne Neuköllnerin die Idee, den stillgelegten, sehr kunstvoll mit rotem Marmor und Stuck verzierten Kamin wieder in Betrieb zu nehmen. Wir entfernen die Abdeckung, und dahinter ist eine orangene etwas abgeschabte Metallkiste.

Sie geht leicht auf, es ist kein Schloss dran, nur ein über eine Lasche gezogener Bügel, und wir finden darin in Formalin eingelegte kleine Skulpturen und Kohlezeichnungen (auch eingelegt). Natürlich wissen wir sofort, dass das der Nachlass von Theodor Sebald ist, einem tschechischen Künstler, der an der Hochschule in Weissensee studiert hat.

Dann habe ich noch Ostsee und Verwalter notiert, ich fand das sonnenklar, dass ich mich heute morgen noch erinnere, was es damit auf sich hat. Überhaupt war das kausal alles völlig logisch heute nacht, auch noch nach dem kurzen Erwachen während des Notats, die Sache mit Gustav und seinem blöden Vater stand in engem Zusammenhang mit der Entdeckung der Kunstwerke. Lässt sich wohl nicht mehr rekonstruieren. Theodor Sebald hat ein Buch über biologische Chemie geschrieben. Sagt das Internet.

gestern habe ich nach Dir Ausschau gehalten, aber Du warst wohl woanders

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Anlässlich des Deutscher Buchpreises an alte Korrespondenzen geraten.

… Und was ist bitte mit Kippenberger? Bei mir ist das so: Ich bin heute mit
einem Kippenberger-Buch durch die Stadt gezogen, ganz offen, so dass jeder
sehen kann, wie Kippenberger ein Foto von sich in der Hand hat, auf dem er
eine Atombombe in der Hand hat. Dieses Buch hatte ich recht lange in der
Hand. Da hat sich die öko-Bedienung aber erschrocken, als ich meinen blöden
Latte Machiato (oder wie wird das milde euugs geschrieben) bestellt habe …

Schreibter mir 2006. Ein bisschen hab ich mich vor ihm gefürchtet. Mehrmals. Ich wünsch‘ ihm trotzdem Glück. Und manchmal wird doch was wieder gut.

Sag mir, du lustiger Freund, wer du bist

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Gerade die größte diplomatische Leistung meiner beruflichen Laufbahn halbwegs mäßig gemeistert. Ein Mensch, mit dem ich, nennen wir es ehrenamtlich, zusammenarbeite, bat mich, ihn bei seinem Demnächstsupererfolgsprojekt, dem ganz großen neuen Ding, zu unterstützen. Ein Plagiat des Lebensfreude-Kalenders. Nie gehört. Ich müsse unbedingt bei ihm vorbei kommen und mir das Original ansehen. Na gut, bin ich dann, und ich weiss noch immer nicht, an welcher Front ich am meisten geschockt bin. Von der Idee, etwas 1:1 nachzumachen und anzunehmen, man könne sich da was vom Kuchen abschneiden. Von der Begeisterung für so einen Schrott oder von der Tatsache, dass sich offenbar 250.000 Menschen sowas an die Wand hängen.

Der Inhalt. 35 Seiten Sorgedichnichtlebeyolo. Angereichert mit geschmacklosesten Kitschfotos. Die Form. In Word erstelltes himmelschreiendes Nichtgrafikdesign. Für 7,80. Ich hab mich dann in hoher Kunst rausgeredet und vorgeschlagen, ich könne vor dem Druck ja noch einmal rasch draufsehen. Seitdem bekomme ich jeden Tag Mails mit Layoutentwürfen, die mich in meine Träume verfolgen. Ich möchte das nicht. Ertrage das nicht. Habe keine Zeit für sowas. Und verzweifle staune mal wieder an über die der Menschheit.

Helene Fischer. Ich les ja Boulevard, demnach war mir diese Dame vom Augenschein durchaus bekannt, anders als der hinreissenden Johanna Adorjan in ihrer höchst lesenswerten Erkundung in der FAZ. Sogar wusste ich von der Existenz des Superhits, wenngleich ich ihn bis vorvorgestern noch nie gehört hatte. Im Grunde ist mir das wurscht. Jede soll schön finden, was sie will. Nur rätsle ich, worin der Unterschied besteht. Zwischen Helene Fischer und all den Schlagerbardinnen, deren Geräusche man bei Eltern, Gesamtschulhausmeisterinnen und Bäckereifachverkäufern einst so vehement ablehnte. Was der Unterschied ist, sich einen Gartenwichtel oder den verpönten Zwerg an den Beetrand zu stellen (ja, ich hab einen, ganz ohne jede Ironie).

Seit ich dem inflationären Gebrauch des Wortes spiessig durch den F. beiwohnen musste, vermeide ich es. Allenfalls in Zusammenhang mit Geisteshaltung perlt es über meine Lippen. Kleingeist. Geiz. Vorurteile. Das ist für mich spiessig. Verblüffend finde ich aber, Gitte oder Moik spiessig zu nennen und sich für diese Fischer zu begeistern. Oder für so einen Kalender. Oder das mit dem Zwerg. Oder Heino nicht mehr, seit er Rammstein singt. Wie gesagt, im Grunde ist das egal. Aber ich freu mich, dass ich mich wieder wenigstens ein bisschen aufregen kann. Offensichtlich war ich kränker als ich dachte. Aber seit ein paar Tagen geht es besser. Juchei. Und die Zauberflöte in Bregenz hab ich mir auch angehört (und gestaunt, dass ich diese Oper praktisch immer noch auswendig kenne. 30 Jahre her). Das war volksnah im allerbesten Sinne. Der reinste Kindergeburtstag. Auf LSD. Wundervoll. Genau wie das Wetter grad.

Flache Häuser

Es regnet. Und ich glotze mich durchs Internet. Prefab ist das Zauberwort.
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Wenn ich nun so zurückdenke, habe ich diese Idee eigentlich schon vor 20 Jahren aus NZ mitgebracht. Ich hab da mal auf der Banks Penninsula in einem winzigen Holzhaus übernachtet, in das gerade mal so ein Bett gepasst hat. Das war sehr wundervoll und sehr billig. Ich habe noch oft daran gedacht, ich finde es aber nicht im Web. Wahrscheinlich eine Luxuslodge inzwischen.

Und ich habe meine theoretische Diplomarbeit über die hochgeschätzte Andrea Zittel und u.a. ihre Cellular Compartment Units geschrieben (jaja, schon erwähnt), die meine Vorliebe für ausgeklügelte Kleinraumeinteilungen, Module und Serien in ihren Arbeiten voll super auf den Punkt bringt. Also eigentlich alles ganz alte Hüte. Bin grad bisschen manisch. Ich hör‘ schon auf.

Was ich nicht mehr lesen möchte

Nun habe ich also ein Lavendelbad genommen (es ist Sonntag) und die Flaw studiert. Eine Zeitschrift mit Beiträgen über mittelintelligente Frauen, die haufenweise Binsenweisheiten absondern (also ungefähr wie hier). Dazwischen gibt es Artikel voller Binsenweisheiten im Allgemeinen. Ich bin ziemlich fassungslos: Ausser dass dieses Machwerk in einem hübschen Kleid daher kommt, habe ich selten ein überflüssigeres Printprdukt in Händen gehalten. Im Grunde ist das nichts als eine noch schlechtere Brigitte im neuen Gewand. Das Wort Achtsamkeit kommt ungefähr acht Millionen Mal vor, es wechselt sich ab mit YOLO in manigfaltigen Varianten.

Dann gibt es noch A 4 Aufkleber mit Binsenweisheiten Do what you love and fortune will follow und Everything is going to be OK, was für eine gequirlte Kacke, und nein, nicht everything is going to be OK, bedaure. Schon gar nicht auf Englisch. Ein paar unsinnige Kochrezepte, eine kleine Zeichenstunde (wtf?), ein Simplifyyourlife-Wochenplaner zum Raustrennen und als Krönung eine Anleitung, wie Frau eine Lampe aufhängt. BITTE? Ich wünsche mir ganz sicher keine Zeitschrift, die annimmt, dass ihre Zielgruppe diesbezüglich Bedarf hat. Angenommen ich hätte das, und ich frage mich, was das für Menschen sind, die nicht spätestens mit 19 das erste Mal eine Lampe installiert haben, würde ich mich schnell in diesen dollen Internet informieren. Und nicht in einer trutschligen Frauenzeitschrift. Achja, Einkaufstips gibt’s auch noch.

Am meissten bin ich geschockt, dass drei enge Freundinen annehmen, mir könnte sowas gefallen. Ich hoffe inbrünstig, die haben sich von der reizenden Aufmachung verleiten lassen und nicht so intensiv reingeschaut. Ich werde nun noch in den Genuss weiterer Ausgaben dieser Publikation kommen (Geschenk-Abo): Da hilft nur, das Ding als Grafik-Studienobjekt zu betrachten und dann zum Anfeuern zu nutzen. Ich wüsste nicht mal, wem ich das weitergeben könnte.

Frau D. schreibt, sie habe geweint vor Begeisterung beim Durchblättern. Vielleicht stimmt ja mit mir was nicht.

Die herausragende Talente dieses jungen Mannes waren sofort unübersehbar.
Herzlichen Glückwunsch. Bin ein bisschen stolz.

Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp,

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Zu tauchen in diesen Schlund?
[…]
Und es wallet und siedet und brauset und zischt,
Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt,
Bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt,
Und Flut auf Flut sich ohn Ende drängt,
Und will sich nimmer erschöpfen und leeren,
Als wollte das Meer noch ein Meer gebären.

Doch endlich, da legt sich die wilde Gewalt,
Und schwarz aus dem weißen Schaum
Klafft hinunter ein gähnender Spalt,
Grundlos‘ als gings in den Höllenraum,
Und reißend sieht man die brandenden Wogen
Hinab in den strudelnden Trichter gezogen.

Naja fast. Wie bei Schiller.

Vielleicht hilft Tanzen?

Geht in Preussen auch am Aschermittwoch.

Heute Nuit Bleue, die vorletzte, im King Kong Club. Ab zehn in der Brunnenstr.
Am 6. März Playfools im Cookies. Wo weiss man ja.
Oder ohne Gezappel: Am 22. März Eröffnung von ABC-Objekt von Adam Slowik im Buchstabenmuseum. Kann man auch so mal hin.

Ich habe einen Landkoller. Und dauernd kriege ich solche Mails.
Schaffe B. aber erst im April. Ach.