Archiv der Kategorie: Gestalten

München

ines_kl
Die unermüdliche K. hat wieder ein Lumpenevent auf die Beine gestellt. Falls also jemand in München ist und an diesem Wochenende Langeweile haben wird, kann es gerne vorbei kommen und herrliche Kleider erstehen. Der Erlös geht an mein Herzensprojekt, eine Einrichtung die sich um behinderte Jugendliche und Erwachsene in Kirgistan kümmert, für die sich leider in immer mehr Fällen niemand zuständig fühlt. Für detaillierte Informationen betrachte man die Webseite, die hier aus persönlichen Gründen nicht verlinkt wird.

Ich werde da auch sein. Und ich werde nach exakten Instruktionen Schnittchen geschmiert haben, an denen Sie sich stärken können. Vielleicht gibt es auch eine Tasse Tee. Und eine Bogner-Skijacke.

Bunt

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Ich bin heute auf einen anderen Berg gefahren, um Kunst zu kucken. Von der und überhaupt erzähle ich dann irgendwann mal. Vielleicht. Aber die Plakatsammlung zeig ich gleich her. Wie schön. Sind natürlich nicht alle. Aber die schönsten. Die ich am schönsten finde. Besonders das grüne.

Die Sache mit Maik Michels

Madame Rosmarin hat das ja interessiert. Es gab da dieses Projekt.
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Ich habe vor langer Zeit mal zwanzig Kisten gepackt. Sie mit der Post an zwanzig Freunde verschickt. Waren Sachen drin, z.B. ein Päckchen Nieten. Ein Hühnerbein. Eine Roten Bete. Eine Schachtel getrockneter Fisch. Eine CD mit If you leave me now von Chicago, ein schlimmes Lied, falls es wer nicht kennt.

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Auch ein paar Anzeigen aus der BZ. Z.B. Neu 2 nette Transsexuelle BH 100, Supermod. Charltbg. Tegeler Weg 103 b TS pat. Hinterh. Mo- So 10 – 24 Uhr. Ein Horoskop. Die Lottozahlen. Der Wetterbericht.

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Und die Todesanzeige von Ruth Krüger.

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Ein paar Fotos.

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Ich hab die gezwungen, sich Geschichten dazu auszudenken. Haben die alle. Ganz erstaunliche Geschichten.

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Und aus denen habe ich ein Buch gemacht. Ist ein schönes Buch geworden. Ich habe nur noch eins (Frau Hill erinnern, mir das zweite zurückzugeben, die Daten krieg ich auch nicht mehr auf). Der Professor hat gesagt, ich muss versuchen, einen Verleger zu finden. Ich bin dann zu meiner Lieblingsgaleristin in der Linienstrasse, die ist auch Verlegerin. Die fand das alles blöd (und war dann nicht mehr meine Lieblingsgaleristin). Nach diesem entmutigenden Gespräch habe ich das Buch in den Schrank gestellt und fast erst wieder dran gedacht, als Frau Rosmarin neulich die Geschichte über die Todesanzeigen veröffentlicht hat. Ein paar der Mitwirkenden sind voll berühmt inzwischen (naja, einer, und die anderen mindestens ein bisschen). Vielleicht ist denen das inzwischen peinlich.

Freiheit

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Und ich freu mich mit. Jedes Mal wenn ich vorbeigehe.

Seit Montag möchte ich alkoholfrei machen.
Montag: Die Nachbarin fragt, ob ich auf einen Wein vorbei komme. Natürlich.
Dienstag: Ich hab noch soviel Papardelle und frag die Nachbarin, ob sie zum Essen kommt. Sie bringt den Rest Wein von gestern mit.
Mittwoch: Erschöpfender Arbeitstag. Muss ein Bier trinken.
Donnerstag: Beim Getränkehändler: Ach Frau Montez, gestern abend habe ich einen 20-Öre Sancerre aufgemacht, damit die Leute probieren können. Aber keiner probiert. Wollen Sie den mitnehmen? Der wird ja oll sonst.

Herjeh. Wie soll das denn gehen. Der Sancerre ist wunderbar.
Heute Abend trinke ich den Rest.

Heute 2.0

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Diesen Zettel fand ich heute morgen. Kein Zweifel, dass ich ihn schrieb.
Nur was soll das bedeuten?

Spitzensünde Nase?
Spanischer Superfeger?
Eheringe Uno?

Manchmal bin ich ein bisschen erschrocken. Oder eher erstaunt. Was mir wohl so durch den Kopf geht. Irrlichtert. Ts. Und wer ist Justus?

Prof. Dr.

Unter der Überschrift LIQUIDATION kommt als erstes der Posten Beratung per Fernsprecher. Wahrscheinlich hat er das auf der mechanischen Schreibmaschine geschrieben mit Blaupause. Und falls er Strom braucht, macht den eine Dampfmaschine. Oder ein Wasserrad. Habs jedenfalls gleich überwiesen. Ihn liquidiert sozusagen.

Nachtgestalten

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Pizza mit scharfer Salami. Gibt es als Sonderanfertigung für mich. Ein riesiges Glas Rotwein und warme Worte. Das wird. Sagt der Bubi und wir beide wissen sehr genau, dass es nicht immer wird. Aber diesmal wird es wieder, bestimmt. Nach dem Essen muss ich heute rauchen. Versuch mal, abends in einem Kuhdorf eine Schachtel Kippen aufzutreiben.

Der Bubi spaziert separat nach hause (schon spät, die Hennen müssen rein) und ich fahr zum Automaten der familieneigenen Bäckerei und während ich also ratlos im Dunkeln vor dieser Höllenmaschiene stehe (die Gelegenheitsraucher sind ewig erschüttert von diesen Neuerungen: Identifikation? FÜNF Euro???) spricht es von hinten zu mir, der Vater des geliebten Patentkindes, der schon lange ganz woanders wohnt, in der Hand ein halber Kasten Bier mit ein paar Klorollen drin. Ob er was tun kann. Ach. Muss rauchen. Er habe einen Schlüssel und ich bestimmt noch nie geklaut, denkste, ein Jahr Hausverbot bei Kaisers, und wir schleichen durch den dunklen Laden, den kenn ich wie meinen Westenrasche. Und daheim steh ich am Fenster und rauche. Drei Zigaretten. Das wird.

Paroles

sonne

Ich hab ja mal ein Semester in Strasbourg studiert. An einer niedlichen kleinen Kunsthochschule, deren Illustrationsklasse renommierte Comiczeichner erfolgreiche Künstler hervorbringt. Die Uni blieb mir fremd, dennoch habe ich in diesem verschulten System brav Gesichter und Körper gezeichnet, mich in der Gruppe schreiend und mit Kohle schmierend von inneren Zwängen befreit und nachmittags versucht, den Verlust des Kommunisten zu bearbeiten. Dazu fuhr ich viel allein mit dem Fahrrad im Elsass herum, schrieb selbstmitleidige Texte* und wanderte in den Vogesen.

Eines schönen Tages war es jedoch vorbei mit der Einsamkeit, denn eine freche Französin mit (ja, wiedermal) sehr schönen grünen Augen verlor ihr Herz an mich und tänzelte um mich herum, schleppte mich auf Parties und in Kneipen und nötigte mich, Jacques Préverts Gedichte im Original zu lesen. Trotz all des dargebotenen Liebreizes gehörte mein Herz noch immer dem Kommunisten und die Sache wurde dann etwas verzwickt, an den genauen Verlauf kann ich mich, wie so oft, nicht erinnern. Ich habe aber so ein Gefühl, dass die Chose nicht im Guten endete.

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Jene schöne Person ist inzwischen eine berühmte Comiczeichnerin, so konnte ich dem Internet entnehmen, und lebt noch immer in Marseille, woher sie stammt. Ich fahr‘ ja demnächst nach Marseille. Und ich hab ihr eine Mail geschrieben, es jedenfalls versucht, über die Datenkrake, und gefragt, ob sie einen Kaffee trinken geht mit mir. Ihre Telefonnummer habe ich auch gefunden. Aber ich habe irgendwie im Gefühl, dass sie nicht antworten wird. Ach. Was war ich doch für ein fieses Geschöpf, das völlig unbedarft auf anderer Leute Gefühle rumgetrampelt ist. An soviel kann ich mich jedenfalls erinnern.

* Ich hatte das alte Auto mitgenommen, erfand Lügengeschichten, um meine Ausflüge allein unternehmen zu können. Ich fuhr an diesen Ort in den Bergen, konnte nicht anders, nahm das gleiche Zimmer, schlief quer und schlecht im Doppelbett. Am Tage immer bergauf, ich erinnerte mich an den ersten echten Fliegenpilz meines Lebens, an mein Erstaunen darüber, fand die Stelle, ohne Pilz. Kriegerische Steinwälle, Gesprächsfetzen, die Taschen voller Esskastanien, Pinot Noit und Flugente. Ruinen. Der Bergfried, ein französisches Verbot: rot-weisses flatterndes Plasikband, hier kein Zutritt, grosse Gefahr, war eindeutige Aufforderung gewesen. Liebe auf einem Turm, pathetisch wie immer. Manchmal gelang es mir für einen Moment, ihn zu hassen, für das, was er mir weggenommen hatte. Abends sass ich in der Gaststube auf alten Bänken an dunklen Tischen, das Feuer trocknete meine Socken, aber ich hörte nicht auf zu frieren.