Übern See

Gestern habe ich eine Dienstreise gemacht. Ein paar mal im Jahr muss ich in die Uni. Ein Glück nur noch so zwei drei Mal. Das finde ich völlig ausreichend.
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Ich nehme das Schiff. Heute stand ich ganz vorne mit dem Auto, der beste Platz. Und natürlich bin ich wie alle Einheimischen nicht ausgestiegen und habe nur gelangweilt in der Zeitung gelesen. Naja, oder fast nicht, also schon ein bisschen.

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Die Uni überm See mag ich sehr. Erinnert mich an meine Kindheit (nein, ich habe nicht studiert als Kind). So Siebziger dieses Hard Edge-Gedöns (in meinem zweiten Leben habe ich mal einen Pfahler restauriert, jetzt musste ich mindestens fünf Minuten überlegen, bis mir der Name wieder einfiel) und der ganze schlecht gemachte Sichtbeton. Wie in meiner Grundschule.

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350 Öre für ein 10 Quadratmeterzimmer in einer Wohngemeinschaft? Wahnsinn.

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Die Bibliothek wird umgebaut. Gerade wo ich mich fast nicht mehr verirrt hatte, ging ich wieder für Stunden in den unendlichen Weiten verloren, weil der Weg jetzt ganz anders ist. Die Studierenden dürften ihre Wünsche aufschreiben.

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Die fand ich dann, nun, recht studentisch. Aber warum eigentlich nicht.

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Es gibt da jede Menge Kunst am und im Bau. Hier ein Balkenhol. Ansonsten noch Piene, Antes und viele mehr. Keine Ahnung wo, ich habe es ja immer eilig, wenn ich da bin. Und verplempere so viel Zeit mit dem duften Leitsystem.

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Heimwärts war auch schön.

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Und dann wollte ich bei Alexandra Lang im al1 einen Kaffee trinken. Tja, Betriebsferien. Wir sind schließlich in Meersburg. Im Januar.

Gemetzel

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Ich hab noch ein paar Stöckchen für den Trotzki zuschneiden lassen. Die Fichten rechts hinten müssen auch noch weg. Ich leide. Aber es geht nicht anders.

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Eigentlich wollte ich nur erwähnen, dass es gestern kurz mal so aussah.

Die Sache mit Maik Michels

Madame Rosmarin hat das ja interessiert. Es gab da dieses Projekt.
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Ich habe vor langer Zeit mal zwanzig Kisten gepackt. Sie mit der Post an zwanzig Freunde verschickt. Waren Sachen drin, z.B. ein Päckchen Nieten. Ein Hühnerbein. Eine Roten Bete. Eine Schachtel getrockneter Fisch. Eine CD mit If you leave me now von Chicago, ein schlimmes Lied, falls es wer nicht kennt.

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Auch ein paar Anzeigen aus der BZ. Z.B. Neu 2 nette Transsexuelle BH 100, Supermod. Charltbg. Tegeler Weg 103 b TS pat. Hinterh. Mo- So 10 – 24 Uhr. Ein Horoskop. Die Lottozahlen. Der Wetterbericht.

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Und die Todesanzeige von Ruth Krüger.

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Ein paar Fotos.

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Ich hab die gezwungen, sich Geschichten dazu auszudenken. Haben die alle. Ganz erstaunliche Geschichten.

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Und aus denen habe ich ein Buch gemacht. Ist ein schönes Buch geworden. Ich habe nur noch eins (Frau Hill erinnern, mir das zweite zurückzugeben, die Daten krieg ich auch nicht mehr auf). Der Professor hat gesagt, ich muss versuchen, einen Verleger zu finden. Ich bin dann zu meiner Lieblingsgaleristin in der Linienstrasse, die ist auch Verlegerin. Die fand das alles blöd (und war dann nicht mehr meine Lieblingsgaleristin). Nach diesem entmutigenden Gespräch habe ich das Buch in den Schrank gestellt und fast erst wieder dran gedacht, als Frau Rosmarin neulich die Geschichte über die Todesanzeigen veröffentlicht hat. Ein paar der Mitwirkenden sind voll berühmt inzwischen (naja, einer, und die anderen mindestens ein bisschen). Vielleicht ist denen das inzwischen peinlich.

Feuchtkalt

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Ich mag diesen Trübsinn.

Und wenn der Köter denkt, dass ich ihn noch ein einziges Mal frei laufen lasse, hat er sich sowas von geschnitten.
Nein, den Baum hat er nicht umgeworfen, aber es ist auch kein Zufall, dass er hier nirgends zu sehen ist.

Wort zum Sonntag

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Also gerade frage ich mich, warum so viele Menschen in meiner digitalen Umgebung direkt in hytherischen Beifall und/oder selbstmitleidiges Klagen ausbrechen, wenn irgendwo gerufen wird: Mach’s gleich, nutze den Tag und warte nicht, bis Du tot bist. Ich rätsle. Was all diese Menschen davon abhält, wie sie offenbar selbst feststellen.

Es geht hier ja nicht um fundamentale Dinge, wie die Welt zu retten, irgendwo hin auszuwandern, oder sowas wie ein Buch zu schreiben oder eine Platte aufzunehmen. Wobei, die letzten beiden sind ja heut auch nicht mehr so schwierig zu bewerkstelligen. Keine Zeit lasse ich nur in wenigen Fällen gelten, denn ich kenne viele Menschen. Und ich weiss, wieviel Zeit die so verdaddeln. Kein Geld gildet (!) auch meistens nicht, mein Flug nach Shannon kostet knapp hundert Euro. Retour. Und viele Dinge kosten gar nichts.

Ich meine eher die Sachen, von denen unlängst bekannt wurde, sie werden auf Sterbebett am meisten bereut: Zu viel gearbeitet (man glaube mir, so viel arbeiten, dass es gerade reicht ist super, weniger konsumieren ist noch superer*), zu wenig Gefühle ausgedrückt: Warum? Schüchternheit? Das verstehe ich am ehesten. Aber: kann man üben. Ich übe gerade, genau, wie ich versuche, den Großteil der Rottweiler in meinem Leben wegzuschaffen. Schreibe Mails mit Was ist da eigentlich zwischen uns, höre auf (und siehe da, es klappt öfter) beleidigt zu sein, nachtragend. Mache den Mund auf und spreche an, was mir missfällt, und lerne manchmal mit Schmerzen, die bessere Tonlage zu finden. Nicht zu brüllen und nicht in Tränen auszubrechen. Glücklicher sein: Was hält uns ab? Nein, was hält die anderen ab? Ich bin sehr glücklich, ich bin krank, ich habe keine Kinder, keinen Partner und ich liebe dennoch wie verrückt, und ein bisschen werde ich zurück geliebt. Das ist super. Amen.

Natürlich gibt es Unglück. Verlust, Tod, Krankheit, Gewalt, Armut, Krieg. Aber es gibt auch ruhige Zeiten. In denen wir (Sie doch sicher auch), in der Nase bohren, im Internet rumhängen und maulen. Anstatt. Oder?

Ich staune noch immer darüber, wie mir die Welt begegnet, seit ich freundlich zu ihr bin. Verrückter Scheiss. Nur weil man jemanden anlächelt. Wenn ich das früher gewusst hätte, oder ne, ich wusste das, ich hatte es nur vergessen, in B. Seit ich weniger misstraue. Klar, ich werde mal beschissen, aber das ist sehr sehr selten.

Alles ist richtig, auch Weltschmerz und Missmut, solange man sich nicht dauernd beklagt. Was man alles verpasst. Viele Dinge, viel mehr als man denkt, kann man ändern (ausser manchmal, manchmal kann man nicht, wer wüsste das besser als ich. Bloss manchmal zieht man sich einfach ins Nörgeln zurück.)

Jedenfalls, ist ja nett, der Slam von der blonden Studentin, der einem gerade allerorten um die Ohren fliegt. Aber. Ja? Los!

Ach übrigens, kaum eine brüllt beim Autofahren so wie ich, gerne auch so altmodische Sachen wie: Hast wohl Dein‘ Führerschein im Lotto gewonnen? Oder auch frauenfeindlich Na klar, typisch, Du dämliche Kuh, lass lieber Vati fahren oder einfach nur Was glotztn‘ so bescheuert? und viel Schlimmeres, was hier nicht verschriftlich werden soll. Auch das ist ungeheuer wohltuend. Ich schwöre.

* Ja, ich habe keine existentiellen Sorgen, das ist eine großartige Grundlage für Glück. Aber nicht die einzige.

Kleine Forstkunde

Heute lernen wir, wofür die lustigen bunten Markierungen im Wald eigentlich da sind. Die sind für die Jäger. R bedeutet Reh, das hilft denen bei der Jagd. LP bedeutet Lieblingsplatz, da trifft man das Wild am häufigsten an. E bedeutet Elch. Elche sind allerdings hierzulande sehr selten. Aber Rehe gibt es viele. Wie man sieht. Manche sind niedrig, flink und dreifarbig. Die schmecken am besten.
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Falls Sie an meinen Erläuterungen Zweifel haben, können Sie sich beim charmanten Duo Caspers Reeves (welches meine Lebensplanung mal erheblich erschüttert hat, vielleicht erzähle ich das mal) genauer informieren, oder sich diesen niedlichen sogenannten Forstcast ansehen.

Rituale

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Morgen fette Lotte, gut geschlafen? Haste Hunger?
Erstens bin ich nicht fett, zweitens heisse ich nicht Lotte.
Guten morgen Madame Lola, ich wünsche, wohl geruht zu haben.
Was kann ich für Sie tun?
Frühstück, aber bisschen plötzlich.
Sehr wohl, gnädige Frau. Stets zu Ihren Diensten.

Der Hintergund so.