Statt Neues aus der Serie Wegen fehlschwingungsbedingter Aurastörung verreckende Elektrogeräte in meiner nahen Umgebung noch mal was zum Thema Geduld. In meinem vorvorletzten Leben habe ich mal eine Ausbildung als Gemälderestauratorin gemacht. Bis zur bestandenen Aufnahmeprüfung für das Studium der Restaurierung von Tafelbild und polychromer Holzskulptur. Dann konnte ich nicht mehr, hab mich zweimal zurückstellen lassen und was anderes studiert.
Manchmal musste ich mehrmals das Schloss Charlottenburg (meine letzte Wirkungsstätte) umrunden, um mich wieder ein bisschen zu beruhigen, wenn ich stundenlang am Stereomikroskop verharrt hatte, um Leinwandfäden einzeln zu verschweissen, die ein russischer Soldat schwungvoll mit einem Bajonett durchsäbelt hatte, um seinen Ärger über den Imperialismus im Allgemeinen und den General Blücher (das Bild oben rechts) im Besonderen Luft zu machen. Bekomme sofort Gänsehaut, wenn ich dran denke.
Im positiven Sinne aufregend waren dagegen die Ausflüge ins Heute und Gestern der Bildenden Kunst. Da gab es endlich mal bisschen was zu denken oder zu erwägen, beispielsweise welche Radiergummisorte am besten geeignet sei, um eine schmuddelige Gipsskulptur von George Segal zu reinigen (diese dann wochenlang abzuradieren hat mir weniger behagt). Ob das bei der Beuysschen Sauerkrautpartitur verwendete Sauerkraut erhalten werden muss, oder durch neues (und wenn ja, muss das die selbe Marke sein?) ersetzt werden kann? Hingerissen war ich überhaupt von der Eat Art: Da war alles vereint, für das ich mich begeistern kann: Kunst, Essen und Tiere. Letztere waren allerdings nicht erwünscht und mussten davon abgehalten werden, z.B. das Prager Brot von Vostell zu mampfen. Oder Rothsches Katzenfutter bei den Mundaugen
Überhaupt das Archiv Sohm: Mein Paradies. Die Erledigungen in den Museumskatakomben habe ich immer ausgedehnt, um mich dort noch ein bisschen rumzudrücken. Eine grossartige Entdeckung für einen 20-jährigen KunstLK-Grünschnabel vom Land, dass nach (oder während) Picasso noch andere Kunst stattgefunden hat. Mit Sprache. Mit Unsinn.
Für ein erfülltes Restauratorenleben hat es dennoch nicht gereicht. Bisschen Geduld habe ich gelernt. Und dann wieder verlernt.