Die Pest (oder wars die Cholera?)

Mit 32 bekam ich eine unheilbare Krankheit. Die Diagnose war sehr langwierig („Wir wollen halt alles andere ausschließen“), eine Woche statt in der Neuro wegen Platzmangels auf der Krebstation, das hat mir den Rest gegeben. Und nachdem in tausendvierhundert Tests alles andere ausgeschlossen war, hatte ich also die manifestierte Autoimmunerkrankung und eine Erschöpfungsdepression, das, was man heute einen Burn-Out nennt.

Als ich wieder ein bisschen denken konnte, kaufte ich mir ein paar bescheuerte Bücher über Wunderheilung und begann, zu Frau Fischer zu gehen. Bei Frau Fischer vergoss ich viele Tränen und bald bemerkten wir, dass sie nicht der Krankheit galten, sondern meist dem F., der mit der ganzen Sache völlig überfordert war.

Wir aber machten unsere Sache ganz gut, Frau Fischer und ich, nach einem guten Jahr wurde ich als stabilisiert entlassen und heulte wieder privat. Und gewöhnte mich langsam an das neue Leben. Das dann irgendwann gar nicht mehr sooo anders war. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich wieder mit so profanen Dingen wie einem Pickel am Kinn beschäftigen könnte. Kann ich aber. Und es gibt Tage, da vergesse ich sie einfach. Weil sie brav ist und still hält.

Aber seit vorgestern meldet sie sich. Sie macht das sehr zart, kleiner kalter Fleck am Ellenbogen, ein bisschen Kribbeln im Fuss. Irrlichtert so herum. Hoffen Sie mit mir, dass es so bleibt. Ich bin auch wieder demütiger, versprochen.

5 Gedanken zu „Die Pest (oder wars die Cholera?)

  1. kid37

    Hm. Ein schwieriger Weg. Ich war statistisch eigentlich schon zu alt für den Spaß, dafür randaliert es jetzt umso stärker. Ein interessantes, wennauch hilfloses Pendeln zwischen Auf und Ab, akut und schlafend. Interssant auch, den Umbau zu erleben in ein neues Leben und eine neue Person, vielleicht. Mal sehen, was bleibt.

    Ihnen die Daumen gedrückt; die Forschung gerade im neurologischen Bereich hat ja die letzten Jahre erstaunliches hervorgezaubert.

    Antworten
  2. Eugenie Faust

    Ich hoffe mit Ihnen, liebe Frau montez, dass sich das Irrlichtern wieder verzieht. Vielleicht schadet es nichts, wenn Sie es auf das Wetter schieben, falls bei Ihnen gerade Wetter ist.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert