Nach Hause

Sie sehen aus wie zwei alternde Filmstars, wie sie da an der Gepäckausgabe stehen. Und, fragt sie, ein bisschen peinlich berührt, das sind deine Grosseltern? Levin trägt einen beigefarbenen Alcantara-Anzug, ein pfirsichfarbenes Hemd, sehr weit aufgeknöpft, Brusthaar blitzt und ein goldenes Kreuz auf der braungenbrannten Haut. Der Kragen ist mehr als ausladend und liegt über dem des Jacketts. Wenn das meine Mutter wüsste. Seit sie den Winter in Spanien verbringen gedeiht ein millimeterbreites schwarzes Menjoubärtchen über seiner Oberlippe. Margot ist wie immer aus dem Ei gepellt, das Kostüm mohnrot, das Haar blond onduliert, statt Augenbrauen zwei schmalgezeichnete Linien die den hellblauen Lidschatten einfassen. Ich kann gar nicht aufhören in mich hineinzulachen, jetzt, wo sie neben mir stehen, und ich das Gefühl habe ich sehe sie das erste Mal mit Distanz, nicht Opa und Margot, sondern zwei schillernde Gestalten, mit etlichen Gepäckstückchen und Sunny, dem Yorkshireterrier, der heute das Pony mit einer Kirschspange zusammengefasst trägt. Er bellt uns an. Wir küssen uns. Ich stelle vor. Die riesigen Sonnenbrillen werden abgenommen, die Reise war unbeschwerlich also. Der Luftraum ruhig, das Essen lala, und ich summe across 110th street, als wir das Gelumpe zum goldenen Commodore schleppen. Margot trägt ihr Beautycase selbst. Lale ist schweigsam. Natürlich darf ich nicht mehr fahren, das Baby, und so ruckeln wir den weiten Weg nach hause, denn Levin hat den grauen Star und sieht nicht so recht. Sie sind sehr aufgeregt, die Blumen, ja, die Blumen leben noch, ich habe zur Feier des Tages sogar den Gummibaum abgestaubt. Und es ist Frühling, Lale fragt nach dem kanarischen Wetter, sehr trocken, genau. Wie schön wieder zu hause zu sein. Margot hat sich den Bauchspeck absaugen lassen, das ist da viel billiger. 2001.

Gestern auf den Friedhof, zu den Vätern. Die Greisin geht nie mehr mit.

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