Theodor Borowski

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Am Ende der Serpentine durch den Wald, kurz vor hier, kommt man bei diversen Wettern durch eine Nebelschwade. Sie taucht ganz unvermittelt auf, ein kompakter Streifen, einmal quer über die Strasse. Und als Kind war ich mir sicher, dass sie mit dieser Schrecklichkeit zu tun hat.

Das Internet spuckt zum Namen Theodor Borowski nur den üblichen 123-Kram und ein paar FB-Jungs aus, auch alle einschlägigen dazukombinierten Begriffe geben gar nichts her. So bleiben nur die mangelnden Kenntnisse der Greisin, die war damals, als jener Pole hier hingerichtet wurde, erst 11 Jahre alt. Nazis gab es hier natürlich keine (Neeeiiiin, unser Ortsgruppenleiter war ein ganz lieber Kerl). Und gesprochen wurde über so etwas sowieso nicht. Schon gar nicht mit kleinen Mädchen.

Er war ein Kriegsgefangener, Zwangsarbeiter bei Bauern in einem Nachbardorf und hat sich dort folgenreich verliebt. Der Frau und Kindsmutter wurden die Haare geschoren und was weiss ich nicht (die Greisin weiss es nicht) und der Theodor Borowski wurde da oben, also ungefähr 200 Meter von meinem Stuhl entfernt an einem Baum gehänkt. Genau da wo die Schwade schwebt.

Viele Jahre später wurde der Gedenkstein aufgestellt. Die Mutter hat alle Jahre da was hingepflanzt, die Rehe fraßen es gründlich wieder ab, nur mit ein paar Schneeglöckchen hat es geklappt, im Frühling blüht ein bisschen was.

In den letzten Jahren war die Tafel zweimal mit weisser Farbe beschmiert und musste gereinigt werden. Im nachhinein tu ich mich bisschen amüsieren, denn danach blieben die Reste in den Vertiefungen der Buchstaben und der Text war besser zu lesen als jemals. Und gestern hat jemand ein Licht dorthin gestellt. Ich habe mir vorgenommen, im Frühling da was rehunverträgliches zu pflanzen. Schliesslich sind wir Nachbarn.

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