Archiv für den Monat: Dezember 2013

Liebe

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Während ich so am Küchentisch sitze, das Internet lese und mein Mischgetränk aus fairegehandeltem Biokaffee und regional gemolkener Biokuhmilch zu mir nehme höre ich dem Rumpeln in meinem Bauch zu. Es macht ordentlich Krach und bestimmt entstehen hier jede Menge gefährlicher Giftgase.

Und ich lächle und freue mich über die durch und durch empfehlenswerte Linkliste von Herrn Buddenbohm (besonders natürlich das hier, das mir zutiefst aus der Seele spricht), die diesen Morgen gleich deutlich erfreulicher (HOW TO SHARPEN PENCILS!) macht als den gestrigen. Um den Lärm zu übertönen denke ich ein bisschen an den Splatterregisseur (und meine vergebliche Verliebtheit), der mir Anfang der Neunziger erzählte, auf einer seiner vielen Fernreisen habe er sich einen exotischen Virus eingefangen, wie das Berliner Tropeninstitut nach einer langen Kette diagnostischer Fehlschläge (und schmerzhafter Beschwerden) feststellte und ihm empfahl, fürderhin auf den Verzehr von Weißmehl zu verzichten. Wie ich ihn mit großen Augen anstarrte, voll tiefstem Mitleid über eine solche Zumutung. Und mich in den Jahren darauf arglos freute, daß in den Einkaufsläden (Superwort, oder?) meines Vertrauens immer mehr Produkte für den armen Regisseur feilgeboten wurden. Irgendwann schwappten auch andere, echte und unechte Unverträglichkeiten in meine Abendessenseinladungen, denen ich devot aber zähnknirschend Rechnung trug.

Erstens würde ich mir niemals etwas zulegen, was alle haben und zweitens finde ich das Gerumpel nicht weiter beachtenswert, da es sich spätestens gegen elf ausgerumpelt hat. Ja, steht ja auch in dem Artikel, natürlich gibt es auch Menschen, die was wirklich nicht vertragen. Soll es geben.

Apropos, nach ein zwei Jahren mit dem F. war ich der Meinung, er liebe mich nicht in dem Ausmaß, wie das nötig sei (so war es!) und beschloss in meinem jugendlichen Leichtsinn, das Verlassen ginge am besten, wenn es dafür einen weiteren triftigen Grund gebe. So befragte ich das Internet und hatte den ersten und letzten Chat meines Lebens, mit einer seltsamen Mangafigur. Die sich als Journalist mit allerhand Vorzügen entpuppte. Na also. Ich teilte dem F. nach einer angemessenen Zeit des Überprüfens mit, ich würde ihn nun verlassen, es gebe einen anderen, und schwupps, weg war ich (naja, das ist hier die extrem geschönte und gekürzte Fassung). Die Sache mit dem Journalisten war kompliziert, mein Herz gehörte ja dem F., das des Journalisten lag bald in Scherben und nach einer Weile war alles wieder bei alten.

Aber was ich eigentlich sagen wollte (und was so eine kleine LAKTOSEUNVERTÄGLICHKEIT alles in der Lage ist auszulösen), unlängst erreichte mich eine Mail des Journalisten (wir trafen uns noch häufiger und gingen immer im Unguten auseinander): Du wirst nie darauf kommen, wo ich Dich entdeckt habe. Und ich: Schweißausbruch. Das schöne geheime Blog. Ojeheojeh, steht da was gehässiges über ihn? Ne, er hat eine Kritik über einen Splatterfilm eines Regisseurs geschrieben und bei der Recherche stieß er auf meinen Namen in dessen Krakenfreundesliste. Na sagemal. So viele Worte für so eine dünne Pointe. Ts. Schuldigung. Und jetz flecht‘ ich einen Adventskranz, die Greisin kommt morgen heim. Jippieeeeee!

Die an den Hund brüllt (Vorsicht, arghs)

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Bild ohne jeglichen Zusammenhang

Als erstes der Eingang zur Küche versperrt von einer Art blutigem Gewöll. Ein paar Meter weiter ein verblichenes Maulwurfsbaby. Einer hat in die Kiste mit dem Anfeuerholz gepisst und der andere Durchfall. Und nicht sehr gut in sein Klo getroffen (ich weiß genau, wer was war).

Jetzt aber Hunger. Jeder isst was anderes, bitteschön. Miau.

Als ich die Haustür öffne schießt ein dreifarbiger Blitz zu seiner Lieblingsfeindin, der dicken weißen Kuh, und tobt wie ein Wahnsinniger. Wenn sie nicht altersmilde und stocktaub wäre, hätte sie längst Kleinholz aus ihm gemacht, aber manchmal lässt sie sich halt doch provozieren, das ist saugefährlich, für beide. Mit glühendem Hass, einer Mischung aus Angst und Eifersucht versucht er, sie in den Stall zu treiben. Ein, äh, Hütehund. Als ich ihn endlich erwische, wenn er da wütet, ist er so voller Adrenalin, dass er nicht anderes wahrnimmt, wirft er sich auf den Rücken, was mich noch mehr empört. Am liebsten würde ich ihm den Arsch versohlen. Mach ich nicht. Fehlt aber nicht viel. Der Morgenspaziergang fällt aus, ich bin heiser und brülle trotzdem Ihr kommt alle ins Heim. Die Käter gähnen.

Das war vor dem Frühstück.

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Später, beim Spazieren nehme ich zur Kenntnis, daß mein Anfall doch irgenwas bewirkt hat. Er bellt nicht alle Tiere an, die wir treffen. Immerhin. Vielleicht darf er doch bleiben.

Ausnahmsweise hat sich der Gaul heute mal nichts zu schulden kommen lassen.

Und jetz hab ich auch noch einen 300Grammigel am Hals. Der hat noch gefehlt.

Bisschen Heimweh nach Berlin. Schon seit vorher.

Was ich gerne nicht mehr hören sehen lesen möchte

Sorgfältig onduliertes Haar
Neu aufpolieren
Nazi-Schatz-Phantom
Agrarkraftstoff
Endlos-Beine
Fünf Sterne Restaurant
Fan-Gemeinde
Sigmar Gabriel
Partytiger
Asi
Auf der Agenda haben
Nospy-Abkommen
Gesamt-Resümee
Ergebnisoffen
Sozialhyiene
Pipi in den Augen
Casual
Jemanden da abholen wo sie er steht
GröKo
Andrea Berg
Intim-OP
Tränen-Auftritt

Aber verliebt bin ich in
Cara Delevingne

Für mehr Gemaule bitte hier.

Hab nicht so viel Zeitung gelesen wie sonst.

Bruno Epple

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Eine Schachtel Reval am Tag, sagter, und daß er jetzt bestimmt nicht mehr aufhört. Und ich kann es mir nicht verkneifen: Kennst Du die Gräber dort im Tal … Kennter nicht, rufter, und erzählt statt dessen eine Geschichte, wie kamen wir bloß aufs Heiraten, von einer jungen Dame, die sich zu Beginn der in Radolfzell geschlossenen Ehe für sein Dafürhalten unangemessen lange mit dem Aussuchen der Gardinen fürs Gästeklo aufhielt. Jahre später traf er sie in der Straßenbahn, das muss so um 68 gewesen sein, sagter ein wenig abfällig, in Bremen, sie sei nun geschieden und studiere Soziologie um dann der Menschheit zu dienen. Und später habe sie noch einmal geheiratet, einen Buchhalter aus der Bremer Senatsverwaltung, habe er gehört. Wenn das kein Leben ist, sagter, da sieht man mal wohin das führt.

Vorher draußen am Feuer. Beim Rauchen.

Letztes Jahr hat mich die Greisin in eine Ausstellung geschleppt, ich, die ich immer abfällig übe die Provinzkunst lächle, mochte das. Und ich mochte die Gedichte dazu. Die er hier heute vorliest, voller Inbrunst und Freude an den Worten, wie er schnalzt und zischt und rollt, genau wie sein Freund, der Professor auf seinem riesigen Saxophon. Zwischendurch. Von dem ich schon länger ein Fän bin. Und ich habe ein warmes Gefühl von Heimat zu dieser Mundart, die ich mein Leben lang kenne und verstehe (nicht spreche, was ich inzwischen sehr bedaure). Man hört ihm die Nähe der Schweizer Grenze an. Kleine Unterschiede. Klitzeklein, nur für Fachleute.

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Iberm See
ufm Thurgauer Rucke
wandlet s Johr duri de Wald
und driberthii d Sunne
vu Konschtanz ufe bis abi
gi Schaffhuuse
und rundet mer so mi Wält ab.

Und ich bin ganz im Reinen mit meiner Provinz, wo zwei alte Männer in einer Schreinerei ein Kunstwerk erschaffen. Voller Lebensfreude.

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Und der Bubi hat extra die Festtagssocken angezogen.