Otto

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Letztes Jahr hat das Otto-Dix-Haus wieder eröffnet. Dix hat nach seiner Entlassung aus der Dresdner Kunstakademie 1933 sein restliches Leben am Bodensee verbracht. Verbringen müssen (Zum Kotzen schön, Sie erinnern sich). Im wesentlichen in Hemmenhofen auf der Höri, einer Halbinsel am Westend des Sees, in etwa da, wo der Rhein rausfliesst (das ist etwas kompliziert).

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Jedenfalls war ich jetzt da. Das Haus liegt traumhaft, mit Panoramaseeblick. Ein schönes Haus. In schnörkelloser 30er Jahre-Architektur gebaut und von einem grosszügigen Garten umgeben. Wie immer habe ich den Audioguide abgelehnt. Ich mag nix auf den Ohren, wenn ich mir was ansehe. Vermutlich war das hier noch dööfer als sonst, denn es gibt praktisch nichts zu sehen (also hätte ich ruhig hören können): Ein schlichtes Gebäude, sparsam mit ein paar überwiegend nachempfundenen, wenn auch hübschen Möbeln bestückt. Eine verschmierte Staffelei. Ein paar Pinsel. Ein paar nette Zeichnungen, die er für seine Kinder gemacht hat. An den Wänden Reproduktionen (als Wandmalerei) bedeutender Bilder (gefällt mir). Ein paar Gemälde, die vermutlich aus dem Depot des Stuttgarter Landesmuseums stammen, dem der Verein das Haus übereignet hat.

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Der Audioguide erzählt der Webseite zufolge aus drei Perspektiven: Familienleben, kunsthistorische Ausführungen und Persönliches von Jan Dix. Wie gesagt, ich mag das nicht. Da kann ich auch ein Buch lesen. Und ich habe mich hier gefragt, warum man, wenn man zu wenig Inventar zur Verfügung hat, um eine authentische Atmosphäre herzustellen, so ein Haus nicht lieber ganz leer lässt und es als Ausstellungs- und oder Arbeitsort für junge Künstlerinnen nutzt. Es ist nämlich ein schönes helles geräumiges Haus mit echt duftem Blick. Das hätte der Dix sicher auch begrüsst. Was Lebendiges.

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Die Leute, die da arbeiten sind sehr nett. Der Kaffee ist gut. Und man sitzt doll.

9 Gedanken zu „Otto

  1. speedhiking

    Vom Werk zurücktreten, sich in den (schon bisserl farbigen) Sessel Foto 1 hauen, Beine hoch, Zigarre und Besinnung, dann aufspringen (während von der bunten Hose weitere Kunstspuren auf dem Sessel verbleiben) und weiter … Das wär‘ ein Künstlerschaffen (mit Erbschaft und 2 Seegrundstücken, versteht sich)!

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  2. montez

    @ Kid: Doch, unbedingt. Schleifen wir dann ab.
    Oder sägen es raus und verkaufen es als Pollock.
    @ Speed: Ja, so hab ich mir das auch gedacht.

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  3. schneck08

    Und dann immer und nur noch das gegenüberliegende Ufer malen. Bis man’s auswendig kann. Einmal in der Woche kommt dann die Galeristin aus der großen Stadt vorbei, holt die Bilder ab und lässt einen Scheck liegen. Ich bin übrigens dort auf der Höri mal rüber in die CH gerudert, nur um Zigaretten zu holen (Mary Long) – das war schon ziemlich witzig.

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  4. montez

    Gut ist ja auch, dass man dann irgendwann gar nicht mehr hinschauen muss. So Aussicht ist sowieso völlig überbewertet.

    Erst hab ich verstanden, Sie seinen da rübergeschwommen und hab mir überlegt, ob Sie die Zigaretten auf dem Rückweg auf dem Kopf hatten. Oder das ganze Päckchen im Mund. Aber Sie hatten ja ein Boot. Ein Glück. Mary Long ist wunderhübsch.

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