Der Trotzki und ich haben heute eine Wallfahrt gemacht. So ein Schmarrn findet der Trotzki (naturgemäss) . Papperlapapp, es bleibt nix unversucht, ich bin schliesslich die Bestimmerin finde ich. Und hab natürlich vom Wunderwasser getrunken.
Der Hinweg war gar nicht so übel, auf dem Rückweg hat mich glücklicherweise sonst keiner gesehen. Das ist schon zum Heulen und Zähneklappern. Ganz bang wird mir, wenn ich an all die Reisen denke, die ich noch machen muss. Überhaupt. Was alles.
Und, ja klar, es ginge schlechter. Nur, wenn man so darüber nachdenkt, eigentlich geht es ja immer schlechter, oder? Aber ich bin demütig. Eine echte Herausforderung allerdings sind mir die gutgemeinte Ratschläge: Angefangen mit der Greisin (apropos Wallfahrt) Du weisst doch, diese Frau in Lourdes, die da im eiskalten Wasser gebadet hat, die war dann geheilt. Eiskaltes Wasser. Ansonsten: Hometrainer. Heileurytmie. Makrobiotisch. Oder Bestimmt nur das Alter, ich fühle mich auch manchmal ganz erschöpft. Und ich zähle dann bis zehn. Und manchmal lächle ich. Milde. Und weisst Du, der Dings, der hat Krebs, AIDS, einen Schlaganfall gehabt. Ja. Der Arme. Ganz wirklich. Ich wünsche ihm alles Gute. Mir auch.
Und das war jetzt das letzte Jammerpost, versprochen.
Ich hab nämlich eigentlich ziemlich gute Laune.
I. Et es wie et es.
(Mach dir nichts vor. Sieh den Tatsachen ins Auge.)
II. Et kütt wie et kütt.
(Akzeptiere Veränderungen und lerne damit umzugehen.)
III. Et hätt noch immer jot jejange.
(Bleibe auch in kritischen Situationen gelassen. Es gab bisher immer noch einen Ausweg.)
Tja, Kölsche Grundgesetze sind schon sehr aussagekräftig! Man kommt einfach von allein nicht drauf.
( … immer wieder gern …)
Und : Reisen Sie! Reisen Sie! Sie müssen viel reisen!
(Kleiner aber sooo hilfreicher Tipp!)
Ich hab‘ da noch so ein kleines Missverständnis : Frau M., mein Herzchen, ich höre da etwas von Lourdes? Das ist doch die junge Tochter von Madonna! Also, die Madonna, die war ja mal so ein gänserig wildes Ding, (wie komm‘ ich auf Gans, nee, ich mein eigentlich den Schwan) die kann bestimmt die Not lindern!
Sehr schöne Kapelle!
Ja, das ist sehr schön da.
Es schad nix, die Beterei. Und die Wallfahrerei auch ned.
Ich mag die Orte, sie haben etwas magisches: gebündelte Gebete.
Und wenn es dann doch einen Gott gibt, so würde er bestimmt weich werden. Also.
Mir ist das für mich Beten zehn Mal lieber als die Heilsteine.
Fahren Sie besser zur Madonna von Guadeloupe als nach Fatima oder Lourdes.
Dort ist es grauslig.
Neujork ist eine tolle Idee. Wallfahren geht eigentlich überall.
War im Sommer bei den Indianern, muss es nur noch verbloggen.
Das wollte ich schon immer mal.
Für “ es geht mir irgendwann besser“ möchte ich in die Südsee.
Mal sehen.
Das mit der Glauberei ist nicht so schwer. Nicht groß nachdenken, einfach drauf losglauben, dass das schon einer richten wird. Gut geeignet für ganz schlechte Zeiten. Im Moment freu ich mich auch sehr darüber, wenn jemand sagt, er bete für mich.
Sehr gern singe ich für Sie das „Dona nobis pacem “ von dem wunderbaren Mozart! Ich schicke auch vorsichtshalber noch ein „Kyrie eleyson“ hinterher!
Mein Schwiegervater übrigens sprach oft von “ Neff Jorrk“, obwohl er doch in Schottland eine schöne Zeit verbracht hatte. Irgendwie auch lustig.
Ich mag die Orte auch. Auch wenn mich die verzweifelte Hingabe der Pilger immer etwas beklommen macht. In Padua gab es Menschen, die vor der Reliquie so versunken waren, dass sie fast gewaltsam weggeschoben werden mussten. Von den anderen in der Schlange. Ich tu mich ja selbst schwer mit der Glauberei (übe noch), aber ein bisschen von der Magie und dem Jahrmarktszirkus nehme ich gerne mit nach Hause.
Maria im Stein ist ein stiller bescheidener Ort hier um die Ecke. Geh ich oft hin. Ausser am Wochenende ist da niemand.
Und als nächstes fahre ich nach NY. Hab ich mir vorgenommen.
Ich reise. Versprochen.