Archiv der Kategorie: Über Alles

Zaster

Elbphilharmonie: geplant 77 Millionen Euro, vermutlich 500 Millionen Euro
Nürburgring: geplant 150 Millionen Euro, vermutlich 490,33 Millionen Euro
Suttgart 21: geplant 4,33 Milliarden Euro, vermutlich 6,5 Milliarden Euro
BER: geplant, 2,5, Milliarden Euro, vermutlich (mindestens) 4,2 Milliarden Euro

Und der Steuerberater meckert über meine Buchhaltung. Und über die Fehleinschätzung meines voraussichtlichen Arbeitseinkommens.

Beides mit B.

Bei meinem Morgenspaziergang durch die Schmuddelecken des Internets Universums, haben zwei dufte Bienen mein Herz erwärmt:

Brauchen wir wirklich noch eine Modelshow?
Bar Refaeli (Fotomodell usw.): Ja! Es ist für 99,9 Prozent der Mädchen der ultimative Traumjob, weil sie glauben, dann wie eine Prinzessin behandelt und bewundert zu werden! Egal, ob in der Architektur, der Kunst oder bei Menschen – wir gucken uns lieber schöne als hässliche Dinge an.

Carla Bruni (Ex-Fotomodell usw.) mehr so allgemein: In meiner Generation müssen wir keine Feministinnen mehr sein. Ich bin überhaupt keine militante Feministin. Im Gegenteil, ich bin bürgerlich. Ich liebe das Familienleben, ich liebe es, jeden Tag das Gleiche zu tun.

Wie schön, dass die jungen Mädchen auf so weise Damen als Vorbild zurückgreifen können. Die sich richtig auskennen. Und ich wusste es schon immer: Feminismus ist das Gegegenteil von Bürgerlichkeit. Na logisch.

Anti-November-Programm

Ich habe gar keinen Schwung klage ich an die Mutter und bekomme die Antwort Na, dann hol halt welchen und da Baden bekanntlich nicht direkt neben Preussen liegt *, führe ich diese karge Antwort auf die innere Haltung einer Müttergeneration zurück, die sich eben einfach nicht erlaubt hat oder erlauben konnte, keinen Schwung zu haben. Jedenfalls nahm ich sie (wie sehr oft) beim Wort.

Als erste Maßnahme entschied ich, mal was anderes anzuziehen. Wie hier erwähnt und absolut ernsthaft trage ich in der Öffentlichkeit seit geraumer Zeit immer die selbe Uniform in minimaler Variation. Na gut die neue Kombination strotzt auch nicht vor Farbenfreude, aber immerhin: Nicht schwarz (sondern grau und braun).

Dann bin ich gestartet, um mir den orangenen Anzug zuzulegen, den ich in der Butike meines Vertrauens meinte erspäht zu haben. Für die Hochzeit nächstes Wochenende. Seit ungefähr meinem 10. Lebensjahr trage ich nur in alleräussertsten Notfällen (Erstkommunion) Keid oder gar Rock. Der Anzug war dann leider eine optische Täuschung und ich entschied mich, auf den prall gefüllten Kleiderschrank zurückzugreifen. Hilft ja nicht. Vielleicht den grauen Anzug?

Wärend ich noch bei der Post anstand, ergab ein maschinengewehrschussartiger SMS-Wechsel eine sofortige Kaffeeinladung bei der L., mit der ich dann den selben köstlichen trinkend und ZWEI Zigaretten rauchend (es lebe die Masslosigkeit!), ein erbauliches halbes Stündchen auf deren zauberhafter Terrasse verbrachte: Sozialkontakte. Auch nicht mein Schönstes gerade.

Beim Betrachten des Sonnenuntergangs besprach ich fernmündlich den Schneeurlaub im Hübschigkeitshotel in den Voralberger Alpen mit bester Freundin und Patenkind, und alles war noch etwas besser. Na also.

Nachdem sich die Beschaffung von dicken Bohnen in der Dosen (ja) als unmöglich erwies, ich dann auf getrocknete ausweichen musste, um die Zuppa Volterrana vom Zappenduster zu kochen, musste ich wegen Einweichen umdisponieren. Heilbutt Grenobler Art. Kochen. Auch gut. Habe der Mutter erklärt, was Butt auf englisch heisst, als sie sich fragte, was der wohl heilt.

IMG_0690

Am späteren Abend erreichte mich mehrere Post aus Berlin. Eine ehemals gemeinsame Freundin sass in des F.s neuer Küche und fragte, ob meine dort hängende Frühstücksinstallation von Fischli und Weiss sei. Na aber das ist doch was. Gut, dass ich die Rechte nicht mit verschenkt habe.

Die Portugiesin ist zwei Monate weg und empfiehlt ihre Freund als Zwischenmieter: Pedro hat schon 7 Büche geschrieben. Wenn das kein Qualitätsmerkmal ist.

* aber immerhin neben Hohenzollern.

Dings

Kontrollverlust kränkt die leistungsorientierte Mittelschicht.**
Ich habe es schon mal versucht zu beschreiben (ist mir vermutlich nicht recht gelungen): Das Problem der Angehörigen von Demenzkranken damit, dass jemand nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert, sei es körperlich oder geistig (neben vielem anderen Schweren). Hier ist das noch mal gut erläutert (SPON):
Jörn Klare: Als meine Mutter ihre Küche nicht mehr fand
. Schmerzvoll bleibt das Verschwinden des vertrauten Menschen.

+

Nu auch Drei gesehen (hab es ja nicht so mit Spielfilmen):
Schön, heterosexuelle Orientierung als deterministisches Biologieverständnis zu brandmarken (kann man in fruchtlosen Diskussionen auf alles anwenden: Du mit Deinem deterministischen Physik/Religions/Medizin/Politikverständnis. usw. usf.). Unbedingt merken.

Und Sophie Rois‘ Antwort auf Simons (Sebastian Schippers) Frage, ob sie nicht endlich mal heiraten sollten: Ok. Unbedingt merken (Haha).
Und das Haus am Rande von Ostberlin. Ja, genau. Überhaupt, ALLES sehr vertraut, in deren Leben. Aber das Ende. Au weia. (Lautes Haha).*

+

Die The Yes Men sind wieder da. Sind mir mit Yes men fix the world mal Nachts im TV untergekommen und haben es tatsächlich geschafft, mich einen ganzen Film (siehe oben) lang zu amüsieren. Andy Bichlbaum und Mike Bonano sind bombig. Anschauen lohnt sich unbedingt. Ist alles fein verlinkt da beim Freitag.

* TT soll mich mal fragen, wie so was ausgeht.

** Ich würde weitergehen und sagen: Unvollkommenheit empört und ekelt eine nach menschlicher insbesondere äusserlicher Perfektion strebende Gesellschaft. Das ist bestimmt kein Mittelschichtsphänomen. Es geht hier genauso um dick, hässlich, geistig und/oder körperlich behindert. Ein Dilemma: Auch ich bin vernarrt in Schönheit (auch wenn ich mich eher in schön schreiben/sprechen/denken verliebe, die andere Schönheit kommt dann eh von allein. Aber Schönheit ist sowieso nicht gleich Perfektion). Mag nicht, wenn jemand sich nicht wäscht, faulige Zähne hat und schmatzt beim Essen. Ok, sagen wir, es geht um Dinge, die man nicht selbst beinflussen kann. Aber wo ist da die Grenze? Kann man z.B. Süchte selbst beinflussen? Ach.

Abrakadabra

Nach den sehr aufregenden Diskussionen hier und hier, hab ich, anstatt endlich meine Arbeit/Steuer/Post/Gartenwintervorbereitungen zu erledigen, lieber einen ausführlichen Hundespaziergang gemacht. Es gab nur einen winzigen Zwischenfall, eine wilde Krähenjagd (glücklicherweise keine Schafe weit und breit), und als ich da so spazierte und grinste, fühlte ich mich über alle Maßen priviligiert und grossartig. Ha. Und hier, mit Ihnen ist es auch schön.

IMG_0662

Was diverse Heilverfahren angeht, bin ich ja ein Sapperlottsbeispiel, was (Un)glaube alles bewirken kann: Ich bin nämlich in der Lage, selbst die Wirksamkeit von Kortison ausser Kraft zu setzten, was in meinem Fall mitunter ziemlich unpraktisch ist, und die Neurologen zu hilflosen Höherundmehrdosierungen verleitet.

Zweimal in meinem erwachsenen Leben war ich so infektionskrank (Angina 2004 und 2012), dass ich ein Antibiotikum verschrieben bekam (und einnahm). Und raten Sie: Es hat geholfen! Ich war verblüfft und begeistert, weil ich in meinem Erbsenhirn den Zusammenhang zwischen komischen kleinen Tabletten und Genesung nicht in der Lage bin herzustellen. Die Begeisterung hat nicht vorgehalten. Ich hoffe trotzdem sehr, dass die Welcheauchimmermedizin im Ernstfall auch mich heilt, obwohl ich nicht an sie glaube. Trotz aller Beweise.

Apropos, Charlotte, der Rest der Hochzeitskuh, hängt ja hier, um dann biologisch-dynamisch vergraben zu werden. Das ist wieder was für die Homöopathiefreunde. Ich halt’s da eher mit Der Zweck heiligt die Mittel, und umschiffe dieses Thema mit der Lieblingsnachbarin, studierte Biolandwirtin mit Affinität zu Kristallen im Wasser, Bachblüten und dergleichen Hokuspokus. Heute morgen hat sie mir aber wieder grosse Freude gemacht, als ich hier vorbei kam (sie arbeitet inzwischen als Fotografin und ist ausserdem ein Scherzkeks).

IMG_06571

Gestern Abend waren wir zusammen essen. Vegetarisch biologisch lesbisch verkniffen. Ich sehe zwischen allen diesen Dingen KEINEN zwingenden Zusammenhang. Wir zwei haben uns bei echten Frauengesprächen dennoch prächtig amüsiert (Fussball, Sex, Geld, Psychotherapie).

Update zum 01.10.

IMG_1748

Bin ja tatsächlich in die Knie gegangen, nachdem beim Ifon zwar nach und nach die wichtigen Funktionen wieder aufflackerten, Netz hatte ich jedoch fast nie. Geschweige denn Internet. Und da ich ja zu den allerorten gegeisselten unentwegt über den Bildschirm Wischenden gehöre, war das ein unerträglicher Zustand. Offizielle Version: Ich muss ja mitbekommen, wenn die Korrekturen geschickt werden.

Hab also ein neues gekauft und Siri kennengelernt. Eine enttäuschende Bekanntschaft. Sie wusste nicht mal, wer ich bin und über ihr Alter darf sie angeblich nicht reden. Sie konnte mir nicht sagen, was ich abends kochen sollte (Sagen Sie mir, wo Sie sich befinden, dann kann ich Ihnen weiterhelfen ich wusste nicht dass Apple sich für regionale Produkte stark macht). Ich habe dann versucht, ihr einfachere Aufgaben zu stellen, nämlich ein paar Termine zu notieren und mich dann daran zu erinnern. Na, also das hab ich ja trotz ZweiEinfingersystem schneller getippt. Wer? Wann? Wie jetzt nochmal? Ach Fräuleinchen, das mach ich doch in Zukunft lieber wieder selber.

Wobei. Ich hatte diese Woche EINEN Termin. Ein Mittagessen. Allerdings in der Marheinekemarkthalle, in deren Nähe ich mich im Moment ganz und gar nicht befinde. So hat der T. wenigstens mal einen schönen Ausflug nach Kreuzberg gemacht. Er war auch nur so mittelempört. Leider häuft sich sowas gerade. Dummes Ding. Wenn die Siri nicht so umständlich wäre.

Gleich mit dem T. telefoniert (mea culpa) und einig gewesen, dass man (wir) nur weiterhin von dieser grässlichen Firma Produkte anschaffen, weil wir zu faul sind, auf die alten Tage noch in die Untiefen der Windowswelt einzudringen. Mein erster Computer war ein Mac 4400, das war 1997 oder so und ich habe ihn von Opas Erbe gekauft. Zusammen mit einem Scanner für 700 DM. Also der Scanner.

Und dieses neue Telefon lässt sich wirklich tadellos mit meinen sonstigen Maschinen synchronisieren. Ich hab jetzt sogar so eine blöde Hülle.

Zum Thema Mit toten Tieren durch das Jahr, beim morgigen Spaziergang hing am Nussbaum der Lieblingsnachbarn der (bisschen blutige) Kopf ihrer Hochzeitskuh (Geschenk). Zitat: Sie wollte halt nicht aufnehmen. Ach, Landleben. Ich verzichte auf das Foto. Oder?

(P. Trotzki ist begeistert, will gar nicht mehr nach hause)

Wenn ich mich schon grad aufrege,

ebenfalls für dumm verkauft fühle ich mich, wenn die Verfassungsschutzchefin Claudia Schmid mitteilt, das wiederholte Schreddern von Akten über Rechtsextremisten sei natürlich ein Versehen. Und „Hinweise, dass die Akten einen Bezug zum ‚Nationalsozialistischen Untergrund‘ (NSU) hätten liefern können, gebe es ‚derzeit‘ nicht.“

Kommt mir vor, wie diese Zeitungsnotizen: Schwarzafrikaner in U-Bahn von sieben glatzköpfigen Männern zu Tode geprügelt. Einen rechtsradikalen Hintergrund schliesst die Polizei aus. Oder so ähnlich.

Ach, Ex-Chefin. Na, immerhin.

Post aus Berlin

Die portugiesische Freundin, die gerade in meiner Wohnung in Kreuzberg wohnt, schreibt heute morgen:

Kein Zettel im Briefkasten. Der Mann hat mir gesagt er kommt die Lüftung zu checken. Ich habe ihn gefragt warum waren wir nicht informiert. Er antwortet ‚Kein Ahnung‘. Dann sieht er, das Gerat funktioniert nicht wegen ein elektrischen (Strom) Fehler. Er regelte es. Er hat die in 20 Minuten repariert und gegangen. Er kommt nicht wieder.

Das ist doch wunderbar. Wenn alles so ginge, Mensch.