Neulich war ich bei meinem Freund R., der früher mal mein Vertrauenslehrer war, zu Vin, Fromage und Seeblick eingeladen. Der R. liebt Männer und erzählt immer ausführlich über seine Abenteuer.
Dabei speisten wir köstlich, estimierten den blutigen Sonnenuntergang über unserem Lieblingsgewässer und tranken erst Kir, dann Rotwein. Während wir in Anblick und Gespräch vertieft waren, schlug der R. ganz unvermittelt vor, noch schnell den G. zu besuchen, ein ehemaliger Kollege, ebenfalls homosexuell und Ex-Kunsterzieher, jetzt freischaffender Künstler. Der mich immer so nett fand. Ach? Wohnt gleich um die Ecke.
Und zwar großartig. Nur durch eine abends bescheiden befahrene Straße vom Ufer getrennt in einem ehemaligen komplett erhaltenen Gasthof aus dem vorletzten Jahrhundert. Mit Täfelung an der Wand und hölzerner Eckbank um den Schankraum, auf der er seine Bücher stapelt. Ein lässig hingegossener Flügel. Ein Erker, in dem die Damen früher den Tee nahmen. In dem nun wir den Tee nahmen, denn der R. und ich hatten schon ein bisschen einen sitzen und der K. trinkt nicht. Als er dann rausrückte mit der Sprache. Ich kennte mich doch aus. Er habe da diesen Werefkin geerbt, von Frau von R., die ihn in ihrem feuchten Gästezimmer im Souterrain (zu) hängen hatte. Und nun sei der ziemlich desolat.
Immer bekommen alle anderen Kunst geschenkt. Also ich bekomme ja auch manchmal Kunst geschenkt, aber nie einen Werefkin (der nicht nur hübsch anzusehen ist, von dem man auch sicher eine ausführliche Reise finanzieren könnte).
Meine Ex-Chefin, die ihre Eigentumswohnung mit dem kleinen Schlemmer bezahlt hat, den ihr die Nachkommen wegen monetärer Klammheit überließen. Der H. den Hölzel. Einfach so. Die A. hat die Bude voller Leipziger Schule.
Den G. hab ich an die K. verwiesen, meine letzte Restauratorenfreundin. Keine große Sache, soweit ich das noch beurteilen kann. Die reist an aus München und nimmt das Bild gleich mit. Verbunden mit einem Besuch bei mir, wir haben also alle was davon.
Nun hoffe ich, dass meine Freunde sich ranhalten mit dem berühmt werden. Hopp Hopp! Werefkinniveau ist ausreichend!
Und ich sollte nun wirklich mal was arbeiten. Wirklich.