Archiv für den Monat: April 2013

Lieblingstelefonat

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Kundschaft: Jaaa, vielen Dank für Ihren Entwurf. Sieht wirklich toll aus! Gefällt mir super.
Ich: Ach, schön. Freut mich.
Kundschaft: Sollen wir es noch mal kurz durchgehen? Ich hab noch ein paar Kleinigkeiten.
Ich: Na klar.
Kundschaft: Ok, könnten Sie das andere Bild für den Titel nehmen?
Ich: Ok.
Kundschaft: Die Schrift im Fliesstext, kann man die ein bisschen größer machen?
Ich: Ok. (Schriftart ist vorgeschrieben).
Kundschaft: Und die Buchstaben an den Kapitelanfängen, gehen die kleiner?
Ich: Ja.
Kundschaft: Und diese bunten Sachen da, vielleicht könnte man die wegmachen?
Ich: Ok.
Kundschaft: Und diese Rahmen um die Grafiken, die gefallen mir eigentlich nicht so gut.
Ich: Ok.
Kundschaft: Und kann man auch andere Farben nehmen?
Ich: Ja.
Kundschaft: Aber sonst ist alles total super.

Ich: [gedacht] Nur dumm, dass es kein sonst gibt.

Neues aus Uhlenbusch

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Ich hatte schon befürchte, die Gruppensexparty muss wegen des Dauerwinters heuer ausfallen. Aber es wimmelt und knarzt wie eh und jeh.

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Und es wird und wurde ordentlich produziert (leider ist der Dame auf Bild eins die Orgie nicht gut bekommen. Heute morgen dümpelte sie allein, blass und reglos an der selben Stelle).

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Wir drei haben uns INDES mit ernsthafter Arbeit beschäftigt: Ich Holz schleppen, die alte englische Lady Fango (hier vorher zu sehen), und der Trotzki Stöckchen holen und zerkleinern. Ich muss demnächst versuchen den zum Holzrücken abzurichten. Nervensäge. Pferd taugt ja auch nix mehr.

Inbrunst

Die Stadt ist mir eine Alte in Kittelschürze, mit einem Herz, gross wie ein Eierkuchen, ein reicher Anwalt mit Gel im Haar, der mein Mittemittagessen zahlt und mir das Herz erwärmt, so klug und freundlich, und so ein alter Freund. Ist eine Frisur in Bicolor, angeklebte Fingernägel lilametallic, mit Strasssteinchen, Automatencasinos und Hundescheisse, ein junges Ding mit großer Brille, roter Rahmen, Fensterglas, Windelrock und beigen Seidenstrümpfen, Bübchen in Röhrenhosen mit löchrigen Bärten. Fondant au chocolat und Meze, und meinesgleichen, tätig für internationale Organisationen, kenntnisreich in Prozesssteuerung und französischem Rotwein, Doppelhaus in Babelsberg, Baugruppe und Käsewürfel.

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Sie ist freundlich und plaudert überall mit mir, wo sie früher schwieg oder oder sehr pampig war, ich mit, im Blumenladen, im Späti, in der Strassenbahn in Weissensee lächelt einer, weil ich ihm auf den Fuss getreten bin, mit Entschuldigung und wünscht mir einen schönen Tag. Ist mir taxifahren durch die Nacht, ein Kloss im Hals und tausende Geschichten, mit Tränen, mit Glück und Liebe, Sex und Drogen, Zwietracht, Nähe und Erwachsenwerden. Zweimal hab ich mir hier das Herz gebrochen.

Nur die Frau im Bürgeramt kennt kein Padong, Ordnungsstrafe bellt sie und mein provinzielles Lächeln prallt an ihr ab, dann kriegen wir doch noch die Kurve, kommse halt nochmal. Nagut. Man steht schon für die Wartemarken an. Der Fotograf riecht dumpf nach Schnaps und Rauch und hält die Kamera schief, mit Mühe schaffen wir doch noch Isometrie, ganz knapp. Schön auch nicht, fast gerade aber.

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Gleiche Beleuchtung: Bürgeramt Yorckstrasse, Osmans Töchter

Und diese Freunde. Solche Freude. Kaffee, später Bier. Essen mit vielen Gängen. Geschichten, alte, neue, Geschenke und gute Ratschläge. Und dann hatte ich noch ein Blinddate, ein gelungenes, besonderes. Die Zeit verging im Flug.

Spät nachts rauchen am offenen Fenster, Autos knastern über Pflastersteine. Ich atme. Es stinkt. Und duftet. Nach Pathos.

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Alles blüht. Vastehste.

Illegal

Aus komplizierten Gründen heisse ich seit einiger Zeit Montez-Müller (ne, nicht geheiratet, das ist wohl in diesem Leben nicht vorgesehen, macht nix). Aus trägen Gründen bezahle ich meine Steuern noch immer in Prenzlauer Berg und bin in einer Wohnung gemeldet, die vermutlich inzwischen von einem Zahnarzt und seiner hochgewachsenen Gattin bewohnt wird. Aus zerstreuten Gründen kann ich mich nicht erinnern, wohin ich die Urkunde mit der Namensänderung abgelegt habe (Berlin?). Aus schlampigen Gründen hab ich mittelunlängst mal wieder meinen Geldbeutel verloren. Mit allem Zeug drin.

So. Daher muss ich nun Personalausweis und Führereschein neu machen lassen. Kann man ja gleich beim Ummelden (Kreuzberg!) machen, dachte ich. Und aus dieser Kirche ausstreten. Geht alles nicht ohne Urkunde. Ts. Wo anfangen?

Ich seh schon, das wird wieder nix.

Ich freu mich trotzdem: Hallo Berlin, bin gleich da!

Frühling

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Balkon Schwedter Strasse, 7. April 2008.

Hier jetz:
Schachbrettblume: Nö
Primeln: Nö
Dachwurz: Erfroren
Tränendes Herz: ca. 2 cm
Taglilien ca. 5 cm
Clematis: Schimmer

Was ich gerne nicht mehr lesen hören sehen möchte

Ehemaliger Osten (fast so schlimm: ehemalige DDR. Wissen wir doch)
Bestaussehendste Generalstaatsanwältin (Kompliment, Herr Schneck)
Suboptimal
Aufregung über sprachliche sogenannte Political Correctness: Ja ist es denn so schlimm, was nicht mehr zu sagen, mit dem man jemanden kränkt? (Das Umschreiben von Büchern ist für mich was anderes, das sind ja Zeitdokumente)
Probiotisch
Commitment
Katja Riemann
Angekommen
Schnee (und Witze darüber)
Stylisch
Entschleunigung
Issue
Gwyneth Paltrow
Restauration: es heisst Restaurierung, wenn man was heil macht, das andere sind die Kneipen
Beziehungsarbeit
Networking
Hype
Synergieeffekt (Winwinwinwinsituation)
Ganz Deutschland spricht über …
Im grünen Bereich
Roundabout
Ein Stück weit
Frühstückscerealien
Geilomat
Aufgestellt sein
Den Ball flachhalten
Shitstorm
Zielführend

Diesmal mit freundlicher Unterstützung von Fräulein Krabbe und den Herren Books, Kid und Schneck. Und die meisten von der Arbeitsverblödungsausdrücken hab ich nicht mit reingenommen. Finalisiere ich vielleicht asap.

Mbg,

Ihre kleinliche Montez

Ah, und die anderen Geisselungen finden Sie bei den Goldenen Worten.

Baden

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Lauwarme Duschen statt heisser Quellen. Spielt keine Rolle mehr. In der Bar des vergangenen Grand Hotels auf wankenden Barhockern, der Versuch ein bisschen Wärme mitzunehmen, Wodka für innen, Zentralheizung für aussen. Ein Klo mit Brille, sauber genug zum Draufsitzen, alles ist besser als die Rinne, in der alles sichtbar fliesst, was von denen weiter hinten kommt. Wer will so was wissen. Runter zum Rest vom Fluss, meine Hand in deiner Manteltasche, klamme Finger, die andere eisig die Zigarette haltend, dem Rauch nachsehen zum Berg hin und sich erinnern. Kein Satz mit aber, mit immer. Oder vielleicht nicht beide zusammen. Gar kein Satz. Essen statt Lieben, Ente, das magst Du doch, ohne Knochen, fünfzehn Quadratmeter, Bier auf Wodka, die Beleuchtung, Aschelicht sagst Du, passt. Unsicheres Gestolper, die Seile sind brüchig wie die Planken morsch und ich fange an zu schaukeln in der Brückenmitte, nicht nach unten schauen, das alte Programm.

Fünf kleine Kerzen, mehr gab es nicht zu kaufen, Plastikschüsseln voll mit heissem Wasser. Zum Schlafen alle Kleider angelassen, mit Kapuze. Der Morgen im Nebel. Heiliger Berg.

Schwimmen

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Wir hatten den Montag verloren, einfach verloren in der Kälte zwischen den Müllhaufen am Strassenrand und den Schlaglöchern, in die der Bus fiel, um uns zu wach zu halten. Den vom Unrat unsichtbaren Flüssen, die nicht mehr fliessen können. Es war nichts, wie wir es uns vorgestellt hatten, und das letzte Lachen blieb uns im Halse stecken, während ich zusah, wie wir herumtrampelten und den Rest Zauberei planierten, dachte mir, dem Erdboden gleichmachen, dann ist endlich Ruhe. Wir werden das vergessen, mein Herz, die Kälte, den Lärm, das wird sicher eine Partyerinnerung, kein weisst du noch für uns, denn ich werde nicht hören, wenn du davon erzählst. Von den dunkelroten Samtvorhängen über der Heizung, der bollernden, den Ranken wilden Weins, die in das geöffnete Fenster wehten, während wir unsere Stricke knüpften. Dem Mann, der die Wäschebündel so trug, wie man hier schon vor tausend Jahren etwas trug, eines links, eines rechts, geknotet an eine Stange über der Schulter. Ich werde nicht sehen, wenn Du einen Schluck aus deinem Glas nimmst, die Mundwinkel lässig herunterziehst bevor Du weiter sprichst, nach einem tiefen Räuspern.

Klopft leise auf den Tisch, nur mit den Fingerkuppen, oder schiebt die Asche zusammen, im Aschenbecher zu einem Kreis. Gute Choreographie, wie immer, eben ein Mann von Welt.