Blinkt überall
Der Fluren Silberhülle
(Das Tor könnte auch mal einer reparieren).
Archiv für den Monat: März 2014
Lost boyz
Du bist also die, die ihre Beine zwischen die Beine meines Mannes schieben will zischt die fremde Frau. Woher weiss sie. La glotzt. Tango. Ihr wollt doch Tango lernen keift sie Ach Tango, ja. La fühlt sich dennoch ertappt, denn sie stellt sich schon länger vor vor, wie allerhand Beine sich verschlingen, nicht nur beim Tango. Als er das erste Mal anruft, nicht mal für sie, was für eine Stimme, geht sie direkt in die Knie. Wie Wanda, die die Sessellehne ableckt, als John Cleese ihr mit seinen Fremdsprachenkenntnissen imponiert. Naja fast.
Wenn sie das ohnehin vermutet, behaupet La und bald schlingen sich Beine umeinander, eine Art Tango, geht wie von selbst, ganz ohne Kurs. Dann verlässt er die Gudrun und La kann sich solange nicht entscheiden, bis er die ersehnte Verbindlichkeit bei einer Krankenschwester findet. Diesen letzten Abend wird sie nie vergessen, wie er da sitzt, hastig sein Bier trinkt und sagt, sie könnten sich nicht mehr treffen, er habe eine kennen gelernt, sie ziehe bald zu ihm. La verschluckt sich an Getränk und Zigarette und vorallem daran, was sie für heute Abend vorbereitet hatte. Ihm was zu sagen. Über Liebe.
Letzte Woche hat er die Krankenschwester verlassen. Hört man so. Bestimmt sind sein Haare sehr schön schwarz-weiss meliert inzwischen.
Was ich nicht mehr lesen möchte
Nun habe ich also ein Lavendelbad genommen (es ist Sonntag) und die Flaw studiert. Eine Zeitschrift mit Beiträgen über mittelintelligente Frauen, die haufenweise Binsenweisheiten absondern (also ungefähr wie hier). Dazwischen gibt es Artikel voller Binsenweisheiten im Allgemeinen. Ich bin ziemlich fassungslos: Ausser dass dieses Machwerk in einem hübschen Kleid daher kommt, habe ich selten ein überflüssigeres Printprdukt in Händen gehalten. Im Grunde ist das nichts als eine noch schlechtere Brigitte im neuen Gewand. Das Wort Achtsamkeit kommt ungefähr acht Millionen Mal vor, es wechselt sich ab mit YOLO in manigfaltigen Varianten.
Dann gibt es noch A 4 Aufkleber mit Binsenweisheiten Do what you love and fortune will follow und Everything is going to be OK, was für eine gequirlte Kacke, und nein, nicht everything is going to be OK, bedaure. Schon gar nicht auf Englisch. Ein paar unsinnige Kochrezepte, eine kleine Zeichenstunde (wtf?), ein Simplifyyourlife-Wochenplaner zum Raustrennen und als Krönung eine Anleitung, wie Frau eine Lampe aufhängt. BITTE? Ich wünsche mir ganz sicher keine Zeitschrift, die annimmt, dass ihre Zielgruppe diesbezüglich Bedarf hat. Angenommen ich hätte das, und ich frage mich, was das für Menschen sind, die nicht spätestens mit 19 das erste Mal eine Lampe installiert haben, würde ich mich schnell in diesen dollen Internet informieren. Und nicht in einer trutschligen Frauenzeitschrift. Achja, Einkaufstips gibt’s auch noch.
Am meissten bin ich geschockt, dass drei enge Freundinen annehmen, mir könnte sowas gefallen. Ich hoffe inbrünstig, die haben sich von der reizenden Aufmachung verleiten lassen und nicht so intensiv reingeschaut. Ich werde nun noch in den Genuss weiterer Ausgaben dieser Publikation kommen (Geschenk-Abo): Da hilft nur, das Ding als Grafik-Studienobjekt zu betrachten und dann zum Anfeuern zu nutzen. Ich wüsste nicht mal, wem ich das weitergeben könnte.
Frau D. schreibt, sie habe geweint vor Begeisterung beim Durchblättern. Vielleicht stimmt ja mit mir was nicht.
Leichen
Bekanntlich war früher alles Besser. Zum Beispiel Eb*y. 2005 bin ich da beigetreten und habe direkt für gutes Geld allerhand Überflüssiges verscherbelt. Und dabei lustige Korrespondenzen geführt. So schrieb mir beispielsweise Herr R. aus L.: Meiner Frau gefaellt die Vase ausnehmend gut, also bin auch ich als Ehemann sehr zufrieden, obwohl wir schon eine Vase besitzen (diese Mail kam mir unter, weil ich wieder etwas Hausrat veräußern will, und deshalb was im Eb*y-Ordner nachschauen musste). Ein paar Geburtstagsgeschenke, keins von diesem Jahr (ich habe dieses Jahr GANZ TOLLE Geschenke bekommen), obwohl lustigerweise gleich dreimal diese Zeitschrift Fl*w dabei war. Vermutlich mangelt es mir manchmal an demselben. Oder ich klage zu viel.
Da bekanntlich früher nicht alles besser war, wurde ich über die Jahre mit ein paar Dingen beglückt, an denen ich weniger Gefallen finde. Ich glaube, mich zu beschenken macht keinen großen Spass. Zum einen kaufe ich Sachen einfach selbst, wenn ich meine, sie zu brauchen, zum andern ist mein Geschmack sehr speziell und kompliziert. Also dieses Handtäschen zum Beispiel. Ist von einer teuren Marke. Jetzt befiehlt das Internetauktionshaus, ich solle, um solch ein erlesenes Designobjekt zu verkaufen, bitteschön mein Payp*lkonto verifizieren. Was zum Tefel für ein Payp*lkonto? Ist es zu fassen? Da ist man all die Jahre ohne so einen bescheuertes Kram ausgekommen und nun soll man eines eröffnen, um was zu VERKAUFEN? Grmpf.
Viel wichtiger als das ist aber, dass es ein Lebenszeichen vom Schweinigel gibt. Ich hatte den nämlich nach draussen umgesiedelt, er war darob sehr verdattert und erstarrte. Und ich sorgte mich tagelang. Jetzt hat er aber gegessen und gekackt und ich bin etwas beruhigt. Er ratzt nun wieder.
Zumal wir gerade allerhand Verluste zu beklagen haben. Das ist wohl eine Goldammer. Die sich das Genick gebrochen hat. Die Gesellen oben hatten es zu trocken. Und ich kam zu spät. So was Blödes.
Otto
Letztes Jahr hat das Otto-Dix-Haus wieder eröffnet. Dix hat nach seiner Entlassung aus der Dresdner Kunstakademie 1933 sein restliches Leben am Bodensee verbracht. Verbringen müssen (Zum Kotzen schön, Sie erinnern sich). Im wesentlichen in Hemmenhofen auf der Höri, einer Halbinsel am Westend des Sees, in etwa da, wo der Rhein rausfliesst (das ist etwas kompliziert).
Jedenfalls war ich jetzt da. Das Haus liegt traumhaft, mit Panoramaseeblick. Ein schönes Haus. In schnörkelloser 30er Jahre-Architektur gebaut und von einem grosszügigen Garten umgeben. Wie immer habe ich den Audioguide abgelehnt. Ich mag nix auf den Ohren, wenn ich mir was ansehe. Vermutlich war das hier noch dööfer als sonst, denn es gibt praktisch nichts zu sehen (also hätte ich ruhig hören können): Ein schlichtes Gebäude, sparsam mit ein paar überwiegend nachempfundenen, wenn auch hübschen Möbeln bestückt. Eine verschmierte Staffelei. Ein paar Pinsel. Ein paar nette Zeichnungen, die er für seine Kinder gemacht hat. An den Wänden Reproduktionen (als Wandmalerei) bedeutender Bilder (gefällt mir). Ein paar Gemälde, die vermutlich aus dem Depot des Stuttgarter Landesmuseums stammen, dem der Verein das Haus übereignet hat.
Der Audioguide erzählt der Webseite zufolge aus drei Perspektiven: Familienleben, kunsthistorische Ausführungen und Persönliches von Jan Dix. Wie gesagt, ich mag das nicht. Da kann ich auch ein Buch lesen. Und ich habe mich hier gefragt, warum man, wenn man zu wenig Inventar zur Verfügung hat, um eine authentische Atmosphäre herzustellen, so ein Haus nicht lieber ganz leer lässt und es als Ausstellungs- und oder Arbeitsort für junge Künstlerinnen nutzt. Es ist nämlich ein schönes helles geräumiges Haus mit echt duftem Blick. Das hätte der Dix sicher auch begrüsst. Was Lebendiges.
Die Leute, die da arbeiten sind sehr nett. Der Kaffee ist gut. Und man sitzt doll.
Meze
Die Überraschung, dass man sogar als Boing auf dieser Welt einfach so verschwinden kann. Unschlüssig, ob ich das beruhigend oder beunruhigend finden soll. Wo ist eigentlich Herr Snowden?
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Wiederholt vom F. geträumt. Gestern Nacht endlich in einer Nebenrolle glücklicherweise. Und seine Blondine hatte sehr lächerlich toupierte Haare. Haha. Lächerlich. Die Frau Professor.
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Der Rotmilan versucht wieder, den Krähen ihr Nest abzunehmen. Und die wehren sich wie jedes Jahr erfolgreich. Ob der das mal kapiert, dass da nix geht?
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Sehr froh, dass die Kröten nicht tot, sondern nur vom Liebesspiel entkräftet schwere- und regungslos im Tümpel schweben. Als würde ich das zum ersten Mal sehen. Da wundert man sich schon.
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Altersein rührt mich zutiefst. Bei Mensch und Tier. Mehr als fast alles.
Auch wenn die garstig sind. Und riechen.
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Zur Feier des Anlasses ein Papierbuch gekauft. Richtig mit Umschlag und Seiten.
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426 Termine in zweieinhalb Tagen Berlin. Eigentlich weiss ich genau, dass ich das nicht schaffe, Kommunikationsoverkill, bin ich ja nicht gewöhnt so viel Zwischenmenschlichkeit, versuche es trotzdem wieder. Wie der Rotmilan.
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Und grad kriegen wieder alle Kinder. Seufz.
Nicht nur
dass ich den Blumen beim Blühen zuschaue (ich übe noch), ich hab auch
den Efeu hochgebunden
die neuen roten Stühle ausgeklappt
manche umgetopft
die schwarze grote gefegt
kisten aufgestapelt
den Trotzki bespasst
die Rebe geschnitten (und wieder nicht die Atelierfenster geputzt)
hier ausnahmsweise kein Kalauer über Zitronenfalter
Wäsche aufgehängt
mich gefreut, wie schön ich es hab
Skulpturen erschaffen (räuspert sich)
den Fröschen eine Treppe gebaut (ne, das war letztes Jahr)
was für die Romantik getan, falls die doch mal stattfindet
Holz aufgestapelt
die Hortensien geschnitten
und mir beim Umgraben zuschauen lassen.
Jetzt musste ich gerade mal tierisch angeben. Was ich alles geschafft hab.
Angeben Ende
Aber ich finde
Überhaupt sollte man Vieles derzeit viel mehr ins Leere laufen lassen schreibt der Schneck. Ganz genau. Ich mag das alles gar nicht. Das dumme Geschwätz der Lewitscharoff (von der ich nur den Apostoloff gelesen habe, hat mir der F. mal geschenkt, hab mich seinerzeit sehr amüsiert. Tja, vorbei.). Und auch die vielen Meinungen zu Herrn Hoeness, überhaupt, fand ich immer gut, eine Meinung zu haben, seine Meinung zu sagen, geht mir aber gerade wahnsinnig auf die Nerven, diese vielen Meinungen zu allem. Noch schlimmer, die ganze Aufregung, Giraffenbabys, Hühnerfedern auf der Mütze, Feminismus, Bayern München. Der Neid, die Häme, die Missgunst, Kleinkariertheit, Schadenfreude, Verklemmtheit und Intoleranz, alles schön verpackt in Meinung. Ja klar, ist auch eine Meinung. Soll jeder sagen dürfen. Gibt eine Menge Platz dafür. Ich finde gerade nicht. Es sollten vielmehr mal alle eine Weile den Rand halten. Und den Blumen beim Blühen zuschauen.
Und jetzt haben sie hier das Swingerschiff verboten, denn Swingen im öffentlichen Raum, das geht zu weit. Ja, wo kommen wir denn dahin, wenn jeder plötzlich im öffentlichen Raum swingen würde? Ich bin natürlich auch der Meinung, das solch unanständiges, mutmasslich kriminelles Treiben auf unserem reinen Bodensee nichts zu suchen hat. Das hat doch nix mit Tourismus zu tun. Pfui.
Und jetz schau ich weiter den Blumen beim Blühen zu. Auch wenn die sich ein bisschen mehr Mühe geben sollten. Meine Meinung. Und bunter auch. Und mache weiter mit was der Schneck empfohlen hat. Haben Sie ja aber sicher schon gemerkt. Wird hier eher noch langweiliger.
Die herausragende Talente dieses jungen Mannes waren sofort unübersehbar.
Herzlichen Glückwunsch. Bin ein bisschen stolz.
Frühling 06
Wird doch. (Im Hintergrund Märzenbecherwiese)