Viele Grüße von der Insel. Herbst im Süden ist auch nicht übel. Keine Kamera dabei (nur Telefon), sieht aber alles genauso wie immer aus.
Archiv für den Monat: September 2014
Wenn die Tage kürzer werden
Wenn sich schon früh am Abend der Schein der gelben Strassenlampen im nassen Asphalt spiegelt. Man blanke Kastanien in der Hosentasche hin- und herschiebt, jedes Jahr auf’s Neue staunend ob deren makelloser Glätte. Wenn der Nebel aufsteigt und aus allem die Sättigung heraussaugt (dafür ab Mittag Farben, die den ollen Sommer glatt zum heulen bringen). Wenn die Natur mit Früchten um sich wirft, die Wespen an den Birnen nagen, Mostschwaden beim Spazieren zwischen frischgewaschenem Leuchten. Stoppelfelder. Ackerfurchen.
Wenn der Himmel blau ist. Dunkelblau. Oder lichtgrau. Die Schritte knirschen zwischen Nüssen, Eckern, Eicheln, die Blätter rascheln und die Spinnen weben, nur dass der Tau was hat, an das er Perlen hängen kann. Astern. Anemonen. Und die Clematis blüht noch einmal.
Die Decke tauschen, dicke Daunen. Grosse Wollpullover, den Whisky aus dem Kasten holen, vom Staub befreien. Kartoffel, Kohl und Kürbis. Ein Feuer im Kamin. Die Füße hoch. In dicken Socken.
Dann. Herbstzeitlose. Meine Liebe.
Odings
Unsere schönen badischen Traditionen. Herrlich.
Ich: Lose verkauft, für guten Zweck. Ausser mir: Noch drei andere ohne Verkleidung. Maximale Herausforderung. Aber was tut man nicht alles.
Ein Mord
Freundin L. hat vor längster Zeit einen Bauernbub aus meinem Dorf geheiratet. Diese Ehe, die noch immer anhält, brachte für sie, bevor die beiden zuletzt in das große Haus am See zogen, ein paar Jahre Landleben in eben jenem meinem Dorf mit sich. Auf einem kleinen Hof.
In meinem Dorf heisst man Lärchebuur (Lärchenbauer, hatte viele solche). Poschtkarle (der Karl von der Post). Storkslene (Magdalena Stork). Ritschedonni (Anton Ritsche). Schmidle (der Sohn vom Schmied) usw. Wichtig jedenfalls, dass der Vorname, wenn überhaupt an zweiter Stelle kommt. Die L., durchaus im Groben des Dialektes mächtig, gewöhnte sich rasch ein.
Eines Tages entdeckte sie des Morgens ein totes Huhn. Eines ihrer Hühner.
Und rief nach ihrem Mann.
Schau doch! Ein totes Huhn! rief sie erschüttert.
Das war der Hennehack rief er empört.
Der Hennehack? Der kann doch nicht einfach … Das soll der ersetzen. Warum überhaupt … ? Da muss man doch hingehen. Wo wohnt denn der?
Wo der wohnt? Keine Ahnung.
Wie keine Ahnung, Du musst doch wissen wo der wohnt???(kleines Dorf)
Naja, auf einem Baum vermutlich.
AUF EINEM BAUM?
Und dann zog sich diese fruchtlose Unterhaltung noch lange hin.
Der Hennehack. Ich amüsier‘ mich immer noch. Und werde fortan immer an die L. denken, wenn ich ihn sehe. Grad sehe ich ihn dauernd. Bei der Arbeit. Also er. Ich liebe diesen Dialekt.
Vespa crabro
Den Hornissenstich ebenfalls abgehakt. Kann ich auch nicht empfehlen. Dennoch nicht schlimmer als Biene. Bisschen schlimmer als Wespe.
Ich hab ja nix dagegen, dass die Damen (und Herren) sich im Starenkasten einquartiert haben, aber dass sie ihn langsam zu Kleinholz zerlegen finde ich nicht toll. Zumal sie ja nächstes Jahr woanders wohnen.
Warum nur
fallen dauernd die Schwäne um (hier leider schlecht zu sehen)?
Das hat sie nun davon
Also, sag ich zu ihr, ich geh ja nicht mehr leichtfüssig zum Arzt, seit sich die ollen Diagnosen die Klinke in die Hand gegeben haben seinerzeit. Unschuld verloren. Da beginnt immer gleich eine Odyssee. Selbst ohne jede Angst vorm Zahnarzt (Schmerzen, achja, da bin ich nicht so) schiebe ich den jährlichen Termin, bis es nicht mehr geht. Vermutlich Bedenken, dass mein Kieferknochen amputiert werden müsste.
Also, sagt sie, das verstehe ich sehr gut, das geht uns ja allen so und tätschelt mir den Arm. Oh, und das und das und das sollte man operieren und zur Mammografie schicke ich Sie auch noch. Nix Böses aber.
Ok. Zweitmeinung. Und wenn es nicht bös ist, operiert mich niemand. Ich bin doch nicht blöd. Wofür auch?
Also, sag ich, jetzt ist es ja genauso gekommen, wie ich dachte, dass es kommt. Diagnose, Überweisung, Diagnose, Überweisung. Ohne die neue supere selbstzuzahlende Methode hätten wir das alles nie erfahren.
Hm, sagt sie. Und ich überlege, ob ich auf die Zweitmeinung verzichte.
Und an dieser Stelle einfach aufhöre.
gestern habe ich nach Dir Ausschau gehalten, aber Du warst wohl woanders
Anlässlich des Deutscher Buchpreises an alte Korrespondenzen geraten.
… Und was ist bitte mit Kippenberger? Bei mir ist das so: Ich bin heute mit
einem Kippenberger-Buch durch die Stadt gezogen, ganz offen, so dass jeder
sehen kann, wie Kippenberger ein Foto von sich in der Hand hat, auf dem er
eine Atombombe in der Hand hat. Dieses Buch hatte ich recht lange in der
Hand. Da hat sich die öko-Bedienung aber erschrocken, als ich meinen blöden
Latte Machiato (oder wie wird das milde euugs geschrieben) bestellt habe …
Schreibter mir 2006. Ein bisschen hab ich mich vor ihm gefürchtet. Mehrmals. Ich wünsch‘ ihm trotzdem Glück. Und manchmal wird doch was wieder gut.
Freitagstexterpokalverleihung
Darum ging es:
Also, ich hab mich gequält. Überflüssig zu sagen, dass es an der Spitze echt eng war. Aber dann habe ich ganz mutterseelenallein entschieden entschieden: Der Herr Neonwilderness isses!
Nach getaner Arbeit fand man Herrn DoktorP oft am Strand in Dubai, wo er sich lautstark heißblütigen Träumen an die ferne Heimat hingab
Erfreut mich unvermindert. Pokal! Ruhm! Ehre! Und Pflicht natürlich. Also sehen wir uns nächste Woche nebenan.
Sehr dicht gefolgt war er von den Herren Wortmischer und Shhhh.
Den Sonderrührungspreis erhält Frau Annemarie Krabke für ihren besonders liebreizenden Beitrag. Meinetwegen hätten ruhig mehr Schmeicheleien, Geldspenden, Sachgeschenke, Flugreisen etc. kommen können. Soll heissen, ich lehne den Antrag von Herrn Speedhiking ab, bin aber vermutlich nicht zuständig.
Auch überflüssig zu sagen, dass ich alle Kommentare toll fand. Ich sage es trotzdem. Und dass es viel Spass gemacht hat. Dankesehr!
So, und jetze gute Nacht!
Auf der anderen Seite
kann man sogar noch draussen sitzen. Juchei.