Lieber Baummann,
da ich Dich telefonisch leider nicht erreichen kann, ich habe es unzählige Male auf beiden Nummern versucht, also schriftlich: Ich bin immer noch absolut geschockt über das, was am Dienstag passiert ist: Ihr habt die Kastanie abgesägt.
Vor ungefähr 20 Jahren hat meine Mutter diese Kastanie aus einer Nuss gezogen und sie war ihr Ein und Alles. Diese ganzen Stutzaktion war unter anderem dafür da, dass diese Baum wieder etwas mehr Luft hat. Ich glaube wir beide hatten sogar darüber geredet. Jedenfalls war das der Baum, dem auf keinen Fall etwas hat etwas hätte zustoßen dürfen.
Links und rechts von der Kastanie stehen ein paar kranke Eschen, die habt Ihr nicht angerührt, genauso wenig wie die überall angesähten Bergahorne.
Mir ist nach wie vor völlig rätselhaft, was passiert ist. Wir hatten doch ganz deutlich besprochen, dass an den Bäumen nichts gemacht wird. Und falls etwas notwendig gewesen wäre, hätte man das auf jeden Fall mit mir klären müssen.
Jedenfalls sind hier viele Tränen geflossen, wie Du Dir ja vorstellen kannst. Es ist nun geschehen und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Ich weiß auch nicht genau, was wir jetzt tun sollen.
Ratlos, Montez
Ich sehe den gewesenen Baum auf dem Foto nicht, aber das ist ja auch egal. Es ist eine unverzeihliche Schludrigkeit, erst nicht zuzuhören und dann ohne nachzudenken zu arbeiten. Beider kommt meiner Erfahrung nach sehr häufig vor. Niemand sollte sich wundern, wenn schriftliche Vereinbarungen zunehmen.
Der Baum ist das Häufchen neben dem Gartenzaun rechts.
Der Baummann ist ein netter ernster stiller Mensch und er hat auch geweint am Telefon. Die Kastanie wuchs in die Telefonleitung. Er hat es nur gut gemeint (aaaaahhhh). Ich kann mir nur vorstellen, dass er irgendwie im Kettensägenrausch war. Ach.
Himmel, noch nicht mal anständiges Brennholz… Und geweint, der Mann. Eine Tragödie. Wo nette, ernste, stille Männer genau das sind, was die Welt braucht. Und Kastanienbäume. Oh Mann.
Sie sagen es.
Das tut mir ja in der Seele weh , beides.
Soifz. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis ich in den Gemüsegarten gehen kann, ohne dass mein Herz blutet.
Jetzt wissen Sie, warum ich lieber bei jedem Sturm zittere als den Baumfäller zu holen, der meine sechs 40 Jahre alten, von meiner Mutter gepflanzten, mehr als 10 Meter hohen Fichten (oder sind es doch Tannen?) mal auf die Hälfte runtersägen soll. Zittern deshalb, weil wenn sie umstürzen, je nachdem, in welche Richtung, ein Schaden am Nachbarhaus gegenüber, an den am Gartenrand entlang abgestellten Autos und nicht zuletzt an meinem eigenen Haus möglich wäre. Aber soll man wegen solcher Lappalien den Ruin dieser in der ganzen Umgebung einmaligen Baumreihe in Kauf nehmen, nur weil Handwerker das Anliegen ihres Auftraggebers schlichtweg zu ignorieren pflegen? Allerdings fürchte ich, der Ruin wäre auch durch Runtersägen auf die Hälfte schon perfekt, also bleiben sie halt stehen.
Frau Iging, wie schön.
Ach herjeh. Ich würde auch lieber nicht sägen (lassen).
In diesem Fall verhält es sich tatsächlich völlig anders. Der Baummann ist ein sehr sorgfältiger und vorsichtiger Arbeiter, er klettert auf meinen Riesenbäumen herum und nimmt hier und da zart ein Ästchen heraus. Ich hätte ihm bis letzte Woche alles anvertraut. Wir haben beide beide überhaupt keine Erklärung für das, was passiert ist
Tja, Ihr Beisein hätte sicher zur Orientierung erheblich beitragen können. Wenn man das vorher geahnt hätte!
Ja, wenn.
Au weh. Wenn er wenigstens einen Zaun umgesägt hätte, den könnt‘ man wieder hinbauen, sogar mit Verwitterungsfake, aber so einen Baum und vor allem grad diesen …
Ja. Genau das ist es.
Er hat die (hohe) Rechnung erlassen und will nächste Woche einen neuen pflanzen. Das ist nicht das Gleiche, aber so ziemlich alles was man tun kann …
Wenn Sie mal einen problematischen Einzelast zu entfernen oder eine hausbedrohende Zypresse abzubauen haben, können Sie sich gern melden. Der Doktor legt das flach wie nix. (Nein, Spaß. Im Ernst. Wir packen unser Kletterzeug und kommen!).
♥
Der innere Idefix jault auf. Gedankenlosigkeit ist ein Grundübel.
Ja. Und richtet viel Schaden an.