Am Rand

IMG_5116
(Statt des langen unstrukturierten Elaborats, das ich schrieb) Gestern vermutlich das letzte Draussensitzabendessen mit Glotzspektakel für dieses Jahr. Mein See.

Und acht waren ja für Berge.

Gartenbilanz

DSC_00154

Kohlrabi: Waren gut. Als Suppe und roh.
Lollo Rosso: Supi.
Radieschen: Schön.
Eiszapfen: Auch gut.
Eichblattsalat: Prima.
Vespergurken: Ach, naja. Schon in Ordnung, hätte aber besser sein können
Blumenkohl: Musste ich mini ernten, weil die Kohlweisslinge schon ihre Eier drauf gelegt hatten. Ein paar Kleinraupen waren schon ausgeschlüpft.
Mangold: Oh, hör mir auf mit Mangold. Zu den Ohren raus.
Mohrrüben: Sind nicht viele gekommen, aber die sind gut und schön.
Kopfsalat: Fein.
Spinat: Eine Portion, dreimal gesät.
Broccoli: Ganz ok.
Zuckerschoten: Gut.
Rosenkohl: Hm. Der schiesst irgendwie (von den Löchern ganz abgesehen):
DSC_00074

Gelbe Zucchini: Opulent.
Butternut Kürbis: Haha. Nope.
Runde Zucchini: Ganz ok.
Erbsen: In Ordnung.
Gelbe Buschbohnen: Aaaaaahhhhh.
Rote Bete: Schön.
Porree: Auch gut
Chilli (verschiedenste): Jau. Reicht.
Wirsing: Doll.
Schlangengurken: Siehe Vespergurken.
Grüne Bohnen: Siehe Gelbe Bohnen.
Zwiebeln: Klein und fein und viele.
Rotkohl: Zuviel, aber gut.
Kartoffeln: Supi.
Ruccola: Auch gut.
Hokaido: Witzle. Einer!
Romanesco: Zwei kleine hübsche. Schmeckt.

DSC_00134
Ja, die Tomaten. Waren mir am Wichtigsten. Sind nicht so ganz schlimm gewesen, aber auch nicht so super wie es erst aussah. Dafür eine sensationelle Sorte entdeckt: Ruthje. Überirdisch. Haha.
DSC_00096
Ruthje beim reifen.

Also: Kürbis unbedingt auch ins Hochbeet nächstes Jahr. Überhaupt alles ausser Zwiebeln, Kartoffeln und Ackersalat. Kohl unbedingt mit Netz überspannen. Weniger Bohnen, Mangold und Zucchini. Mehr Mohrrüben. Spinat. Mehrmals Ruccola säen, wie sonst immer.

Kram

mauer
Jetz mal was ganz anderes. 25 Jahre Wende. War mir mal ein großes Thema, die vielen Jahre in Ostberlin hab ich im Lischke verwurstet (in der Blogroll, Vorsicht, ist mit Schmutz). Andere Zeiten. Ein Artikel, der mir dazu gut gefallen hat, steht da. Und die Bilder dazu hier (Wow!). Wird mir schon ein bisschen schwer ums Herz, war lange ein Zuhause. Verschwunden. Dunkle Strassen ohne Reklame. Alte Leute als Nachbarn. Kohleofen. Clubs, in denen Putz von der Decke fällt. Bars, in die man durch Kellerfenster eingestiegen ist. Leidenschaftlich kontroverse Diskussionen zur Wiedervereinigung. Freiräume. Initiativen. Brachen. Milieuschutz. Kennt noch einer das Wort?

***

Und noch was ganz andereres. Vorvorvorgestern war Internationaler Tag des Hundes. Dazu kann ich Ihnen unmöglich David Kemp vorenthalten. Kunst aus Müll, gesammelt an den Küsten von Cornwall. Nachdem nach Hunderten (er schreibt Tausende?) von Jahren die Minen dort stillgelegt wurden, hat er aus den noch knapp vor deren Vernichtung erbeuteten Stiefeln der Minenarbeiter die Tinner Hounds gemacht. Brauch ich gerade. Voll süss. Oder Dings jedenfalls.

Tränen

Wir arbeiten schon ewig zusammen, beileibe nicht reibungsfrei, letztes Jahr habe ich am Telefon brüllend nach Abstand verlangt. Aber irgendwie biegen wir es doch immer wieder hin. Sie ist ein Haudegen, harsch wird sie genannt, ist sie. Und nun am Telefon, ich merke, wie dünnhäutig sie ist und sage, Mensch, mach mal eine Pause, und sie: es ist nicht die Arbeit, es ist die Welt, die mir gerade so zusetzt und fängt an zu weinen. Ich bin immer noch, ja was denn? Berührt. Geschockt. Verblüfft.

Wir machen gerade eine Konferenz zur Verbesserung der Arbeitsbdingungen in Drittweltländern und eine zur Hungerbekämpfung, und natürlich geht es da um Aktuelles. Ebola, IS, Völkermord, Krieg, Vertreibung. Wenigstens, sagt sie, habe ich das Gefühl, ein bisschen was zu tun. Leider habe ich dieses Gefühl an dieser Stelle schon lange nicht mehr. Besser aber, natürlich, als Lippenstiftwerbung. Mein Rückzug ins Kleine. Im Kleinen ist es auch nicht so kuschlig grad. Es wird jung gestorben. Zurückbleibende verzweifeln und es gibt wenig Trost.

Das perfekte Leben dachte ich, damals war ich manchmal neidisch (bin ich heute eigentlich nie mehr). Schlau, lustig, schön, lebendig und voller Tatendrang. Und dann dieser nette Mann dazu. Tolle Arbeit. Tolle Wohnung. Nicht lange und ich hörte von der Schwangerschaft. Ins Grüne ziehn. Alles eben, weichgezeichnet wie bei der Rama. Ein zweites Kind, vor drei Monaten, perfekt. Letztes Woche hat sie sich vor einen Zug geworfen.

Und meine kleine Freundin. Ich vermisse Dich. Immer weiter.

Und mir wird etwas einfallen. Dazu. Bin nämlich wieder bei Kräften. Erstmal habe ich wieder ein paar Mails geschrieben.

Was ich gerne nicht mehr hören sehen lesen möchte

Venedig des Nordens Südens Ostens Westens
Manhatten Italiens, Mainhattan
Paris des Nordens Ostens
Florenz des Nordens Südens Ostens Westens, Elbflorenz
Riviera Deutschlands
Dänische Südsee
Helmut Kohl
Heribert Schwan
Sex-Symbol
Oktoberfest einschl. Trachten aller Art
Zeitgemäßheit
Glückskugel
Sie / er schwörte
Selfie
Fomo
Umfrage-Schock
Must have
Porn
München Berlin Hamburg unsicher machen

Andere Entgleisungen finden Sie hier.

Aber es braucht mich nicht mehr, denn es gibt inzwischen die Floskelwolke. Absolut alternativlos. Ein echter Paukenschlag und Quantensprung!

Alte Mauern

Das Castello Aragonese hatte mich gar nicht sonderlich gereizt, ist schliesslich die Obersehenswürdigkeit von Ischia. Und eigentlich lebe ich ja nach der Devise, was alle gut finden, kann unmöglich gut sein. So kann man sich täuschen.
IMG_5398
IMG_5404
Es fing schon mal mit vielversprechender Gastronomie an. Die Lampen! Leider kam man nicht dran. Ich hätte einen guten Platz gehabt.

IMG_5410
Dann flugs hinauf und oben das: Die Clarissen hatten sich beim Bau ihrer unbefleckten Marienprunkklosterkirche seinerzeit so verhoben, dass sie nicht nur ihr Silberbesteck verscherbeln mussten, sondern statt der üblichen überbordenden Bemalung alles weiss streichen liessen. Das macht sich sehr gut. Gerade kann man dort einige weisse Objekte von Christina von Bitter betrachten. Im ehemaligen Clarissenkloster ist heute ein Hotel, welches, wie ich finde, ebenfalls sehr gut aussieht.

IMG_5418
Was sich gleich zu Anfang andeutet und immer weiter durchzieht: Alles hier ist mit einer solchen lässigen Eleganz und Geschmackssicherheit (was für ein Wort, mein Geschmack jedenfalls) in Stand gehalten und ausgestattet, dass es ein reines Wunder war, dass ich nicht dauernd begeisterte Kiekser ausgestossen habe (habe ich?). Nix ist totrestauriert. Keine Deko, ausser ein paar Tongefässen mit einem ortsüblichen Gewächs. Sogar der Souvenirshop ist ein Augenschmaus: Bisschen italienische Gedichte, Schmuck und voll okeies Kunsthandwerk. Ich glaube, man kann da noch nicht einmal Postkarten kaufen. Das Café ist: wundervoll. Die Pastiera, der Ausblick, der Kaffee. Jaja.

IMG_5430
In der Sonnenburg gibt es eine Ahnengalerie.

IMG_5442
Santa Maria delle Grazie. Es gab mal 13 Kirchen auf der kleinen Insel. Angeblich haben hier Ende des 16. Jahrhunderts fast 2000 Familien gewohnt. Die Bevölkerung fand im Laufe der Jahrhunderte Schutz vor Vulkan, Piraten, Engländern und Franzosen.

IMG_5443
Rechts ist der Kerker, um die Ecke der Weinberg.

IMG_5445
IMG_5462
Und wie man hier sieht, wird immer noch Landwirtschaft betrieben. So einen Pflug hätte ich auch gerne.

IMG_5468
IMG_5487
Die Himmelfahrtskathedrale und deren Krypta. Giottoschule, sieht man doch. Bevor die Burg 1911 nach Staatlichkeit von 1856-1911 wieder in Privatbesitz überging, wurde hier ausgeräumt und mitgenommen was nicht niet- und nagelfest war. Seit Anfang des letzten Jahrhunderts gehört sie der selben Familie, die sich wirklich grossartig kümmert.

IMG_5491
Ein Foltermuseum gibt es auch noch. In Rücksicht auf zarte Gemüter, besonders auf meins, hab ich hier nur eine harmlose Erläuterungstafel fotografiert. Das ist wirklich abscheulich was die Menschheit sich alles so ausdenkt.

IMG_5503
IMG_5497
Ischia Ponte ist bezaubernd. Auch im Regen. Eine wunderbar heruntergekommene Lebendigkeit. Yeah.

Ach ja, vor lauter Begeisterung über den Kuchen habe ich den Nonnenfriedhof verpasst. Dabei hätte der mich sehr interessiert. Der Rundgangszettel sagt darüber: „… In den Räumen befinden sich zahlreiche Steinsessel, auf welche die Leichen gesetzt wurden. Das Fleisch zersetzte sich langsam, die Flüssigkeit, die hierdurch frei wurde, wurde in speziellen Vasen gesammelt […] sollte die absolute Überflüssigkeit des Körpers hervorheben …“ Ein Bild davon finden Sie hier.

Fauna

Von der campanischen (campanesischen?) Fauna hab ich nicht so viel mitbekommen, aber aufgrund des Wunsches einer einzelnen Dame habe ich das Wenige notdürftig dokumentiert (ist ja nicht so, als hätte ich gar keine getroffen): Für Frau Wiesel, deren Blog mir sehr ans Herz gewachsen ist.
tier
Und sogar ich habe die berüchtigte Holzbiene endlich mal gesehen! Ich erzähle bald noch ein bisschen. Jetzt erstmal Arbeitsberge abtragen.

Wilder Hund / Täubchenreproduktion
Holzbiene / Meine Lieblingsdinosaurier im Hotelpool / Ein Bankbein
Cave canem in Pompeji / Süße Kätzle im Castello Aragonese (dazu noch mehr)

Letzthin …

IMG_5242
… gab es ein völlig massloses Geballer für den heiligen St. Michael.
Ich bin sicher, es hat ihm gefallen. Mir jedenfalls.

IMG_5272
… hab ich im Morgengrauen die Fähre nach Napoli genommen.
So ist’s in Procida bei Sonnenaufgang. Dazu evtl. mal mehr.

IMG_5294
… hab ich am frühen Morgen den Vesuv bestiegen (naja, so gut wie, also nicht ganz von unten). Ich war die zweite. Und war vor den Kreuzfahrern da. Es gibt ja wieder viele davon. Scheinen mir aber nicht so religiös.

IMG_5391
… war ich froh, dass er ganz still geblieben ist. Obwohl.
Ein bisschen aufregend sieht er ja aus von unten. Oder?

Meine Welt hier. Passt haargenau. Ein Schlager aus den 50er Jahren.
So altmodisch wie ich. Und ein bisschen kitschig.