Archiv für den Monat: November 2012

Dings

Kontrollverlust kränkt die leistungsorientierte Mittelschicht.**
Ich habe es schon mal versucht zu beschreiben (ist mir vermutlich nicht recht gelungen): Das Problem der Angehörigen von Demenzkranken damit, dass jemand nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert, sei es körperlich oder geistig (neben vielem anderen Schweren). Hier ist das noch mal gut erläutert (SPON):
Jörn Klare: Als meine Mutter ihre Küche nicht mehr fand
. Schmerzvoll bleibt das Verschwinden des vertrauten Menschen.

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Nu auch Drei gesehen (hab es ja nicht so mit Spielfilmen):
Schön, heterosexuelle Orientierung als deterministisches Biologieverständnis zu brandmarken (kann man in fruchtlosen Diskussionen auf alles anwenden: Du mit Deinem deterministischen Physik/Religions/Medizin/Politikverständnis. usw. usf.). Unbedingt merken.

Und Sophie Rois‘ Antwort auf Simons (Sebastian Schippers) Frage, ob sie nicht endlich mal heiraten sollten: Ok. Unbedingt merken (Haha).
Und das Haus am Rande von Ostberlin. Ja, genau. Überhaupt, ALLES sehr vertraut, in deren Leben. Aber das Ende. Au weia. (Lautes Haha).*

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Die The Yes Men sind wieder da. Sind mir mit Yes men fix the world mal Nachts im TV untergekommen und haben es tatsächlich geschafft, mich einen ganzen Film (siehe oben) lang zu amüsieren. Andy Bichlbaum und Mike Bonano sind bombig. Anschauen lohnt sich unbedingt. Ist alles fein verlinkt da beim Freitag.

* TT soll mich mal fragen, wie so was ausgeht.

** Ich würde weitergehen und sagen: Unvollkommenheit empört und ekelt eine nach menschlicher insbesondere äusserlicher Perfektion strebende Gesellschaft. Das ist bestimmt kein Mittelschichtsphänomen. Es geht hier genauso um dick, hässlich, geistig und/oder körperlich behindert. Ein Dilemma: Auch ich bin vernarrt in Schönheit (auch wenn ich mich eher in schön schreiben/sprechen/denken verliebe, die andere Schönheit kommt dann eh von allein. Aber Schönheit ist sowieso nicht gleich Perfektion). Mag nicht, wenn jemand sich nicht wäscht, faulige Zähne hat und schmatzt beim Essen. Ok, sagen wir, es geht um Dinge, die man nicht selbst beinflussen kann. Aber wo ist da die Grenze? Kann man z.B. Süchte selbst beinflussen? Ach.

Post aus Berlin

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Schon wieder. Irritierende Post.
Muss ich mir Sorgen machen? Ist es meine Aufgabe, mir Sorgen zu machen?
Werde ICH gebraucht? Will ich da einspringen? Herjeh. Ne.
Der F. war ja mal mein bester Freund. Mein allerbester.

Ne. Bin nicht mehr zuständig (Oder?)

Mörder

Kurzer Nachtrag zur kurzfristig geliehenen Rubrik Mit toten Tieren … (Achtung Miezencontent): Der Plisch hat Gestern den vierten Vogel in zwei Tagen, diesmal einen Kleiber erwischt, als er kamikazemäßig aus dem Stand fast zwei Meter hoch ins Vogelhaus gesprungen ist, die drei Kohlmeisen habe ich verziehen, aber jetz ist Schluss. Noch höher gehängt, das Haus. Wäre doch gelacht. Zur Kenntnis genommen, dass das kein Zufallstreffer war vorgestern.

Plisch ist die übrige Hälfte des berüchtigten Duos Plisch und Plum. Plum wurde im jugendlichen Alter vom (Nichtlieblings)nachbarlichen Jagdhund zu Tode geschüttelt. Genau wie seine Nachfolgerin Quasi. Wir sind immer noch traumatisiert. Aber die wurden verjagt, mitsamt Hund. Die Nachbarn. Ein Glück.

Falls Sie sich jetzt fragen, warum die Miezen so bekloppte Namen haben:
Sie sind alphabetisch benannt. Und ja, wir haben einen ganz schönen Verschleiss (sind aber 38 Jahre Katzenhaltung inzwischen). Und ein Strasse (nicht sehr nah), auf der die Landjugend ihre Führerscheine feiert. Und Füchse. Und Wölfe. Und Bären.

Und da wir noch mehr von diesen Bestien (nicht die Füchse,Wölfe und Bären) Obdach gewären, tritt man sehr häufig in irgendwelche Kadaver (wie auch gerade eben, diesmal gibt es wirklich kein Foto). So ist das nämlich mit den süssen Miezen und der fast freien Wildbahn. Wenn sie die Beute wenigstens verzehrten. Natürlich haben wir die trotzallem ganz doll lieb. Nur ganz manchmal ein bisschen weniger.

Fischsuppe

Gestern für die Sippe gekocht. Bouillabaisse. Einen Eimer voll. Bin inzwischen ziemlich routiniert. Mit Rouille und (unpassendem aber köstlichen) Wein vom Grafen Wilderich von und zu Bodman.

Ich hab immer Freude an denen, wie die mit Vergnügen essen und trinken, weit und breit keine Intoleranzen oder Bedenken, da wird reingehauen, als sei der Krieg gerade erst zu Ende. Sieht man auch, beim Onkel den Bäcker und bei der Kusine, dass sie zwischen Nusshörnchen und Quarktaschen aufgezogen wurde. Die Tante war ein Feger, als sie jung war.*

rena

Schön war es. Besonders herzerwärmend ist auch der einzige, der mal unser aller Rente sichert. Ein vergnügter dürrer Hering. Er hat sogar die Suppe probiert. Eine wahrhaft nachkommensarme Familie. Ach.

Der Karlsruher Zweig kommt sonst auch angereist, mit einem Sack Austern (besorgt zu guten Konditionen im Elsass). Anfangs haben nur der eine Onkel und meine Mutter davon gegessen, inzwischen glibbern ausser der Kusine und der dritten Generation alle mit. Knallhart, ohne Zitrone. Meine Gier nach wirbellosem Meeresgetier wurde dennoch erst auf der Reise hierher von den überquellenden Platten in John Ogdens Fischbude endlich mal vollständig gesättigt. Da muss man mal hin, das ist grossartig! Wie übrigens auch das Wetter in Schottland. Ein Traum.

Der nordbadische Onkel war jedenfalls verhindert, so mussten wir uns mit toten Tieren begnügen. Nicht so schlimm. Und der Nebel verzieht sich! Hab schon nicht mehr dran geglaubt.

* Ich hab mal ein Fotobuch gemacht, zu ihrem 70sten, da war ich platt, ich hätte sie im Leben nicht erkannt. Inzwischen ist sie vollständig assimiliert.

Abrakadabra 2.0

Jetz müssen wir da noch noch mal ran. Wenn jemand hier schon was gelesen hat, hat er vermutlich bemerkt, dass ich auf dem Land lebe, inmitten malerisch sortierter Monokultur, soweit das Auge reicht. Und dass ich für das ordentlich Sortierte nicht sehr viel übrig habe.

Vielemehr gerate ich in Rage über die Art von Land- und Forstwirtschaft, die ringsumher betrieben wird, mit ihren totgespritzen Feldrändern, angebundenen enthornten Turbokühen, die die Sonne nur auf dem Weg zum Schlachthof kurz zu Gesicht bekommen, von zusammengepferchten Schweinen und nackten Hühnern will ich gar nicht erst sprechen. Den Mais, soweit das Auge reicht, der den Boden auslaugt und die Bienen umbringt. Von Wäldern, in denen nur Fichten wachsen, kein Blümchen und kein Kräutchen (und das hier ist noch alles Pillepalle), ok, Schluss jetzt.

Und ich weiss, das es auch anders geht: Einige unbeugsame Biobauern hören nicht auf, als unangepasste Eindringlinge Widerstand zu leisten. Ihre Kühe mitsamt den Kälbern auf Weiden zu schicken, auf denen sogar Blumen blühen. Keinerlei Pestizd zu verspritzen oder Kunstdünger zu verstreuen. Und ob sie dann noch Kuhörner, Schädel oder Gänseblümchen vergraben, ist mir ehrlich gesagt wurscht. Ebenso, ob sie Kamille oder Hornkiesel(?) in ihr Wasser rühren, das 400.000 mal schütteln, verdünnen, herumwerfen oder was auch immer. Und ja, ich bin sogar bereit, Geld dafür zu bezahlen, solange ich welches habe. Und das habe ich auch deshalb, weil ich es nicht für andere Sachen ausgebe.

So kaufe ich ihre Produkte und klage nicht darüber wie teuer sie sind. Und freue mich an freundlichen Menschen und schönen Geschäften, in denen man merkt, dass die Dinge dort mit Wertschätzung und Sorgfalt behandelt werden. Habe mein Badezimmer voller Tiegelchen, gefüllt mit Essenzen, gewonnen aus kontrollierter Wildsammlung oder ökologischem Rosenanbau in Afghanistan (und für solche Typen arbeite ich dann auch noch).

Spotte dennoch unermüdlich über zur Eurythmie gezwungene Pubertierende und sonstige irre Steinersche Ideen. Dennoch. Die neuerdings vielbeschworene Nachhaltigkeit gibt es hier schon lange. Achtung vor der Schöpfung. Der ganzen. Amen.

Abrakadabra

Nach den sehr aufregenden Diskussionen hier und hier, hab ich, anstatt endlich meine Arbeit/Steuer/Post/Gartenwintervorbereitungen zu erledigen, lieber einen ausführlichen Hundespaziergang gemacht. Es gab nur einen winzigen Zwischenfall, eine wilde Krähenjagd (glücklicherweise keine Schafe weit und breit), und als ich da so spazierte und grinste, fühlte ich mich über alle Maßen priviligiert und grossartig. Ha. Und hier, mit Ihnen ist es auch schön.

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Was diverse Heilverfahren angeht, bin ich ja ein Sapperlottsbeispiel, was (Un)glaube alles bewirken kann: Ich bin nämlich in der Lage, selbst die Wirksamkeit von Kortison ausser Kraft zu setzten, was in meinem Fall mitunter ziemlich unpraktisch ist, und die Neurologen zu hilflosen Höherundmehrdosierungen verleitet.

Zweimal in meinem erwachsenen Leben war ich so infektionskrank (Angina 2004 und 2012), dass ich ein Antibiotikum verschrieben bekam (und einnahm). Und raten Sie: Es hat geholfen! Ich war verblüfft und begeistert, weil ich in meinem Erbsenhirn den Zusammenhang zwischen komischen kleinen Tabletten und Genesung nicht in der Lage bin herzustellen. Die Begeisterung hat nicht vorgehalten. Ich hoffe trotzdem sehr, dass die Welcheauchimmermedizin im Ernstfall auch mich heilt, obwohl ich nicht an sie glaube. Trotz aller Beweise.

Apropos, Charlotte, der Rest der Hochzeitskuh, hängt ja hier, um dann biologisch-dynamisch vergraben zu werden. Das ist wieder was für die Homöopathiefreunde. Ich halt’s da eher mit Der Zweck heiligt die Mittel, und umschiffe dieses Thema mit der Lieblingsnachbarin, studierte Biolandwirtin mit Affinität zu Kristallen im Wasser, Bachblüten und dergleichen Hokuspokus. Heute morgen hat sie mir aber wieder grosse Freude gemacht, als ich hier vorbei kam (sie arbeitet inzwischen als Fotografin und ist ausserdem ein Scherzkeks).

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Gestern Abend waren wir zusammen essen. Vegetarisch biologisch lesbisch verkniffen. Ich sehe zwischen allen diesen Dingen KEINEN zwingenden Zusammenhang. Wir zwei haben uns bei echten Frauengesprächen dennoch prächtig amüsiert (Fussball, Sex, Geld, Psychotherapie).

Update zum 01.10.

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Bin ja tatsächlich in die Knie gegangen, nachdem beim Ifon zwar nach und nach die wichtigen Funktionen wieder aufflackerten, Netz hatte ich jedoch fast nie. Geschweige denn Internet. Und da ich ja zu den allerorten gegeisselten unentwegt über den Bildschirm Wischenden gehöre, war das ein unerträglicher Zustand. Offizielle Version: Ich muss ja mitbekommen, wenn die Korrekturen geschickt werden.

Hab also ein neues gekauft und Siri kennengelernt. Eine enttäuschende Bekanntschaft. Sie wusste nicht mal, wer ich bin und über ihr Alter darf sie angeblich nicht reden. Sie konnte mir nicht sagen, was ich abends kochen sollte (Sagen Sie mir, wo Sie sich befinden, dann kann ich Ihnen weiterhelfen ich wusste nicht dass Apple sich für regionale Produkte stark macht). Ich habe dann versucht, ihr einfachere Aufgaben zu stellen, nämlich ein paar Termine zu notieren und mich dann daran zu erinnern. Na, also das hab ich ja trotz ZweiEinfingersystem schneller getippt. Wer? Wann? Wie jetzt nochmal? Ach Fräuleinchen, das mach ich doch in Zukunft lieber wieder selber.

Wobei. Ich hatte diese Woche EINEN Termin. Ein Mittagessen. Allerdings in der Marheinekemarkthalle, in deren Nähe ich mich im Moment ganz und gar nicht befinde. So hat der T. wenigstens mal einen schönen Ausflug nach Kreuzberg gemacht. Er war auch nur so mittelempört. Leider häuft sich sowas gerade. Dummes Ding. Wenn die Siri nicht so umständlich wäre.

Gleich mit dem T. telefoniert (mea culpa) und einig gewesen, dass man (wir) nur weiterhin von dieser grässlichen Firma Produkte anschaffen, weil wir zu faul sind, auf die alten Tage noch in die Untiefen der Windowswelt einzudringen. Mein erster Computer war ein Mac 4400, das war 1997 oder so und ich habe ihn von Opas Erbe gekauft. Zusammen mit einem Scanner für 700 DM. Also der Scanner.

Und dieses neue Telefon lässt sich wirklich tadellos mit meinen sonstigen Maschinen synchronisieren. Ich hab jetzt sogar so eine blöde Hülle.

Zum Thema Mit toten Tieren durch das Jahr, beim morgigen Spaziergang hing am Nussbaum der Lieblingsnachbarn der (bisschen blutige) Kopf ihrer Hochzeitskuh (Geschenk). Zitat: Sie wollte halt nicht aufnehmen. Ach, Landleben. Ich verzichte auf das Foto. Oder?

(P. Trotzki ist begeistert, will gar nicht mehr nach hause)