Archiv für den Monat: November 2012

Schliemannstrasse

121-2171_IMG
Soll man ja nicht machen. War auch keine Absicht. Beim Suchen nach etwas völlig Anderem bin ich gestern wiedermal in den alten Texten hängengeblieben. Und hab mich festgelesen, verblüfft darüber, wer ich einmal war. Und was ich im Vergleich dazu für eine trutschelige hausbackene Person geworden bin. Den Rest des Tages habe ich mit Unterbrechungen darüber nachgedacht, wie ich das finde. Und wie das bei den Freunden so ist. Ausser bei der Schauspielerin (selbst die hat kindswegen aufgehört zu rauchen, von Tabledance ganz zu schweigen), ist allerorten die Sofakultur eingekehrt. Essen mit Freunden statt Morgenzigarette vor dem Club.

Als ich vor einiger Zeit morgens einen Jugendschwarm an der Strassenbahnhaltestelle getroffen hab, mit riesigen Pupillen und ein paar Platten unter dem Arm, ging mir das tagelang nach. Der kam gerade vom Auflegen nach hause, ich war auf dem Weg zur Arbeit. Es kam mir würdelos vor, und ich fand, der C. versuche krampfhaft seine Jugend festzuhalten. Und dass das auf keinen Fall Spass machen kann.

Und während ich so missgelaunt, unzufrieden und vorallem ergebnislos vor mich hindachte, fiel mir dann doch noch das letzte Silvester ein. Das wildeste seit Menschengedenken. Mit trunkenen Geständnissen vor der Klotür, mit Eifersuchtsszenen bis hin zu Handgreiflichkeiten, irren Gesprächen mit irren Pianisten, die Errettung durch den Schimanski, aufwachen in der geheimnisvollen Wohnung einer Fremden nach zwei Stunden Schlaf. Musste mich zwar lange erholen, habe mich aber grossartig gefühlt. Die Stiefel konnte ich danach wegschmeissen.

Aber einmal im Jahr reicht. Ist ja auch sehr ungesund.

Der Bassist ist ein ganz schräger Vogel. Seine schwarze Brille rutscht in die Mitte des Nasenrückens, wo sie vom Höcker gebremst wird. Er redet und bewegt sich so langsam, wie sich das für Bassisten gehört, ich verstehe nicht, was er mir sagt und das liegt nicht an seinem Akzent, das ist die Augenaufreissichbinwilderkünstlermasche. Im Schliemann, liegt ja auf dem Heimweg, dem gemeinsamen, gibt es noch mehr zu trinken, wir sitzen mittendrin zwischen den Oberabgefuckten. Oberabgefuckt.

Hey Joe, sage ich ohne mit der Wimper zu zucken, das kann ich prima inzwischen, und Joe singt in mein Ohr

I met this girl for the first time on Saturday night
Standing in the queue at the Odeon alright
Then I took her by surprise
When I threw her one of my lines
She started smiling and being real fine

2001

Kursiv sieht echt blöd aus.
Und besser war das nicht. Nur anders.

Post aus Berlin

Die portugiesische Freundin, die gerade in meiner Wohnung in Kreuzberg wohnt, schreibt heute morgen:

Kein Zettel im Briefkasten. Der Mann hat mir gesagt er kommt die Lüftung zu checken. Ich habe ihn gefragt warum waren wir nicht informiert. Er antwortet ‚Kein Ahnung‘. Dann sieht er, das Gerat funktioniert nicht wegen ein elektrischen (Strom) Fehler. Er regelte es. Er hat die in 20 Minuten repariert und gegangen. Er kommt nicht wieder.

Das ist doch wunderbar. Wenn alles so ginge, Mensch.

Heute Abend

DSC_0492

huldigen wir einer vielseitig begabten und unermüdlichen Person, die meine unqualifizierten Printussianmerkungen geduldigst über- und umgesetzt hat. Ich kann jetz grosse Bilder. Ha. Überhaupt alles.

Danke, Frau Krabke!

Futter

Was mir früher das Prada-Outlet in Montevarcchi war, (keine Reise wert, die guten Helmut Lang-Klamotten gibt es da nicht mehr und das verbliebene Glitzerglitzer ist unbezahlbar und/oder himmelschreiend, machen Sie lieber einen Ausflug ins Chianti Classico, wenn Sie in der Gegend sind, zum Beispiel nach Panzano, in Metzgerei und Restaurant von Dario Cecchini) ist mir heute das da:

IMG_0645

Obwohl auch ich für die Konvis (wie die Lieblingsnachbarin abfällig zu sagen pflegt) nix übrig hab, liebe ich ihr Einkaufsparadies.

IMG_0648

Gestern zum Beispiel, musste ich 50 Meter Litze kaufen, um die Leitfähigkeit von Frau Montez zu erhöhen. Mit der bin ich immer noch beleidigt, denn das ganze Ausmass ihrer Heimsuchung ist erst nach dem Abtauen des Scheisschnees offenbar geworden. Ich sage gemeine Sachen zu ihr, wann immer ich sie sehe. Das setzt ihr ziemlich zu. Und der Zaun rummst auch wieder.

IMG_0650

Diskretes Erstaunen mit meiner Tischreservierung im Paris Moskau ausgelöst. Ich wollte aber ganz sicher sein, und habe daher etwas Luft eingebaut. Die ländlichen Kusinen reisen in zwei vier Wochen in die Hauptstadt. Die eine wird Einkaufen bis zum Abwinken, die andere wird den ein oder anderen Businesslunch absolvieren (hey JJ!) und sich auch insgesamt mal bei ihrer Kundschaft (und den Lieben) blicken lassen. Und des Abends werden die verfressenenen Damen dann nochmal gemeinsam dinieren.

Themenvorsatz für 2013: Mehr Erotik, weniger über Restaurants. Vielleicht klappt es ja damit.

alle Fotos: Ifon