Archiv für den Monat: Mai 2013

Lieber Heiner,

raps

ich mochte das letzte Buch, hab ich das noch gesagt? Das Manuskript ist bestimmt noch irgendwo, ich bin sicher, ich habe es nicht weggeworfen. Nicht wie die vielen Emails, die das Universum unwiederbringlich verschlungen hat. Hätte ich veröffentlichen können. Titel: Hunderte unverstandener Briefe. Bisschen blöd, dass Du mir erst nach so langer Zeit gesagt hast, dass Du keine Ahnung hast, wovon ich rede. Konnten wir auch nicht mehr klären

Es ist Pfingsten, die Sonne scheint und sie brummen überall rum, die blöden Motorradfahrer. Und ich denke an Dich. So wie ich an Dich denke, wenn ich den Bachstelzen bei der Arbeit zusehe. Das ist nicht so selten.

2002. Wir wetten, dass ich die Kellnerin rumkriege, als sie dann an der Tischkante hängt und mir ihre Lebensgeschichte erzählt behältst du die Fassung und schiebst es auf meinen stark ausgeprägten männlichen Anteil. Sie studiert Literaturwissenschaften, aber ihre Silhouette, da sind wir uns einig, ist tadellos. Du bist nicht beleidigt. Wegen des Misstrauens, und wir beschwören die Liebe und den grossen Abend, und ich die Grenzen, das macht nichts denn es fühlt sich gut an, so ohne Strategie. Ein Vergnügen.

Ich weiss nicht, ob Du gelogen hast. Und wenn, dann war es eine wunderbare sensible elegante Lüge. Du schuldest mir noch 8 Öre für die letzten vier Tequila. Ich schulde Dir noch eine Antwort wegen Havanna. Das ist jetzt schwer, weisst Du. Und anders. Wenn ich nur wüsste, wohin ich sie schicken soll.

Dieses ganze Vermissen bringt zwar nichts, das kann man schon mal sagen, weil das Leben schreitet fort, ohne Rücksicht darauf zu nehmen.

Lange Nächte im Luxus. Heute vermute ich, Du konntest rein gar nix anfangen mit meinem Berliner Bohèmescheiss. Aber warst ja ein höflicher Mensch. Und sehr charmant, wie Du Dir mit Deinem großen weissen Stofftaschentuch den Schweiss von der Stirn getupft hast.

Elf Jahre ist das schon her. Fehlst.

Jahreszeitenübergreifend

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Nur mal angenommen, ich wäre nicht von tiefer Demut und Dankbarkeit erfüllt, dass es inzwischen nicht mehr schneit, ich könnte glatt drüber meckern, dass es kaum über 12 Grad wird und ständig regnet. Ausser Schnecken aller Formen und Farben gedeiht nix im Garten. Und das Schlaufon sieht Tropfen in Lissabon nächste Woche. Aber das lügt bestimmt.

Das Foto ist übrigens gestellt.

Tausendfach blattlos ist mein Schlafzimmerblick hier zu finden.

Liebe, Sex und Zärtlichkeit

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Heute im Wald: Links Esche und Buche, verschmelzend. Das rechts ist ein großes Zweiblatt*, scheint mir. Oder so. Eine wilde Orchidee, ist das nicht großartig? HA!

Ach übrigens, bis zum Wochenende müssen Sie dieses Botanikgequatsche noch aushalten. Aber am Montag fliege ich mit Mme Crabé nach Lisboa. Dann gibts Staub und Fado. Versprochen.

*Wer sich diese Namen immer ausdenkt. Einbeere, Zweiblatt. Ts.

Am Wegesrand

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Eigentlich hatte ich eine sehr lange und komplizierte Abhandlung darüber geschrieben, wie ich unfreiwillig an diese wunderbaren schottischen Gummistiefel geriet. Die wurde wegen völliger Belanglosigkeit gestrichen. Stattdessen nehm‘ ich Sie mal wieder auf meine Morgenrunde mit (die letzten Male hier und hier, schon eine Weile her).

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Vor der Tür geheimnisvolle verschlüsselte Botschaften (die ich natürlich genau verstehe). Kommen wir noch dazu.

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Die ist neu. Also im zweiten Jahr. Bin sehr zufrieden.

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Die sind auch ziemlich neu. Die Schnecken sind sehr zufrieden.

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Ja. Das müsste dann noch einer aufschichten. Der Trotzki wirds nicht sein.

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Wenn es nicht regnete, würde hier eine Rast gemacht. Schöne Tischdecke, oder?

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Der Blick wäre dieser.

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Die wohnen schon seit 80 Jahren hier.

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Und zwei der Türkenbunde (Türkenbündler?) werden blühen.

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Die Gämswurz macht das schon. Schön.

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Das ist übrigens die schwarze Grote. Leider kann ich nicht drüber sprechen, was ich dort fand. Leider leider.

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Und diese Person hat Hunger. (Man beachte den Rotzlöffel links hinten)

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Die Seerose hat den Winter überstanden.

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Und die warten, dass die Eisheiligen endlich rum sind. Ich auch, verdammt.

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Im ortsansässigen Museum war ich zwischendurch auch noch.

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Alles da. Auch in der Provinz.

Alte Buchstaben

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Samstag habe ich Post bekommen, 214 Seiten ausgedrucktes gemeinschaftliches Insnetzschreiben, 13 Jahre alt. Ich habe jetzt bis S. 74 gelesen und: Wie jung wir waren. Wie albern, ernst, oberflächlich, boshaft, maßlos, nachdenklich, brutal, redselig und ungestüm. Was für ein Dokument.

Und was bin ich für eine betuliche Trutschelkuh geworden. Mit Rilke und so.