Diese Dame schläft in meinem Lieblingsgarten. Der wohl der berühmteste in Cornwall ist, und auch der meistbesuchte. Und er ist so wunderschön und besonders, dass mir das, die ich ja dazu neige, etwas blöd zu finden, wenn es die anderen gut finden, überhaupt nix ausmacht. The lost Gardens of Heligan. Aber dazu später. Jetzt müssen wir erst mal übernachten. Das habe ich immer sehr gerne in Mevagissey getan, aber Jim, bei dem ich meine erste geräucherte Frühstücksmakrele vertilgt habe (ja, ich könnte morgens auch Schweinsbraten essen) hat sein Haus verkauft und ist in die Bretagne ausgewandert: Same nature, better wine, ein andermal wohnten wir so, wie ich mir das immer erträumt habe, in einem alten Steinhaus mit Gartenkitschladen und kleiner Gärtnerei mit offener Tür und Blechdose, am Fussweg nach Heligan. In diesem Haus wollte ich meinen Krimi spielen lassen (Expose gelobt, nach dem ersten Kapitel keine Lust mehr, alles wie immer). Als ich das letzte mal da war, war der schöne Garten ums Haus zu Rasen geworden und mit einer riesigen bunten Plastikrutsche verziert. Ich hab mir Sorgen gemacht und zu hause eine Mail geschrieben. Stephanies einziger Sohn ist Fussballprofi in Liverpool. Zu dem sind sie gezogen. Nach Liverpool.
Mevigissey war beim letzten Besuch ein bisschen runtergekommen. Viel Leesrstand, viel to let, ist sicher nicht der schönste Ort an der Kanalküste, ich mag ihn aber. Keine Ahnung, wo man da jetzt gut unterkommt. Ziehen ja alle weg.
Fowey ist auch hübsch. Hier hat Daphne du Maurier gewohnt. Auch hier.
Schlafen und Essen ist beispielsweise möglich im Ship Inn.
Aber jetzt mal nach Heligan. Kann man von Mevegissey aus zu Fuss hingehen, durch die Felder. Oder den Bus nehmen. Falls es doll regnet. Fährt am Pub los.
Schon diese Geschichte ist was für mich. Wikipedia erzählt: Die schriftlich dokumentierte Geschichte Heligans reicht zurück bis ins 12. Jahrhundert. Zweimal wechselte das Anwesen den Besitzer, bis es in der Tudorzeit in den Besitz der Familie Tremayne kam, die es über 400 Jahre lang bewirtschaften ließ. Zwischen 1780 und 1790 ließ Henry Hawkins Tremayne die Gärten so gestalten, wie sie heute wieder zu sehen sind. Im 19. Jahrhundert, als der Garten seine Blütezeit erlebte, arbeiteten zeitweilig 22 Gärtner auf dem Gut. Im Ersten Weltkrieg begann der Niedergang Heligans. Die Gärtner waren im Krieg, und Jack Tremayne stellte das Haus der britischen Armee als Erholungsheim für Offiziere zur Verfügung. Als die Tremaynes das Anwesen 1919 zurück erhielten, waren konnten sie das zum Unterhalt Heligans nötige Personal nicht mehr bezahlen. Das Haus wurde an Freunde der Familie vermietet, den Garten aber nicht instand hielten – Heligan verwilderte zusehends. Jack Tremayne zog nach Italien. Im Zweiten Weltkrieg übernahmen die Militärs Heligan erneut, die Amerikaner übten hier für die Landung in der Normandie. 1970 verkauften die Tremaynes das Haus, das Anwesen selbst blieb im Besitz der Familie. John Willis, ein Nachkomme der Familie Tremayne, erbte Heligan im Jahr 1990. Der 1987 nach Cornwall gezogene Musikproduzent Tim Smit und sein Freund John Nelson lernten Willis und Heligan 1990 zufällig kennen. Zusammen begannen sie 1991 mit einer Gruppe von Gartenbauspezialisten und vielen Helfern, Heligan wieder in den Zustand der viktorianischen Zeit zu versetzen.
Stephanie hat behauptet, halb Mevagissey sei in den verwachsenen Trümmern gezeugt worden. Die Leute da haben jedenfalls eine enge Bindung zum Garten …
Angeblich hat Herr Smit Archäologie studiert. Wie dem auch sei, dieser Garten ist so wundervoll und einfühlsam restauriert und rekonstruiert, dass der Exrestauratorin das Herz auf geht. Es gibt ein Steinhäuschen, in dem die alten ausgegrabenen Gartengeräte ausgestellt sind.
Kennt jemand diese Pflanzen? Ist nicht in Heligan, glaub ich.
So. Natürlich gibt es noch unendlich viele zauberhafte Ortschaften. Die Wellen die gegen die Hafenmauer von Porthleven knallen sind sehr eindrucksvoll. Dort im Ship Inn kann man wunderbaren nicht fritierten Meerkram essen (viel Phantasie haben die nicht mit ihren Kneipennamen). Geräuchert. Im Harbour Inn wohnt man ok hübsch, mit Hafenblick (überhaupt scheinen mir die St. Ausstell-Pups ganz ordentlich zu sein). Portscatho, Portloe usw., alles malerische kleine Dörfchen. Alles zum Selberrausfinden!
In einem der Restaurants von Rick Stein in Padstow muss man wohl gewesen sein. Hab ich mir sagen lassen.
Regenjacke mitnehmen. Festes Schuhwerk. Und einen Adapter für die Steckdosen. Und Vorsicht mit der Vogelgrippe. Von BSE gar nicht zu reden.
Und machen Sie’s am Besten wie die Krabbe und lassen sich viel Zeit. Viel Vergnügen. Hier schneit es. Seit 48 Stunden.
Die anderen Etappen der Reise sind woanders.