Archiv der Kategorie: Über Alles

Birnen

Nach ungefähr sechs Stunden Kopfschütteln und leichtem Zähneknirschen das Android-Tablet für die Greisin zur Rücksendung fertig gemacht und direkt ein Produkt der Gangsterfirma bestellt. Ich fang doch auf die alten Tage nicht mehr mit so einem haarsträubenden Scheiss an. Und wenn ich die Wahl zwischen den einen und den anderen Gangstern habe, dann nehm‘ ich doch die altbewährten.

yksinkertaistaminen

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Ob sie sich was wünsche zum Muttertag, frage ich die Greisin, ein Steak zum Abendessen und einen dunkelblauen Flieder will sie, sagt sie. Kriegt sie.

Dann in der Baumschule hatte ich eine Vision. Wenn also ich mir was wünschen dürfte, möchte ich gerne so eine zeknitterte Alte werden, mit schlohweissem Haar, die einen löchrigen Strohut trägt und ein dunkelgrünes englisches Auto mit Ladefläche fährt. Auf dem Beifahrersitz sitze ein verrupfter Hund (ach, vielleicht ein Enkel vom Trotzki) und wenn ich runter ins Dorf komme, stupsen sich die Kinder so heimlich, starren und kichern und fragen dann doch, ob sie ein bisschen mit dem Hund spielen dürfen. Dürfen sie. Daheim lebe ich in einer wohlwollenden Wohngemeinschaft mit dem Baummann und/oder der schönen Neukölnnerin und meine Kräutertinkturen sind weltberühmt verkaufen sich ordentlich, auch wegen der hübschen preisgekrönten Etiketten.

Meine international reüssierenden steinreichen und berühmten Freunde (das klappt schon) kommen mich für übersichtliche Zeiträume besuchen, um hier ihre innere Mitte zu finden. Dabei unterstütze ich sie mit schlichten Gedanken, praktischen Ratschlägen, raffinierten Speisen und erheblichen Mengen verschiedenster köstlicher Getränke. Geheimisvoller Elexiere und Mixturen. Lauter sowas.

Ginge das?
An ein paar Punkten arbeite ich bereits intensiv.

Und das alles fiel mir nur ein, weil der Flieder nicht richtig in den Kofferraum gepasst hat. Und die Wolken so schön waren.

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Das Internet hat mir ein Hundespielzeug geschickt, mit dem ich den T. in zehn Minuten kleinkriege. Sage nochmal eine was gegen das Internet.

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Patagonisches Eisenkraut.

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Den Riesenkrach am Donnerstag langsam überstanden (ganzer Freitag Mördermigräne). Oder kommt da noch was? Mehr Migräne? Ich dürfte endlich mal wieder sagen: Ich glaube, eine Pause würde uns gut tun.
Bin sehr erleichtert. 10 Jahre zusammenreissen. Ui.

Gut so.

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Bauchmuskelkater. Erstaunen, dass da überhaupt noch Muskeln sind.

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Morgen Vernissage mit Motorsägenskulpturen. Nein, nicht Baselitz. Schlimmer.

Meze

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Die Überraschung, dass man sogar als Boing auf dieser Welt einfach so verschwinden kann. Unschlüssig, ob ich das beruhigend oder beunruhigend finden soll. Wo ist eigentlich Herr Snowden?

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Wiederholt vom F. geträumt. Gestern Nacht endlich in einer Nebenrolle glücklicherweise. Und seine Blondine hatte sehr lächerlich toupierte Haare. Haha. Lächerlich. Die Frau Professor.

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Der Rotmilan versucht wieder, den Krähen ihr Nest abzunehmen. Und die wehren sich wie jedes Jahr erfolgreich. Ob der das mal kapiert, dass da nix geht?

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Sehr froh, dass die Kröten nicht tot, sondern nur vom Liebesspiel entkräftet schwere- und regungslos im Tümpel schweben. Als würde ich das zum ersten Mal sehen. Da wundert man sich schon.

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Altersein rührt mich zutiefst. Bei Mensch und Tier. Mehr als fast alles.
Auch wenn die garstig sind. Und riechen.

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Zur Feier des Anlasses ein Papierbuch gekauft. Richtig mit Umschlag und Seiten.

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426 Termine in zweieinhalb Tagen Berlin. Eigentlich weiss ich genau, dass ich das nicht schaffe, Kommunikationsoverkill, bin ich ja nicht gewöhnt so viel Zwischenmenschlichkeit, versuche es trotzdem wieder. Wie der Rotmilan.

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Und grad kriegen wieder alle Kinder. Seufz.

Regengedanken

130 Robinienpfähle à 2,50 Meter. Was das wieder kostet. Dafür halten sie 30 Jahre. Oder ich stosse das ganze Geraffel ab und kaufe den Leuchtturm. Da könnte ich alle mitnehmen. Und aus der rechten Hälfte machte ich eine Frühstückspension. Lässt mir keine Ruhe, Danke meine Dame, dass Sie mir diesen Floh ins Ohr gesetzt haben. Der uralte Traum. Ein Turm am Meer.

Ausgefuchst

Betreff1
Die schlauen Füchse Reiseforscher von Bo*king haben anhand meiner durchgeführten und geplanten Reisen nach Glasgow, Oban, Vilnius, Riga, Kilkee und Henningsvær rausgefunden, dass ich mich besonders fürs Shoppen interessiere: Jaaa, shoppen, schon das Wort! Dafür fahre ich immer an die irische Westküste. In einen Ort mit 1024 Einwohnern. Wegen der Schnäppchen. Gummistiefel und so. Oder auf die Lofoten. Ein berüchtigtes Shoppingrevier. Ach ja, in Glasgow habe ich ein T-Shirt gekauft. Wegen der Irrsinnshitze. Und weil ich nur Rollkragenpullover dabei hatte. Deshalb bestimmt. (Falls sich jemand für das Wetter in Schottland interessiert: Ist so)

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Ausser auf Fleisch verzichte ich seit einiger Zeit unter der Woche auf Alkohol. Das Kochbier zu opfern ist ein wahrhaftiges Opfer. Aber es war mal an der Zeit, das etwas einzudämmen.

Nur jetz: An Wohl- oder Unwohlbefinden ändert sich rein gar nix. Ich schlafe nicht besser oder schlechter, ich habe morgens genau so viel oder wenig Kopfschmerzen, ich habe genauso gute oder schlechte Laune. Nur eben ohne Alkohol. Der Asket möge nun sagen, na super, dann kann man ihn ja auch weglassen. Ich aber sage, ich werde dieses Experiment zeitnah abbrechen. Bringt ja nix. Und wie wir wissen:
Bier

Frühling

Gestern wurde ich von einem plötzlichen Reparaturwahn befallen. Ein Glück bin ich keine Restauratorin mehr, so habe ich einfach alles mit P*atex zusammengeklebt. Oder mit P*nal (jedenfalls total irreversibel). Die hat alle der Gaul zerbrochen, bei seinen Ausflügen. Zeit war’s. Fürs Heilmachen.
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Den hat mir die K. wieder hergerichtet, ich habe nur noch die Feinarbeit gemacht (ich verlier‘ ja sofort die Geduld). Es hatte auch da einen kleinen Zwischenfall gegeben, allerdings ohne Pferd. Er hat kein Kreuz mehr aber immerhin wieder alle Extremitäten. Jetzt brauche ich noch einen Schreiner.

Zur Erholung sind der T. und ich anschließend eine Runde Berge glotzen gegangen. Also ich. Er Fußboden. Und Krähen. Und Hasen.
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Unterwegs nur Frau Luft und Herrn Wiese getroffen. Vom Wanderverein. Ganz in echt jetzt. Nette Leute. Sonst nix weiter. Der T. war sehr enttäuscht.

Abends Daumenkinographie von Volker Gerling im Theater Konstanz angesehen. Sehr schön. Und ziemlich Berlin 90er Jahre. Ich kannte zwei der Portraitierten. Und seinen ersten Galeristen. Kleine Welt.

Diesunddas

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Der Holzmann und ich haben über zwei Stunden für die Aufnahme gebraucht. Fast 25 Festmeter. Ich hab leichtsinnig gefragt, für was das dann wohl benutzt wird. Ach, nur Palettenholz. Jehemineh. Ich mag wie die Holzänner riechen, nach Motorsägengemisch und Harz. Schön, die Spechte sag ich. Die Würmer sind aufgewacht weiss der Holzmann. Am Valentinstag.

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Herr Guitar vom Quizduell und ich sind schon wie ein altes Ehepaar. Und ich komme einfach nicht unter 38.000.

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Der Igel hat vor den Ferien meine grundsolide Styroporabsperrung durchnagt und wurde erneut in verzweifelt verklemmter Lage aufgegriffen (Wie blöd kann man eigentlich sein? Also wir beide). Er ratzt jetzt wieder. In seinem persönlichen Stammheim. Einmal die Woche wacht er auf, vespert etwas Trockenfutter und verkrümelt sich wieder. So soll es sein.

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Der schöne Theodor aka Kleinmiezer wohnt seit gut zwei Wochen bei einem netten Paar, wird nach Strich und Faden verwöhnt und biologisch-dynamisch ernährt. Er heisst jetzt Sammy.

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Die neue Brille ist kaputt gegangen. Das wird ein neues Hobby scheint mir.

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Der Trotzki hat sich in der Zeit meiner Abwesenheit manierlich benommen, außer wenn Besuch da war. Sagt die Greisin und ist darob etwas verstimmt. Ansonsten ist sie guter Dinge. Sie schläft wieder ein bisschen nachts. Und ist mit mir die Grenzsteine abgelaufen.

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Heute geh ich ins Theater. Naja, fast.

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Und ich habe die 5-Days-Veggie-Week eingeführt. Versehentlich sind auch immer ein zwei vegane Tage dabei. Und am Wochenende gibt’s Steak. Und Schweinsbraten.

Wort zum Sonntag

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Also gerade frage ich mich, warum so viele Menschen in meiner digitalen Umgebung direkt in hytherischen Beifall und/oder selbstmitleidiges Klagen ausbrechen, wenn irgendwo gerufen wird: Mach’s gleich, nutze den Tag und warte nicht, bis Du tot bist. Ich rätsle. Was all diese Menschen davon abhält, wie sie offenbar selbst feststellen.

Es geht hier ja nicht um fundamentale Dinge, wie die Welt zu retten, irgendwo hin auszuwandern, oder sowas wie ein Buch zu schreiben oder eine Platte aufzunehmen. Wobei, die letzten beiden sind ja heut auch nicht mehr so schwierig zu bewerkstelligen. Keine Zeit lasse ich nur in wenigen Fällen gelten, denn ich kenne viele Menschen. Und ich weiss, wieviel Zeit die so verdaddeln. Kein Geld gildet (!) auch meistens nicht, mein Flug nach Shannon kostet knapp hundert Euro. Retour. Und viele Dinge kosten gar nichts.

Ich meine eher die Sachen, von denen unlängst bekannt wurde, sie werden auf Sterbebett am meisten bereut: Zu viel gearbeitet (man glaube mir, so viel arbeiten, dass es gerade reicht ist super, weniger konsumieren ist noch superer*), zu wenig Gefühle ausgedrückt: Warum? Schüchternheit? Das verstehe ich am ehesten. Aber: kann man üben. Ich übe gerade, genau, wie ich versuche, den Großteil der Rottweiler in meinem Leben wegzuschaffen. Schreibe Mails mit Was ist da eigentlich zwischen uns, höre auf (und siehe da, es klappt öfter) beleidigt zu sein, nachtragend. Mache den Mund auf und spreche an, was mir missfällt, und lerne manchmal mit Schmerzen, die bessere Tonlage zu finden. Nicht zu brüllen und nicht in Tränen auszubrechen. Glücklicher sein: Was hält uns ab? Nein, was hält die anderen ab? Ich bin sehr glücklich, ich bin krank, ich habe keine Kinder, keinen Partner und ich liebe dennoch wie verrückt, und ein bisschen werde ich zurück geliebt. Das ist super. Amen.

Natürlich gibt es Unglück. Verlust, Tod, Krankheit, Gewalt, Armut, Krieg. Aber es gibt auch ruhige Zeiten. In denen wir (Sie doch sicher auch), in der Nase bohren, im Internet rumhängen und maulen. Anstatt. Oder?

Ich staune noch immer darüber, wie mir die Welt begegnet, seit ich freundlich zu ihr bin. Verrückter Scheiss. Nur weil man jemanden anlächelt. Wenn ich das früher gewusst hätte, oder ne, ich wusste das, ich hatte es nur vergessen, in B. Seit ich weniger misstraue. Klar, ich werde mal beschissen, aber das ist sehr sehr selten.

Alles ist richtig, auch Weltschmerz und Missmut, solange man sich nicht dauernd beklagt. Was man alles verpasst. Viele Dinge, viel mehr als man denkt, kann man ändern (ausser manchmal, manchmal kann man nicht, wer wüsste das besser als ich. Bloss manchmal zieht man sich einfach ins Nörgeln zurück.)

Jedenfalls, ist ja nett, der Slam von der blonden Studentin, der einem gerade allerorten um die Ohren fliegt. Aber. Ja? Los!

Ach übrigens, kaum eine brüllt beim Autofahren so wie ich, gerne auch so altmodische Sachen wie: Hast wohl Dein‘ Führerschein im Lotto gewonnen? Oder auch frauenfeindlich Na klar, typisch, Du dämliche Kuh, lass lieber Vati fahren oder einfach nur Was glotztn‘ so bescheuert? und viel Schlimmeres, was hier nicht verschriftlich werden soll. Auch das ist ungeheuer wohltuend. Ich schwöre.

* Ja, ich habe keine existentiellen Sorgen, das ist eine großartige Grundlage für Glück. Aber nicht die einzige.