Archiv für den Monat: Juni 2013

Beifang

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Wieder neuen Uferweg spaziert. Zur Hölle mit den Trillionen Radfahrern. Findet der Trotzki auch. Als wir dann den Höhenweg fanden, waren wir allein und hatten den besseren Ausblick. Ha.

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Falls wer trotzdem am Bodensee Urlaub machen möchte, für den hab ich dieses Kleinod entdeckt.

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Heute morgen war wer in echter Rauflaune.

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Und wer anders ziemlich ko. Ein mittlerer Weinschwärmer. Hat wohl die ganze Nacht geschwärmt.

Unbenannt-12
Das erste Mal baden gewesen. Endlich.

Und morgen hol‘ ich die Greisin heim. Endlich.

Alles Gute!

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So, Schluss mit Anmut und Grazie, hier kommt die ungeschönte Wahrheit.

Der alte Montez wäre gestern 95 geworden.
Falls er irgendwo ist, möge er es dort gut haben.

Der Treppenwitz

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Wann immer ich das Wort Treppenwitz irgendwo lese, fächert sich jenes Szenario vor meinem innneren Auge auf: Die Schulze aus dem dritten und die Schmidt aus dem zweiten, auf dem Absatz zwischen ihren Wohnungen neben einer picobelleo abgestaubten Sansevieria stehend, in unterschiedlich gemusterte Kittelschürzen gewandet, stecken die Köppe zusammen. Die Schulze (oder die Schmidt?) zischelt Kennste den schon? Den Rest ins andere Ohr. Und dann kichern beide und sehen sich verstohlen um.

Es riecht nach Bratkartoffeln und ein bisschen nach Bohnerwachs. Aus der offenen Wohnungstür aus dem zweiten wehen ein paar Takte Volksmusik herauf. Die Tapete ist mit Glitzer. Auf jeden Fall ist Sommer.

Und jetzt gehe ich meinen Besuch machen.

Stroke

Wie ärgerlich, sagte die Greisin, da fliegt man schon mal mit dem Hubschrauber an einem solchen wundervollen Tag mit Bergsicht und dann ist man an eine Liege geschnallt und kann nicht rausschauen.

Es scheint, als sei alles nochmal gut gegangen.

Wie hauchdünn sind doch die Schichten des Glücks.

Lieblingstelefonat(e) II

Kundschaft: Ja, ne, können Sie das eine größer und das andere kleiner und alles in einer anderen Farbe machen?

Ich: Ja, das kann ich wohl, das wäre dann der siebte Entwurf, kalkuliert sind aber nur zwei. Und die Konferenz findet nächste Woche statt, wir sollten uns dann mal entscheiden [brummt drohend].

Kundschaft: Ja, ah, aber das sind ja nur ein paar Kleinigkeiten, gell?

Ich: Nein, das bedeutet leider, ich muss einen neuen Entwurf machen, weil die Proportionen und die Farben dann nicht mehr zusammengehen.

Nächster Tag

Kundschaft: Ja, ne, das finde ich nicht so hübsch, und dann sollte ja das und das und das.

Ich: Siehe oben.

Nächster Tag

Ich: Ach so, das Sowiesoministeriumscorporatedesign. Hm ja. Dann muss ich wohl noch einmal von vorne anfangen.

Nächster Tag

Kundschaft: Ja ne, das fand ich ja aber vorher viel besser. Können Sie nicht das Logo in einer anderen Farbe machen? Und das da unten ganz weg? Überhaupt, die Farben, ginge nicht auch Rosa?

Ich: Nein, leider gehört Rosa nicht zu den zulässigen Farben der Bundesregierung.

Kundschaft: Ah, ok, ja. Schicken Sie mir dann nochmal was?

tbc

Nachtrag

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Hierbei handelt es sich nicht nur um eine Suppenschüssel von Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst (dem Reichskanzler des Deutschen Reiches von 1894-1900), wie Herr Schneck seinerzeit in den Kommentaren treffsicher feststellte, das ist, wie nach sorgfältigem Abtragen diverser Schichten (Dreck/Wurzelbürste) deutlich zu sehen ist, die Suppenschüssel, die er auf dem Jungfernflug des ersten Zeppelins* noch schnell vor dessen Notlandung entwendete bemalte. Er hat übrigens tadellos überlebt.

*Am 2. Juli 1900 um 20.03 Uhr fand unter den Augen von etwa 12.000 Zuschauern […] der erste Aufstieg des Luftschiffes statt. Die Fahrt dauerte nur 18 Minuten, dann brach die Winde für das Ausgleichsgewicht und LZ 1 musste auf dem Wasser [des Bodensees] notlanden.
Schreibt Wikipedia

Zusammenstöße

1mai

Es muss im Jahr 95 gewesen sein, auf jeden Fall schon lange her, Walpurgisnacht. Wir waren verabredet am Kollwitzplatz, der A. wohnte dort in einem besetzten Haus, es gab Parties da mit elektrischer Musik und gratis bunte Bonbons in den dunklen Winkeln. Menschen mit breitem Grinsen und stachligen Frisuren. Die Freunde waren vorgegangen, ich hatte mit dem Kommunisten noch schnell den ersten Beelitzer Spargel verspachtelt. Der hatte dann was anderes vor und ich machte mich alleine auf den Weg.

Und geriet arglos bescheuert mittenrein (wird schon nicht so schlimm sein): Tränengas direkt ins Gesicht und Steine um die Ohren. Ein Glück schnell von einem entschlossenen jungen Herrn aus der Schusslinie gezerrt, fand ich mich wieder mit anderen Fassungslosen hinter kaputten Fensterscheiben in einer zertrümmerten Kneipe in der Gas waberte und Wasser stand. Zwischen weinenden Festbesuchern, dicht zusammengedrängt, schutzsuchend. Sah brave Buben, die zu Steinewerfern wurden und fühlte die sich immer weiter aufheizende Stimmung, eine Mischung aus Angst und Aggresivität. Vorallem die Verblüffung, wie schnell aus einem zwangsgelöschten Hexenfeuer ein Aufstand werden kann. Der H. sagte später, nie im Leben hätte er von sich selbst vermutet, er würde jemals Sachen auf Polizisten werfen. Alle warfen irgendwann. Jedenfalls sah es danach aus.

Auf die Party habe ich dann verzichtet. Verklebt, durchnässt, verängstigt mich auf den Nachhauseweg gemacht, vorbei an rauchenden Trümmern. Kein erster Mai mehr für mich von da an. Bin dann immer an die Ostsee gefahren. Oder es gab Spargel mit neuen Kartoffeln auf dem Balkon.

Natürlich ging es da um nix. Trotzdem muss ich beim Bild der Frau im roten Kleid immer dran denken. An Willkür und Schutzlosigkeit.

Ich wünsche den Menschen in der Türkei, dass sie gehört werden. Occupy Gezi!

(Es lebe das Adjektiv)