Ich liebe Fußnotensetzen.1
Steht die Anmerkungsziffer denn nun vor oder nach dem Punkt?
1 Diesesmal 63 auf 66 Seiten. Uff.
Ich liebe Fußnotensetzen.1
Steht die Anmerkungsziffer denn nun vor oder nach dem Punkt?
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Kundschaft: Ja, ne, können Sie das eine größer und das andere kleiner und alles in einer anderen Farbe machen?
Ich: Ja, das kann ich wohl, das wäre dann der siebte Entwurf, kalkuliert sind aber nur zwei. Und die Konferenz findet nächste Woche statt, wir sollten uns dann mal entscheiden [brummt drohend].
Kundschaft: Ja, ah, aber das sind ja nur ein paar Kleinigkeiten, gell?
Ich: Nein, das bedeutet leider, ich muss einen neuen Entwurf machen, weil die Proportionen und die Farben dann nicht mehr zusammengehen.
Nächster Tag
Kundschaft: Ja, ne, das finde ich nicht so hübsch, und dann sollte ja das und das und das.
Ich: Siehe oben.
Nächster Tag
Ich: Ach so, das Sowiesoministeriumscorporatedesign. Hm ja. Dann muss ich wohl noch einmal von vorne anfangen.
Nächster Tag
Kundschaft: Ja ne, das fand ich ja aber vorher viel besser. Können Sie nicht das Logo in einer anderen Farbe machen? Und das da unten ganz weg? Überhaupt, die Farben, ginge nicht auch Rosa?
Ich: Nein, leider gehört Rosa nicht zu den zulässigen Farben der Bundesregierung.
Kundschaft: Ah, ok, ja. Schicken Sie mir dann nochmal was?
tbc
Hierbei handelt es sich nicht nur um eine Suppenschüssel von Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst (dem Reichskanzler des Deutschen Reiches von 1894-1900), wie Herr Schneck seinerzeit in den Kommentaren treffsicher feststellte, das ist, wie nach sorgfältigem Abtragen diverser Schichten (Dreck/Wurzelbürste) deutlich zu sehen ist, die Suppenschüssel, die er auf dem Jungfernflug des ersten Zeppelins* noch schnell vor dessen Notlandung entwendete bemalte. Er hat übrigens tadellos überlebt.
*Am 2. Juli 1900 um 20.03 Uhr fand unter den Augen von etwa 12.000 Zuschauern […] der erste Aufstieg des Luftschiffes statt. Die Fahrt dauerte nur 18 Minuten, dann brach die Winde für das Ausgleichsgewicht und LZ 1 musste auf dem Wasser [des Bodensees] notlanden.
Schreibt Wikipedia
Ach. Vermisse die. Suffköppe.
Gestern mit der Neuköllner Freundin in der ortsansässigen Confiserie:
Ich: mit sehr altem sehr schäbigen Jutebeutel vom Roten Kreuz
Pâtissière: Ach, ein Jutebeutel, sollen wieder ganz modern werden, habe ich gestern im Fernsehen gesehen.
Wir: in die Vollbärte kichernd Ach ja? Dann sind wir ja voll im Trend?!
Pâtissière: begeistert Jaja! Wirklich, das kommt!
In solchen Momenten bin ich viel lieber hier als in Neukölln. Echt mal.
Auf der anderen Seite flankiert mich eine Familie, deren unbestrittenes Oberhaupt wie frisch aus einem Haderercartoon entsprungen scheint. Wann immer er mir sein fragwürdiges Oberlippenbärtchen zuwendet, zucke ich wenig zusammen. Er führt grosse Reden am Tisch, kennt sich mit dem Wein aus und erklärt seiner glatten schlanken blonden Gattin unermüdlich die Welt. Sie lächelt verständnisvoll und nickt. Vorgestern reiste der Sohn an, Abbild des Vaters nur ohne Bart, mitsamt einer wunderschönen hochgewachsenen Freundin, die während des Essens ohne Unterlass verlegen plappert. Von den Reitpferden ihrer Schwester, von den Schweinen im Fluss in Singapur (sic), von den unterschiedlichen Temperaturen der Kühlschrankfächer (Unten das Gemüsefach ist ja das kälteste). Gestern morgen hat sie bei Markèta eine Eierspeise bestellt und diese in grosse Verlegenheit gebracht, denn auf der Karte stehen Omelette, Rühr- und Spiegelei, Eier im Glas und Pancakes. Ja, natürlich, welche hätten Sie denn gerne? Ungehalten: Na, eine EIERSPEISE! Gelernt also (wir beide), in Wien oder so (?) nennt man Rührei Eierspeise.
Vielleicht macht er was mit Autos? Versicherung? Sie gibt Bauch Beine Po. Zweimal die Woche, aus Langeweile. Der Sohn macht in BWL und die Schönheit ist ein Fotomodell.
Paul Grüninger, der Polizeikommandant des Kantons St. Gallen, hat nach der Besetzung Österreichs über 3000 jüdischen Flüchtlingen Zugang zur Schweiz gewährt, obwohl von der schweizerischen Landesregierung eine Grenzsperre erlassen worden war. 1939 wurde er vom Dienst suspendiert, entlassen und wegen Amtspflichtverletzung zu einer hohen Geldstrafe verurteilt.
Grüninger starb im Jahr 1972 verarmt in St. Gallen, 23 Jahre später wurde er vom dortigen Bezirksgericht freigesprochen.
Auch in Deutschland wurden NS-Unrechtsurteile, wie zum Beispiel das Todesurteil gegen den Widerstandskämpfer Hans von Dohnanyi erst Ende der 90er Jahre aufgehoben.
Das Theater St. Gallen hat Grüningers Leben nun als Szenisches Dokument auf die Bühne gebracht.
Publikumsgespräch am 3. März 2013, im Anschluss an die 20 Uhr Vorstellung. Vielleicht schaffe ich ja das mal.
Und hier ist auch deshalb nix los, weil es bei Isa so schön ist. Da werden Schweinkram-Limericks gedichtet. Inwischen sind es schon über 200 300.
Meine:
Ein geiles Mädchen aus Singen
tat für sein Leben gern swingen.
Doch dort traf es sein‘ Chef,
das gab grosses Gekläff,
denn auch der wollte gern in sie dringen.
+
In Rottenburg hauste ein Lump
zwischen vielerlei altem Gelump,
er verführte dort Damen,
die jedoch selten kamen
denn im Bett war er ziemlich plump.
+
Ein dümmlicher Mann aus Berlin,
der wusste nicht richtig wohin
mit all dem Gekröse,
sah er ein eine Möse
und ihm stand nach Beischlaf der Sinn.
+
Üben üben üben. Das wird schon noch.
Das Bild passt nicht, aber ich hab kein anderes. Ist jedenfalls von Beuys (ich bin auch bisschen drauf).
Oder in Tirol einschlafen, in der Steiermark aufwachen.
Erst ein schmaler Bergpfad, rechts geht es ein paar hunderttausend Meter runter. Ich wackle und komme kaum voran, irgendwann ist nix mehr zum festhalten da. Kurz bevor ich abstürze bin ich plötzlich in München in diesem Restaurierungsatelier im Glockenbachviertel.
Dreissig Quadratmeter Tiepolo. Tonci, mein alter kroatischer Freund dreht neben mir wie wahnsinnig auf einem Bürostuhl und singt: Damit wirst Du niemals fertig. Ich sitze, mit gebeugtem Rücken und kratze mit dem Skalpell an einer von zweitausend ölhaltigen Übermalungen. Damit werde ich niemals fertig. Es klingelt. Tonci, also Anton hält inne und saust eilfertig zur Tür. Kommt herein mit Herrn Beuys, der natürlich einen Hut trägt und eine Rolle Packpapier unter dem Arm. Die er ausbreitet auf dem Tisch. Beschriftet mit Ochsenblut, völlig unlesbar inzwischen, Schollen bröseln mir entgegen, denn die Schrift war nach innen gerollt. Sie können mir helfen, hörte ich, sagt er, der Beuys und vor Schreck verschütte ich ein Fläschchen Aceton über dem Tiepolo, der auf einmal ein Pollock ist. Pollocks Rache. Pollock kann mir gestohlen bleiben hatte ich in Venedig gesagt, als ich mit meinem Liebsten vor der grossen Fahne stand, am Markusplatz. Er ging dann alleine und schwärmte von Motherwell und Newman. Ich kündige sage ich zu Herrn Beuys, lernen Sie erstmal etwas Maltechnik und zu Tonci, der Slibovitz in Senfgläser schüttet und uns nötigt zum Anstossen. Das wars meine Herren, auf Ex.
Und danach kam was mit Schladming und Skispringen.
Und dann war endlich Morgen.
Für das kleinste der Patenkinder gestern versucht, das heissgeliebte Lieblingsbuch meiner Kindheit zu besorgen: Richard Scarry: Mein allerschönstes Europareisebuch. Gibt es nur noch antiquarisch.*
Kein Wunder. Von diesem Buch habe ich gelernt, dass Schotten geizig sind, Italiener Taschendiebe, Amerikaner fett (und ihr Nutzen ist, das Loch in einem holländischen Deich zu verstopfen), Iren wegen unerfülltem Kinderwunsch zu dubiosen Heiligtümern pilgern und viele ähnliche Dinge. Selbstverständlich habe ich meine Einschätzung gegenüber diesen Nationen bis heute nicht geändert.
Ich lese ja nun auch dauernd von den bereinigten Kinderbüchern. Dann bin ich mal dieser Meinung, dann wieder einer anderen. Und dann gar keiner mehr. Ein Hin und Her. Zum Beispiel gendere ich in meinen Mails, im Gegensatz zu hier. Da ich nur für Gutmenschen arbeite Bei der Arbeit halte ich das auch in offiziellen Schriftstücken für selbstverständlich und normal, und zwar nicht nur mit einem Zusatz bei allen männlichen Formen im Text seien die Frauen selbstverständlich mit gemeint.
Aber außerdem bin ich früher mal Restauratorin gewesen. Und mir wurde in der Zeit meiner Ausbildung ununterbrochen eingebläut, dass nichts heiliger ist als das Original. Als größtes Zugeständnis können vielleicht ein paar kleine Reste einer älteren Restaurierung sichtbar bleiben, um Geschichte (und die verschiedenen Auffassungen über das korrekte Aussehen) und Patina des Werkes sichtbar zu machen.
Was zum Beispiel ist davon zu halten, wenn die Prüderie der vorletzten Jahrhundertwende eineN berufeneN KünstlerrestauratorIN (also in diesm Fall mich, ich könnte das natürlich auch besser, hab aber keine Zeit) veranlasste, einer fast nackten Bathseba (Hans Memling) ein verhüllendes Badetuch zu verpassen. Darf man sowas? Und sollte man das dann so lassen? Man kann in der Restaurierungsgeschichte ganz gut sehen, was der Zeitgeist mitunter für Blüten trieb, da würden Leute dünner gemacht, angezogen oder vollständig übermalt. Rausgesägt. Zersäbelt.
Schon immer wurden mit mancherlei Darstellungen Gemüter verletzt, lange lange Zeit Kleinwüchsige, geistig und körperlich Behinderte, Mohren diskriminierend und stigmatisierend dargestellt, vermutlich ist das an mancher Stelle immer noch so. Sollen die jetz alle übermalt oder ausgelöscht werden? Heute ist das in der Malerei zu recht undenkbar, selbst wenn es einen gesellschaftlichen Konsens über diese Abscheulichkeiten und Herabwürdigungen gibt.
Wenn wir nun also annehmen, Schriftsteller seien auch Künstler, dann verbietet sich das bei Büchern in absolut gleichem Maße.
Ach. Herr Kid erzählt von den literarischen Abgründen seiner Kindheit, da sind meine italienischen Taschendiebe wieder mal beschaulich.
* Und es wurde inhaltlich überarbeitet und reduziert!.